Mittwoch, 30. April 2025

Was habe ich eigentlich davon?

Was habe ich eigentlich davon?
Bei vielen Arbeiten, angefangen beim Lernen, handwerklichen Tätigkeiten, körperlicher Anstrengung oder langweiligen Aufgaben höre ich oft die Frage nach dem eigenen Vorteil. "Was habe ich davon?", heißt es dann und ich muss eine Begründung abliefern, um die gewünschte Aktion erledigt zu bekommen. Oft und recht einfach lässt sich die Frage mit dem Hinweis auf Vergütung beantworten, es kann auch ein Schritt auf der Karriereleiter sein oder die Erreichung eines erwünschten Ziels, zum Beispiel körperlicher Fitness.

In diesen mehr oder weniger offen angesprochenen Szenarien steht also bewusst die Motivation im Mittelpunkt, wird wahrgenommen und thematisiert. Ob etwas ausgeführt oder weitergemacht wird, ist von guten Argumenten abhängig. Wenn das Gegenüber keinen Sinn erkennen kann oder will, wird es schwierig.

Wieviel leichter und besser läuft es, wenn ein Mensch innerlich motiviert ist. Er möchte intrinsisch motiviert sein Ding machen, etwas entstehen lassen oder weiterbetreiben. Eine enorme Energie, Schaffenskraft und Einsatzbereitschaft steckt in jedem einzelnen Schritt. Da muss nichts mühsam begründet, erbeten, angeregt oder unter Druck gefordert werden. Es flutscht einfach von alleine.

Doch auch diese Seite hat ihre Nachteile. Denn diese von innen kommenden Ziele sind manchmal gar nicht so wünschenswert. Da wird gekämpft, um der Partnerin zu zeigen, wer letztlich am längeren Hebel sitzt. Dem treulosen Freund mal so richtig ein Bein gestellt. Oder ein Gerichtsverfahren angestrengt, um jemand einen Denkzettel zu verpassen. Das kann sich im Einzelfall bis zur sorgsam geplanten Straftat auswachsen.

Und in diesen Fällen - Überraschung - fragt kaum jemand nach dem Sinn und dem eigenen Vorteil. Ist es denn ein erstrebenswertes Ziel, seine Macht zu demonstrieren, ist es über eine kurzzeitige Genugtuung hinaus wertvoll, einen Mitmenschen zu demütigen? Und selbst wenn es das ist, wieviel Aufwand stecke ich selbst hinein, welche Langzeiteffekte sind absehbar, wen will ich eigentlich mit meinen Aktivitäten treffen?

Hier und da steckt die Ursache nämlich in einem selbst, ein Vorwurf, den man sich heimlich macht und den man auf einen Mitmenschen projiziert. Oder der sinnlose Versuch etwas nachzuholen, was durch Ereignisse wie Trennung oder Tod nicht mehr nachzuholen ist.

Hier auf die Meta-Ebene zu wechseln, sich selbst zu beobachten und viel mehr als seinen Mitmenschen die Frage nach Ziel und Sinn zu stellen hilft Energie sparen, gute Laune zurückzubekommen und manchmal sich selbst und die äußeren Umstände nicht übertrieben ernst zu nehmen.

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Mittwoch, 23. April 2025

Das kommt auf den Kontext an

Sind 85 Euro eigentlich viel Geld? Da fallen mir gleich mal zwei Gegenfragen ein: Für wen? Und wofür? Dieser Betrag mag für manche Mitmenschen ein kleiner Reichtum sein, den sie als Wegzehrung für die ganze Woche brauchen. Andere werfen mit diesem Betrag um sich, geben ihn vielleicht nebenher als Trinkgeld. Und dann natürlich die Frage wofür. Für einen Snack in der Fußgängerzone ist es unerhört teuer, für ein technisches Gerät vielleicht ein absolutes Schnäppchen.

Das kommt auf den Kontext an
Was am Beispiel Geld noch recht einleuchtend ist, wird bei Messwerten - gerade in der Medizin - wesentlich intransparenter. Ist ein Soundso-Index von 20 gut oder schlecht? Was liegt ihm denn überhaupt zu Grunde? Meist werden zwar Grenzwerte angegeben ("im Normalfall unter 30"), aber was da genau unter welchen Randbedingungen gemessen und miteinander verknüpft wird, das wissen die beteiligten Fachleute oft selbst nicht.

Sicher ist es manchmal gar nicht notwendig die Messanordnung zu kennen, die chemischen Zusammenhänge zu verstehen oder die Wirkungsmechanismen zu durchdringen. Aber ohne dieses Wissen ist eine Interpretation bestenfalls fragwürdig. Was noch dadurch verschlimmert wird, dass das Bewusstsein für diesen Blindflug im Laufe der Jahre immer mehr abnimmt. "Denn sie wissen nicht, was sie tun" scheint hier der Leitspruch zu sein, eventuell noch zu ergänzen durch ein "aber sie setzen es durch".

Vorsicht also bei allen Zahlen. Der Kontext ist wichtig, die Herkunft spielt eine Rolle, die Randbedingungen und je nach Situation auch so eine Art "Normalwert". Wer das nicht je nach Fall recht sorgfältig berücksichtigt, muss sich über Fehleinschätzungen nicht wundern. Und alleine schon wachsam zu bleiben und auch bei vermeintlich bekannten Kenngrößen nachzufragen ist immer wieder eine Quelle seine Entscheidungskompetenz zu erhöhen.

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Mittwoch, 16. April 2025

Mit wem spreche ich, bitte?

Morgens vor dem Spiegel wird klar, dass meine Architektur in den letzten Jahren ein wenig gelitten hat, insbesondere im Bereich des Oberbauches. Der Beschluss, hier Abhilfe zu schaffen liegt nahe und ich mache mich auf den Weg, um mich von Fachleuten beraten zu lassen.

Mein erster Weg führt zur Ernährungsberatung. Ganz klar, weniger Zucker, weniger Kalorien, eine ausgewogenere Auswahl an Lebensmitteln und die Sorge um die gesunden Inhaltsstoffe. Eine ausführliche Aufnahme meiner Ernährungsgewohnheiten und der konsumierten Mahlzeiten bringt Licht ins Dunkel und mir einen ausführlichen Plan für das weitere Vorgehen.

Einige Stunden später stehe ich am Empfang im Fitnessstudio. Der Trainer ist sehr nett, lässt sich ausführlich meine körperliche Aktivität erläutern und erkennt deutlich den Mangel an Bewegung und gezielten Übungen für die Verbesserung meiner Muskulatur und des entsprechenden Aussehens. Mit Trainingsplan und Aufnahmeantrag schickt er mich nach Hause.

Wo ich allerdings nicht ankomme, weil ich noch einen Termin beim Schönheitschirurgen habe. „Natürlich“, stimmt er mir zu, „können Sie mit Ernährung und Sport viel für Ihren Körper tun. Aber dieses kleine Röllchen da unten... mal ganz ehrlich: das werden Sie dadurch nicht los.“ Gerne würde er mir aber mit einer kleinen Operation helfen, ein wenig Fett absaugen, die Haut straffen und die Optik wieder herstellen.

So könnte ich auch noch die Ansätze von Heilpraktikern oder der Traditionelle Chinesischen Medizin eruieren. Und vermutlich wäre auch die therapeutische Unterstützung durch einen Psychologen hilfreich.

Das alles sind gezielte Ansprechpartner, jeder in seinem Fachgebiet zu Hause und dort fachkundig. In Einzelfällen können sie auch über den Tellerrand hinausschauen und beurteilen, dass sie nur ein Teil des Lösungskonzeptes sind. Sport alleine hilft nicht, Ernährungsumstellung ohne körperliche Begleitung aber auch nicht. Und so weiter.

Was mich zu der Frage führt, welche dieser Fachrichtungen eigentlich antwortet, wenn ich mit einer guten Freundin über mein Problem spreche. Eine mehr oder weniger unauflösbare Mischung der verschiedensten Aspekte, dazu noch priorisiert nach ihren Erfahrungen. Das kann interessante Impulse liefern, kann aber auch völlig unbrauchbar in die falsche Richtung weisen.

Mit wem spreche ich bitte

Da kommt mir unser allwissender Bot in den Sinn. Ja, unser ChatGPT wird mir auch diverse gute Ratschläge geben, aber woher er die hat, welcher (vermeintliche) Fachmann mir da irgendetwas ans Herz legt und in welcher Mischung die Antwort daherkommt: Das alles liegt (systembedingt) im Dunkeln.

So ganz kommt man auch im technischen Umfeld nicht aus dem Dilemma heraus. Wie immer hilft es, sich des Problems bewusst zu sein, im Einzelfall erst mal sondierend nach möglichen beteiligten Fachbereichen zu fragen und dann die konkrete Recherche in diese Richtung zu lenken (z. B. dem Assistenten erklären, in welche Rolle er schlüpfen soll).

Wer nur allgemein fragt, bekommt auch nur eine allgemeine Antwort, nach bestem Wissen des Computers ausgewogen. Aber deshalb nicht unbedingt mit dem für mich richtigen Schwerpunkt. Und am Ende liegt es an mir, sowohl die verschiedenen Sichten zusammenzuführen als auch die geeignete Gewichtung zu wählen.

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Mittwoch, 9. April 2025

Fortschritt ist nur eine Zahl

Gerade gibt es mal wieder ein Update am Computer. Was früher eine große Aktion war, vielleicht einmal im Jahr, ist inzwischen fast schon tägliche Routine. Irgendeine Software muss neue Funktionen erhalten, die der Hersteller als Rechtfertigung für die ständig steigenden Lizenzkosten eingebaut hat. Ein anderes Programm wird von Fehlern befreit und die Datenbankverbindung auf einen neuen Sicherheitsstand gebracht.

Fortschritt ist nur eine Zahl

All das läuft ab, ohne dass ich es explizit angefordert hätte. Von fremder Hand programmiert, durchläuft mein Computer seinen Morgenparcour, lädt das eine, installiert das andere. Und hält mich während dieser Zeit komplett von der Arbeit ab. Poppt mal ein Fenster auf, das ein Ende seiner verborgenen Machenschaften ankündigt, ist schnell ein weiteres auf dem Bildschirm, das den Start einer weiteren Routine ankündigt. Und so weiter. Also der Fortschrittsbalken zum Gesamtfortschritt.

Und da wird es dann endgültig nebulös. Warum die ersten 19 Prozent in einem Fingerschnips durchlaufen werden und dann erst mal eine Pause ist? Nach einer Weile geht es dann weiter, jeder Prozentpunkt wird erarbeitet, 20, 21, 22. Dann wieder schwupps ein Sprung bis 30, man kann kaum folgen wie sich alles überschlägt. Doch oh weh, die nächste längere Pause wartet schon. Erfahrungsgemäß und unabhängig vom Inhalt des Wartungslaufes ist eine Zwischenstation bei 88. Kaffeepause, vielleicht nicht nur für den genervten Anwender, sondern auch für die pausenbedürftige CPU.

Viel Zeit jetzt, darüber nachzudenken, woher die Zahlen für den Fortschrittsbalken eigentlich kommen. Sind das die aus dem Speicher geladenen Bits und Bytes? Oder der Versuch, die Zeit abzuschätzen? Vielleicht eine von einem klugen Algorithmus bestimmte Zufallszahl, um dem Betrachter hektische Aktivität vorzugaukeln? Oder von einem weniger klugen Algorithmus tranchierte Ladeprozedur, deren Abarbeitung als Quotient dargestellt wird?

Ich weiß es nicht. Nur, dass es offensichtlich ist, dass alle mir bekannten Installationsroutinen an dieser Stelle den gleichen Unsinn verzapfen. Es scheint weltweit keinen Entwickler zu geben, der sich dieses Phänomens annimmt, der bestmöglich verlässliche Daten bereitstellt, die dem Anwender eine gewisse Planbarkeit der nächsten Minuten ermöglicht. Das ist nicht gerade die Kernaufgabe eines Computerprogramms, aber einmal am Tag würde man dann sicher in Demut und großer Dankbarkeit an die Herren der Wartung denken.

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Mittwoch, 2. April 2025

Der Wert der Dinge

In meinem Badezimmer stehen verschiedene Fläschchen mit allerlei Parfüms und Düften. Da sind die hochwertigen Flacons vom weihnachtlichen Gabentisch neben den einfachen Familienpackungen mit parfümiertem Deodorant für den Alltag. Manche duften nach Orange, andere verbreiten das Aroma von Mittelmeer und Urlaub. Erfrischen tun sie alle, ein mehr oder weniger angenehmes Hauterlebnis inbegriffen.

Der Wert der Dinge
Doch sie unterscheiden sich deutlich in der Packungsgröße und im Preis. Steht erst mal der Name einer exklusiven Parfummarke darauf, wird es teuer. Und das bei einer recht kleinen Menge. Ehrfürchtig betrachte ich sie, merke sie für das besondere Erlebnis am Samstagabend vor. Eine kleine Portion muss genügen, ich genieße sie vom Öffnen der Flasche bis zum Duschen am nächsten Morgen.

Die Verknappung (kleine Verpackungseinheit) oder der hohe Preis führen also zu einem anderen Umgang mit der Ware. Das beobachtet man auch bei anderen Situationen im Alltag. Ist das teure Obst a priori besser als das billige? Und warum genießen wir nicht auch diejenigen Lebensmittel als etwas Besonderes, die inzwischen zur Massenware geworden sind: Stichwort Südfrüchte.

Klein und teuer ist also wertvoll und erzeugt bei mir unwillkürlich eine erhöhte Wertschätzung. Dabei ist das im einen oder anderen Fall gar nicht zutreffend, sei es, dass die Seifengrundlage des Premiumproduktes gar nicht so gut ist, sei es andererseits, dass ein preisgünstiges Produkt aus dem Drogeriemarkt hervorragende Dienste leistet.

Marketingstrategen kennen das. Man adressiert über den Preis auch eine bestimmte Käufergruppe, schließt explizit die Schnäppchenjäger aus oder wendet sich bewusst an einen Massenmarkt. Einen guten Preis zu setzen, der von der Zielgruppe akzeptiert wird und von dieser nicht nur bezahlt, sondern auch als Gruppendefinition verstanden wird, ist eine Kunst für sich. Wer den Sommer im Club Robinson Urlaub verbringt, möchte nicht nur einen hochwertigen Urlaub erleben, sondern auch von Seinesgleichen umgeben sein.

Fazit: Die Preisgestaltung (bzw. Wertschätzung) ist bei allen Dingen - von Produkten bis zu den eigenen Fähigkeiten - ein Schlüsselfaktor. Da kann man leicht mal unter Wert verkaufen und damit seine Leistung verramschen. Oder allzu hoch pokern und den Marktwert überhöht einstellen. Dann dürfte es schwer werden Interessenten zu finden.

Und als zweite Folgerung aus dem Bild von den Parfümfläschchen kann man sich immer mal wieder die Frage stellen, ob die individuelle Wertschätzung nicht von außen gesteuert wurde. Das gilt natürlich nicht nur für Produkte, sondern auch für Gestaltung, Arrangement, Aussehen und nicht zuletzt für die Liebe in all ihren Ausprägungen.

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