Mittwoch, 16. Juni 2021

Die Drehzahl der Menschen

Verbrennungsmotoren haben ihre optimale Arbeitsdrehzahl. Die ist bei Dieselmotoren recht niedrig, wir kennen das Tuckern der Maschinen in Schiffsrümpfen. Bei anderen Motoren ist sie deutlich höher, als Beispiel nenne ich Motorräder. Ist man unter dieser Drehzahl, erhält man geringe Leistung und der Motor könnte unter Last stehenbleiben. Bei zu hoher Umdrehungszahl nimmt die Leistung ebenfalls ab und der Verschleiß nimmt drastisch zu. Es ist also ratsam, jedes Antriebsaggregat weitgehend mit seiner  spezifischen Drehzahl zu betreiben.
Das ist im übertragenen Sinne bei Menschen ähnlich.

Da gibt es diese ruhigen Typen.
Ohne Hast gehen sie durch den Alltag und durchs Leben. Bei Bedarf gehen sie etwas schneller, aber so richtig flott werden sie nie. Versucht man, sie über ihre innere Geschwindigkeit zu bewegen, dann reagieren sie ablehnend und sperrig.
Andererseits die eiligen Zeitgenossen.
Alles muss schnell gehen. Und überhaupt muss sich immer irgendwas bewegen. Im Urlaub wird das Herumliegen am Strand zur Quälerei. Dann wird ihre Drehzahl mächtig nach unten gedrückt. Schlechte Laune und die Suche nach Beschäftigung sind erwartbare Reaktionen.
Dazwischen die Normalos.
Auch die haben ihre Geschwindigkeit, ihren Rhythmus. Sehr individuell und unabhängig vom Thema. Wer durchs Leben eilt, wird dies nicht nur im Beruf machen, sondern auch im Umgang mit seinen Mitmenschen und bei der Wahl seiner Hobbies. Und wer eher betulich unterwegs ist, der lässt seine Ruhe auf sein gesamtes Umfeld ausstrahlen.

Interessant in diesem Zusammenhang auch die körperliche Komponente. Der optimalen Drehzahl entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck, Drogenkonsum, Verspannungen etc. einerseits, der Hang zu Depression und Übergewicht andererseits, erhöht.

Und um es ganz deutlich zu sagen: Diese Grundgeschwindigkeit können wir kaum oder gar nicht beeinflussen (sie ist spezifisch für das einzelne Individuum). Wir fahren vielleicht ein langes Leben lang in der Kolonne der Lastwagen ganz rechts oder wir führen ein kurzes Dasein auf der Überholspur. Es ist abwegig, irgendwelchen Mitmenschen ihre träge oder hektische Art vorzuwerfen oder sie zu einer Änderung zu bewegen. Denn wie beim Verbrennungsmotor gibt es nun mal einen Optimalbereich, und der ist – wie der Kölner sagt – bei jedem Jeck anders.

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