Samstag, 21. März 2020

Denk ich an Corona in der Nacht


Eine bemerkenswerte Krise.
Noch nie in meinem Leben gab es so viel zu beobachten, zu lernen, zu erfahren. An sich selbst, an seinen Mitmenschen, an der Gesellschaft und an der Welt.
Inzwischen sind sich alle Fachleute einig: Das Leben auf dem Planeten Erde wird nach dieser Pandemie deutlich verändert sein. Hier ein paar Gedanken zu diesem allgegenwärtigen Thema.
  • Bisher undenkbar: Es gibt ein Leben ohne Fußball (oder ohne Sportverein oder ohne Häkelgruppe oder ohne…)
  • Zögerliche Entwicklungen werden nun sehr kurzfristig umgesetzt. Ganze Betriebe sind überraschenderweise in der Lage, zu Heimarbeit überzugehen.
  • Ein großes Thema (hier: Covid-19) kann schnell die Bühne erobern.
  • Vorher große Themen werden von heute auf morgen nahezu unsichtbar (Greta!?).
  • Menschen sind soziale Wesen. Sie werden erfinderisch, wie sie mit der angeordneten Distanz leben, z. B. mit gemeinsamem Klatschen.
  • Die ganze Freizeitgestaltung erfährt eine Neugestaltung und Umpriorisierung. Wer vorher nur noch lustlos ins Fitnessstudio gegangen ist, wird jetzt kündigen. Aber vielleicht dafür die Freude am Wandern entdecken.
  • Das Zusammenleben im engen Familienkreis muss neu bedacht und gestaltet werden. Die ungewohnte Nähe erzwingt erhöhte Rücksichtnahme. Soziale Qualitäten und Teamgeist geraten wieder stärker in den Mittelpunkt.
  • Reduzierung sozialer Kontakte, Ausgangssperre oder gar Quarantäne im Haus lassen erahnen, wie sich ein Gefängnis anfühlt.
  • Wir bekommen Gelegenheit, uns besser in die Lage von Kriegsgebieten und den betroffenen Menschen hineinzuversetzen.
  • Viele Sachen machen nur in der Gemeinschaft Spaß. Der rückläufige Absatz von Fassbier wird nur bedingt durch erhöhte Nachfrage nach Flaschenbier kompensiert.
  • Jede Neuorientierung ist – für einen Teil der Involvierten – auch eine Chance. Sei es das Vorantreiben von Verhandlungen (Stichwort Homeoffice), sei es der Wucher bei bestimmten Produkten (Hygieneartikeln).

Beim Versuch der Verlaufsabschätzung ist der menschliche Einfluss komplex und praktisch nicht kalkulierbar. Wir wissen aber
  • Menschen unterschätzen Gefahren, die weit weg sind (egal ob „weit“ räumlich oder thematisch gemeint ist). Das ist wie mit dem Sack Reis, der in China umfällt.
  • Anordnungen werden erst dann von (fast) allen befolgt, wenn Sanktionen drohen (ich erinnere an die Einführung der Gurtpflicht im Auto).
  • Die Bereitschaft sich einzuschränken und mitzumachen nimmt mit der Zeit ab. Je positiver die Entwicklung, desto schneller erlahmt die Disziplin.
  • Unter Stress fallen Menschen in mehr oder weniger tierische Verhaltensmuster zurück (z. B. „Hamsterkäufe“)
  • Speziell in Krisen beobachtet man Kollektiveffekte. Wortführer, Trendsetter, Anführer sind gefragt, weil sie die (faktisch vorhandene) Verunsicherung zu reduzieren scheinen.
  • Menschen mit Angst sind empfänglich für Informationen, auch wenn sie mehr oder weniger offensichtlich aus fragwürdigen Quellen stammen. Eine Sprachnachricht über angebliche Studien zu Ibuprofen bei Covid-19 kann sich auf diesem Nährboden viral verbreiten.
  • Wir brauchen Orientierung. Da hilft schon ein Datum (20. April 2020) um Halt zu geben, was auch immer an diesem Tag bezüglich Covid-19 sein mag.
  • Manche Dinge werden nur aufgeschoben und nach dem Abklingen der Epidemie nachgeholt. Wer seinen runden Geburtstag nicht feiern kann dürfte es im Herbst jetzt-erst-recht knallen lassen.
  • Die vorübergehend erhöhte Vorratshaltung wird mittelfristig wieder abgebaut, so dass (insbesondere bei haltbaren Produkten) mit einem temporären Absatzeinbruch zu rechnen ist.

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