Mittwoch, 18. Dezember 2024

Alles kann, nichts muss

Saß ich dieser Tage mal wieder in einer Präsentation und wurde mit Powerpoint-Folien konfrontiert, die da auf einem hochauflösenden Bildschirm gezeigt wurden. Ich war hin- und hergerissen, weniger wegen der Inhalte, als vielmehr wegen der Faszination für den Bildschirm und die Präsentation. Begeisterung erfasste mich angesichts der beeindruckenden Schärfe des Bildes und der eindrucksvollen Anzahl der Bildpunkte.

Alles kann nichts muss
Aber aus einiger Entfernung, also von meinem Sitzplatz aus, konnte ich nur noch die Überschrift lesen, ein paar Kästchen erkennen und vermuten, dass die darin sichtbaren Striche bei näherer Betrachtung wohl Texte sein sollten. Warum nur, so fragte ich mich, warum müssen die Ersteller solcher Folien das volle Auflösungsvermögen ausschöpfen? Können sie nicht einfach die Regeln, die noch vor wenigen Jahren gültig waren befolgen, und auf Folien nicht mehr als sieben Zeilen Text (in der entsprechenden Größe) unterbringen?

Der Trend der Verkleinerung scheint sich fortzusetzen, endlich kann man alle Gedanken zu einem Thema auf einer Seite unterbringen. Die Informationen zu gliedern, aufzuteilen und so den Zuschauer auf eine Gedankenreise mitzunehmen, scheint keine Rolle zu spielen. „Hier ist mein Bild, es ist dein Problem, wenn du es nicht erkennen kannst“, scheint der Antritt der Folienmaler zu sein.

Selten lässt sich herausfinden, ob es die Verliebtheit in Details, die Begeisterung für ein Thema oder schlicht die Unfähigkeit ist, auf den Punkt zu kommen. Aber unabhängig davon wird der Betrachter (nennen wir ihn mal Kunde dieser Präsentation) so gar nicht in den Mittelpunkt gestellt, eigentlich sogar außer Acht gelassen.

So wie man einen Porsche auch mit 80 Stundenkilometern über die Landstraße fahren kann, gilt auch hier: nicht alles, was möglich ist, sollte man auch bis zum Limit ausschöpfen. Auch wenn der Bildschirm oder Beamer Schriftgröße 8 Punkt noch fehlerfrei darstellt, ist für das entspannte Betrachten eine gut lesbare Schriftart in Größe 20 Punkt wünschenswert. Für die Darstellung der (Kern-)Botschaft ist das allemal adäquat.

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Mittwoch, 11. Dezember 2024

Seitensprung oder Affäre?

In vielen Partnerschaften wird ein mehr oder weniger modernes Modell ausgelebt, bei dem sich die Beteiligten nicht verbindlich und fest aneinander binden. Da geht der Mann auch mal mit einer anderen Frau ins Bett oder die Frau sucht Erfüllung in den Armen eines Liebhabers. So oder so gibt es da einerseits die spontanen und kurzfristigen Aktionen (Seitensprung), andererseits aber auch die mehr oder weniger geplanten und andauernden Verbindungen (Affäre). Je nach Beziehung erfolgt dies heimlich oder sogar in offener Kommunikation, vielleicht sogar expliziter Übereinkunft.

Seitensprung oder Affäre
Der aktuell gesellschaftlich übliche Standard ist eine monogame Ehe, langsam aufgeweicht durch neuere Arten des Zusammenlebens. Eine gewisse Verbindung also zu Abläufen und Prozessen im Unternehmen. Hat man erst mal die Ordnung schriftlich fixiert, dann gibt es einen regulären Prozess, dem man folgen muss. Spontan und im Einzelfall kann man abweichen, das dann heimlich oder mit einer Sondergenehmigung. Der Seitensprung des Prozessmodells sozusagen.

Oder man weicht dauerhaft vom vorgesehenen Vorgehen ab. Schafft sich seinen eigenen Prozess, modifiziert die Schritte, deren Abfolge oder lässt sogar irgendwelche Teilprozesse aus. Das ist dann vielleicht sogar eine bessere Variante (vergleichbar des "richtigen" Partners), aber um im Bild der Beziehungen zu bleiben muss man darüber reden, ob man nicht zuerst die Scheidung einreicht. Den eigenen Prozess neben dem anderen laufen zu lassen widerspricht der geforderten Eindeutigkeit - die man natürlich in dem Zusammenhang gleich auch noch mit in Frage stellen kann.

Möglicherweise müssen wir uns von der klassischen Prozesskette verabschieden. Starr und geradezu altmodisch folgen wir Workflows, bleiben dabei, auch wenn sich längst die Sinnfrage stellt. Zementiert in Tools ist eine Änderung nicht möglich, fast wirkt es wie gemeinsame Kinder, die man erst mal weiterbetreuen muss, bevor man seiner Wege zieht.

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Mittwoch, 4. Dezember 2024

Sozialer Fußabdruck

Sozialer Fußabdruck

In Zeiten von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein begegnet mir immer wieder der Begriff des ökologischen Fußabdrucks. Es geht darum, ob wir im Ressourcenverbrauch so bedacht agieren, dass nach unserer Anwesenheit auf der Erde möglichst wenig verbraucht, das heißt für die Nachwelt verschwunden ist. Oder auch andere Aspekte wie der Zustand der Umwelt, die wir in verschlechterter Form unseren Nachfahren überlassen.

Meist geht es um die Entnahme von Rohstoffen oder Treibmitteln in einer Geschwindigkeit, die über der natürlichen Produktion oder Regeneration liegt. Oder um einflussnehmende Faktoren wie mehr oder weniger schädliche Emissionen. Das alles sind Probleme, die sowohl den Einzelnen als auch die Gesellschaft oder sogar die gesamte menschliche Population betreffen. Dies ist bei der Betrachtung und Bearbeitung jedenfalls zu beachten und wird naturgemäß noch dadurch erschwert, dass es viele Interdependenzen gibt, die kaum zu überschauen sind.

Einen weniger beachteten Fußabdruck hinterlässt aber jeder Einzelne von uns auch im täglichen (Geschäfts-)Leben. Denken wir zum Beispiel an die Müllbeseitigung im öffentlichen Raum. Würden die Bürger die nicht mehr verwendeten Becher, Verpackungen und was auch immer in die (eigenen) Mülltonnen werfen, bräuchten wir keine Aufräumkommandos. Das gilt analog auch für die Kaffeetassen im Büro, die "eigentlich" jeder selbst spülen oder wegräumen könnte. Und schließlich noch als Beispiel die privaten Krankenversicherungen, die bereitwillig auch mehr oder weniger unnötige Untersuchungen und Maßnahmen bezahlen.

In den genannten Beispielen ist der Auslöser nur indirekt betroffen. Steht die nächtlich ausgetrunkene Sektflasche irgendwo in der Fußgängerzone, wird für die Entsorgung ja nicht der Konsument nach seinem Gelage zur Kasse gebeten. Auch der bequeme Kollege im Büro muss nicht mit einem Gehaltsabzug wegen fehlendem Einräumen der Spülmaschine rechnen. Das ist dann irgendwo zwischen Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit zu verorten.

Noch schlimmer wird es, wenn der persönlich erhaltenen Zusatzleistung ein Anspruchsdenken vorausgeht. Ich zahle so viel für meine Krankenkasse und außerdem erwarte ich als privat Versicherter eine Premiumbehandlung. Da ist es doch selbstverständlich, dass ich auch teure Untersuchungen in Anspruch nehmen kann, egal wie groß der Erkenntnisgewinn beim Arzt sein mag. Was dabei viele übersehen, dass auch das dafür notwendige Geld ja irgendwo herkommen muss, und es ist nicht gerade überraschend, dass es gemittelt von allen Versicherten eingesammelt wird.

Anders ausgedrückt kann man festhalten, dass bei Missachtung der Auswirkungen, seien es Aufwände oder Kosten, diese auf eine Vielzahl von Personen umgelegt werden. Die Gemeinschaft zahlt am Ende für jeden Vorteil, den sich der Einzelne verschafft. Da sollte man sich immer mal wieder kritisch fragen, wie groß der ökologische, aber auch der ökonomische (bzw. soziale) Fußabdruck gerade ist.

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