Die Verbindungstechnik unterscheidet drei Klassen von
Verbindungen.
- Kraftschlüssig. Durch eine
(Normal-)Kraft werden zwei Werkstücke miteinander verbunden. Der Tischler
kennt dergleichen zum Beispiel bei Nagelbefestigungen.
- Formschlüssig. In diesem
Fall werden die Werkstücke in der gewünschten Position gehalten, weil ihre
Bewegung eingeschränkt ist. Denken Sie an Schwalbenschwanz-Verbindungen
oder Zapfen bzw. Holzdübel.
- Stoffschlüssig. Die Stoffe
„verschmelzen“ miteinander, so wie man es beispielsweise beim Schweißen
kennt. (Bedingt gilt dies auch für Leimverbindungen beim Schreiner.)
Jede dieser drei Arten hat Vor- und Nachteile. Nicht jede
lässt sich bei jedem Material einsetzen. Und natürlich gibt es auch Einsatzgebiete,
in denen bestimmte Verbindungsmöglichkeiten entweder technisch nicht gehen (Holz kann man nicht löten) oder gar nicht erst in Frage kommen.
Gehen wir nun im Transfer auf Unternehmen und ihre
Organisationseinheiten ein. Das Zusammenspiel bei der Arbeit muss man, analog der Verbindung von
Werkstücken, stets individuell betrachten. Aber vom Typus her gibt es auch hier
drei Klassen.
- Nennen wir es Kraftschluss,
wenn man Austausch, Übergabe oder die Kooperation von außen erzwingt.
Anweisungen und Regelungen sorgen für die formal notwendigen Abläufe.
- Sofern Prozesse ineinander
verwoben oder Arbeitsabläufe (Workflows) in Ketten zwischen den Beteiligten
organisiert sind, ist man beim Formschluss.
- Eine Art stoffschlüssiges
Zusammenarbeitsmodell könnte die Hospitation, der Personalaustausch, oder die Prozessintegration sein.
Wie dargestellt hat jede Form ihre Berechtigung. Professionelle
Tischler kombinieren – sollte es nicht anderslautende Anforderungen geben – bei
jedem Produkt alle drei Formen der Verbindungstechnik. So kommt unter minimalem
Aufwand ein maximal haltbares Ergebnis heraus.
Das gilt ebenso in der Organisationsentwicklung. Selbst die meist
recht ungeliebten Anweisungen (1) sind in manchen Fällen unumgänglich, aber sie dürfen
natürlich nicht als ausschließliche oder auch nur vorwiegende Maßnahme
eingesetzt werden. Besonderes Augenmerk muss man auf die (2) Gestaltung der
Prozesse (technische, aber auch menschliche) legen. Grundsätzlich ist es ein
Gratwanderung, dass Abläufe verzahnt, dabei aber nicht zu stark untergliedert
werden. Einem Bearbeiter nur den Stempel für die Freigabe eines Antrages aus benachbarter
OE zu geben, kann auf Dauer nicht gut gehen.
Und selbstverständlich sind auch die Durchlässigkeit und der
geplante gemeinsame Personaleinsatz (3) nur dann ein gutes Mittel, wenn die
Beteiligten hierbei begleitet werden. Das reine Abkommandieren in eine fremde
Abteilung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eher kontraproduktiv.
Fazit: Betrachten Sie mal eine (gewünschte) organisatorische
Kooperation unter dem Gesichtspunkt der Verbindungstechnik. Und wählen Sie aus,
welche der Typen oder welche Kombination optimal sein könnte. Und dann (unter
Beobachtung) mal ausprobieren – in der Reihenfolge meiner Liste wird der
Anspruch an und der Aufwand für die Betreuung immer höher. Aber es lohnt sich.
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