Gerade in den stillen Tagen der Heimarbeit wegen der
Corona-Epidemie ist es ein willkommener Sport, den Kurvenverlauf von Gartners
Hype Cycle auf diese Bedrohung anzuwenden. Alles begann mit dem Auftreten
erster Infektionen, zunächst weit weg, dann immer näher und immer bedrohlicher.
Irgendwann ist dann die Aktualität ebenso wenig zu leugnen
wie die Tatsache, dass man nicht nur Zuschauer, sondern Beteiligter ist, die kollektive
Angst steigert sich relativ schnell zu einem furiosen Höhepunkt.
Nach dem Überschreiten dieses Gipfels sackt das Gefühl für
drohende Gefahr wieder ab. Es war ja doch nicht so schlimm, die Fachleute und
Politiker haben übertrieben und die Angstmacher haben uns ganz schön ins
Bockshorn gejagt. Die Gesellschaft erreicht das Tal der Motivation, gegen die
Infektion unangenehme Maßnahmen durchzuhalten.
Dummerweise kommt nun die Realität ins Spiel, denn das Virus
ist weniger aus der Welt als die Menschen es wahrhaben wollen. Es erzwingt die
weitere Beschäftigung mit der Ausbreitung und deren Folgen und macht durch neue
Szenarien deutlich, dass die Gefahr noch nicht vorbei ist. Die vorübergehende
Entspannung weicht einem Wiederanstieg der Panikkurve und damit einem
Nachjustieren der Maßnahmen. Dies geht bis zum Erreichen eines Plateaus, das
auch dauerhaft durchgehalten werden kann und damit nachhaltig zum Zurückdrängen
der Epidemie führt.
Was wir noch aus dieser Analogie erkennen können: Der
Ausschlag der Kurve und deren Streckung ist beeinflussbar, sei es durch Medien,
sei es durch die Art und Härte der Abwehrmaßnahmen. Auch der in der Kultur
hinterlegte Umgang mit Einschränkungen spielt eine wichtige Rolle. Und die Tiefe
des Tales (der Motivation) ist davon abhängig, wie hoch vorher der Gipfel (der
Sorge) war. Hier heißt es klug justieren, um die später unvermeidliche
Dauerbehandlung gut vorzubereiten.