Mittwoch, 5. Februar 2020

Still kippt der See


Vom einen oder anderen Kollegen höre ich Geschichten über den Gartenteich, der kurz nach seiner Anlage im biologischen Sinne umkippt und dann nach einigem Frust stillgelegt und zugeschüttet wird.
Was ist passiert? Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das Gewässer an seinen Nährstoffen erstickt (Eutrophierung), es hat sich ein unerwünschtes Gleichgewicht zwischen anaeroben und aeroben Abbauprozessen eingestellt – es stinkt und der erhoffte Anblick blühender Pflanzen bleibt aus.

Auch ein Unternehmen kann man überdüngen. Zu viele Spezialisten und Führungskräfte im Verhältnis zu den Sachbearbeitern führen zu einem unproduktiven Schiefstand. Weder kann die Produktion allein durch Steuerung laufen (also ausschließlich durch Führungskräfte), noch ist eine Besetzung allein durch Experten zielführend.

Was tun? Zunächst ist schon bei der Auswahl eine ausgewogene Zusammenstellung wichtig. Und wie in der Natur ist die gelegentliche Durchmischung empfehlenswert (fließende Gewässer neigen nicht zum Umkippen). Führungskräfte, die den Alltag (mal wieder) aus eigener Erfahrung erleben, haben ein besseres Verständnis für die Nöte der Mitarbeiter.

Sinnvoll ist aber auch das „Abernten des Algenteppichs“, also Reduzierung von Einheiten, die den Rest der Organisation zu erdrücken drohen. Compliance, Revision, Security sind wichtige Einheiten, die jedoch nicht die produktive Arbeit anderer Bereiche ersticken dürfen.
Und schließlich gilt es, die schädlichen Einflüsse zu verringern. Gemäß den Erfahrungen bei biologischen Systemen (Eintrag von Düngemittel in Seen) muss zum Beispiel nachdrücklich mit den Aufsichtsbehörden diskutiert werden, inwieweit die dargestellten Anforderungen einen ordnungsgemäßen Ablauf nicht nur begleiten, sondern ihn eben auch hemmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen