Mittwoch, 31. Januar 2024

Das muss wehtun

Das muss wehtun
Wer etwas für seine Gesundheit tun will, der geht ins Fitnessstudio. Mindestens dreimal die Woche. Und nicht nur mal so zum Rummachen, nein, es muss schon ein anspruchsvoller Sportkurs sein. Der Schweiß muss fließen, zum Ende der Stunde muss der Körper fix und fertig sein und der Muskelkater am darauffolgenden Tag ist ein absolutes Muss. Sport muss wehtun, sonst bringt er nichts.

Mit Persönlichkeitsentwicklung ist das genauso. Auch hier gilt der Grundsatz, dass man sich mit regelmäßigen Kursen weiterbilden muss. Da sitzen dann alle im Kreis, giften sich auf Anleitung der Trainer an, suchen nach wunden Punkten, die unbedingt bearbeitet werden müssen. Wer nicht heulend aus dem Raum läuft ist noch nicht ausreichend unter Druck gesetzt worden.

Ähm, stimmt das eigentlich? Entwickelt sich der Körper nur nach Muskelkater? Verändert man sein Verhalten erst nach groben verbalen Angriffen gegen die Psyche? Das eine wie das andere mag im Einzelfall stimmen, auch kann man sicher ein Training nicht immer so genau justieren, dass es nicht ein wenig über das Ziel hinausschießt. Aber Muskelkater oder Tränen als Indikator für die Qualität sind nicht fragwürdig, sondern schlicht falsch.

Es empfiehlt sich, auch hier den Profis zu vertrauen und nicht das nachzuplappern, was selbsternannte Fachleute zum Besten geben. Auch wenn es im ersten Moment plausibel scheint. Und die raten zum Beispiel bei Sport zu bestimmter Intensität, Wiederholung, Pulsbereich und das Ganze praktisch ohne Muskelkater. Analog gilt das auch für die Veränderung von Softskills.

Mittwoch, 24. Januar 2024

Vertrau der Technik (oder auch nicht)!

Wetten, dass Sie nicht darauf kommen. Folgende Beschreibung habe ich bei einem Artikel gelesen, aber ohne Foto hätte ich nicht erraten können, um was es geht.

Es wird leicht zu organisieren und zu lagern Ihre Kleinkinder und andere Desktop-Artikel, sogar Obst und Snacks, mit unseren Aufbewahrungsfach! Wählen Sie einen aus und lassen Sie Ihren Schreibtisch ordentlich und organisiert!

Im ersten Moment mag man an ein Büro denken (Schreibtisch, Desktop), aber was hat das mit Kleinkindern zu tun, die wir leicht organisieren und lagern können?

Das Material ist sicher und stark, Textur, nicht leicht zu beschädigen und zu brechen.

Diese Information hilft leider nicht weiter, auch

glattes und empfindliches Oberflächendesign, nicht leicht zu verletzen Hände, und das Design erleichtert es einfach, sich zu bewegen und zu heben

bringt uns dem Artikel noch nicht näher. Doch dann: 

Diese Küchenentreiberschale ist eine Multifunktion und kann als Lebensmittelschale oder Abflussschale verwendet werden 

– jetzt wird es klar! Es geht um eine Küchentreiberschale, die man auch als Abflussschale verwenden kann. Leider ist der eine Begriff nicht in meinem Wortschatz und der andere passt nicht zu Kleinkindern, Aufbewahrung und Schreibtisch. Vielleicht gibt es diese Bezeichnungen auch nur in Hong Kong.

Vertrau der Technik
Um das Rätsel zu lösen: Es geht um eine Abtropfschale für die Küche, eine mit Durchlässen versehene Platte, auf der man sein Geschirr nach dem Spülen zum Trocknen aufstellen kann. Ein wenig spektakuläres Produkt und im Grunde auch nicht besonders schwierig zu beschreiben.

Wie einfach wäre es gewesen, einen Deutschen für die Übersetzung hinzuzuziehen oder zumindest nach dem ersten Entwurf zur Qualitätssicherung zu befragen. Stattdessen das Vertrauen in die Technik, die die Übersetzung im Sinne der Sache und in verständlichen Worten bereitstellt. Oder auch nicht. 

Während es bei dieser Produktbeschreibung zwischen amüsant und rätselhaft verbleibt und die Unverständlichkeit jedem Deutschen sofort ins Auge springt, sind wir bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz an anderer Stelle ziemlich hörig und vertrauen darauf, dass das Ergebnis schon korrekt sein wird.

Dabei sind Punkte wie das abschließende Durchlesen von einem Fachkundigen, das Validieren von Ergebnissen und die Etablierung eines (richtig verteilten!) Vier-Augen-Prinzips gerade bei Nutzung von Automaten und Dunkelverarbeitung unentbehrlich.

Mittwoch, 10. Januar 2024

Selbstmanagement und Fremdmanagement

Wer wie ich im Business unterwegs ist, der hat früher oder später Gelegenheit, sich mit Selbstmanagement zu beschäftigen. Ich erinnere mich an ein Seminar, an dem ich vor vielen Jahren als Standardschulung teilgenommen habe. Es war ein breites Angebot an Ansätzen zu geschickter Terminvergabe, zur Strukturierung der Arbeit, Priorisierung und zum Austarieren von dienstlicher Arbeit und Freizeit.

Viele Inhalte sind zeitlos und auch heute noch aktuell, neue Begriffe wie Achtsamkeit oder Work-Life-Balance sind hinzugekommen. Im Grunde geht es aber nach wie vor um die Optimierung seines Lebens, wobei der Fokus der Betrachtung auf der beruflichen Seite liegt. Sei es der geschickte Umgang mit hoher Arbeitslast, mit der Verteilung von Anspannung und Entspannung oder auch Motivation und Frustrationstoleranz.

Selbstmanagement Fremdmanagement
Und wie man bei der Wirkung zwischen Selbstbild und Fremdbild unterscheidet, so kann man auch hier zwischen Selbstmanagement und Fremdmanagement differenzieren. Steuere ich im ersten Fall mich selbst, so nehme ich beim zweiten Fall Einfluss auf Mitmenschen – dies wird ja klassisch als Führung bezeichnet.

Ich übernehme beim Fremdmanagement also die Steuerung eines anderen Menschen. Ich mische mich mehr oder weniger deutlich in seine Planung ein, zwinge ihm vom Grundsatz her sogar bestimmte Aktivitäten oder Verhalten auf. Inwieweit ich dabei seine persönlichen Interessen, Vorlieben, Möglichkeiten berücksichtige ist erst mal von der Situation und dem Führungsstil abhängig.

Jedenfalls, und das ist ein durchaus wichtiger Punkt, übergebe ich nicht nur Aufträge und Aufgaben, sondern übernehme gleichzeitig auch die Verantwortung dafür, weil ich ja meinen eigenen Willen durchsetze, ihn nur durch eine andere Person umsetzen lasse. Und damit ergibt sich eine Brücke zwischen der Selbststeuerung und der Fremdsteuerung. Denn in beiden Fällen werden Entscheidungen gefällt, werden Verhalten oder Aktivitäten initiiert oder ausgeführt. So viel Energie wie ich in meine Selbstbetrachtung als Grundlage für erfolgreiches Selbstmanagement lege, so viel Engagement muss ich auch in die Fremdbetrachtung legen. Wie sonst soll gutes Fremdmanagement möglich sein.

Und ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass nur dann gute Führung möglich ist, wenn ich mich professionell selbst steuern kann. Wobei ich unter Führung hierbei ein motiviertes Mitmachen und kein aufgezwängtes Durchsetzen verstehe. Es kommt also darauf an, erst mal vor der eigenen Tür zu kehren, die oben erwähnten Aspekte wie (Selbst-)Motivation, Zeitmanagement, Priorisierung, Work-Life-Balance und so weiter für mich selbst zu klären, bevor ich sie bei anderen adressiere.