Wer wie ich im Business unterwegs ist, der hat früher oder später Gelegenheit, sich mit Selbstmanagement zu beschäftigen. Ich erinnere mich an ein Seminar, an dem ich vor vielen Jahren als Standardschulung teilgenommen habe. Es war ein breites Angebot an Ansätzen zu geschickter Terminvergabe, zur Strukturierung der Arbeit, Priorisierung und zum Austarieren von dienstlicher Arbeit und Freizeit.
Viele Inhalte sind zeitlos und auch heute noch aktuell, neue Begriffe wie Achtsamkeit oder Work-Life-Balance sind hinzugekommen. Im Grunde geht es aber nach wie vor um die Optimierung seines Lebens, wobei der Fokus der Betrachtung auf der beruflichen Seite liegt. Sei es der geschickte Umgang mit hoher Arbeitslast, mit der Verteilung von Anspannung und Entspannung oder auch Motivation und Frustrationstoleranz.
Und wie man bei der Wirkung zwischen Selbstbild und Fremdbild unterscheidet, so kann man auch hier zwischen Selbstmanagement und Fremdmanagement differenzieren. Steuere ich im ersten Fall mich selbst, so nehme ich beim zweiten Fall Einfluss auf Mitmenschen – dies wird ja klassisch als Führung bezeichnet.
Ich übernehme beim Fremdmanagement also die Steuerung eines anderen Menschen. Ich mische mich mehr oder weniger deutlich in seine Planung ein, zwinge ihm vom Grundsatz her sogar bestimmte Aktivitäten oder Verhalten auf. Inwieweit ich dabei seine persönlichen Interessen, Vorlieben, Möglichkeiten berücksichtige ist erst mal von der Situation und dem Führungsstil abhängig.
Jedenfalls, und das ist ein durchaus wichtiger Punkt, übergebe ich nicht nur Aufträge und Aufgaben, sondern übernehme gleichzeitig auch die Verantwortung dafür, weil ich ja meinen eigenen Willen durchsetze, ihn nur durch eine andere Person umsetzen lasse. Und damit ergibt sich eine Brücke zwischen der Selbststeuerung und der Fremdsteuerung. Denn in beiden Fällen werden Entscheidungen gefällt, werden Verhalten oder Aktivitäten initiiert oder ausgeführt. So viel Energie wie ich in meine Selbstbetrachtung als Grundlage für erfolgreiches Selbstmanagement lege, so viel Engagement muss ich auch in die Fremdbetrachtung legen. Wie sonst soll gutes Fremdmanagement möglich sein.
Und ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass nur dann gute Führung möglich ist, wenn ich mich professionell selbst steuern kann. Wobei ich unter Führung hierbei ein motiviertes Mitmachen und kein aufgezwängtes Durchsetzen verstehe. Es kommt also darauf an, erst mal vor der eigenen Tür zu kehren, die oben erwähnten Aspekte wie (Selbst-)Motivation, Zeitmanagement, Priorisierung, Work-Life-Balance und so weiter für mich selbst zu klären, bevor ich sie bei anderen adressiere.
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