Mittwoch, 12. Januar 2022

Künstliche Intelligenz

Vor einigen Monaten hörte ich von einem Bekannten, dass er meine E-Mail nicht bekommen habe. Ich wurde unsicher, schaute in meinem Postfach nach, doch, ich hatte die Nachricht geschrieben und versendet. Nur war sie nicht angekommen. Keine Fehlermeldung, kein Hinweis auf Zustellungsprobleme. Andere E-Mails waren störungsfrei übertragen worden, nur diese eben nicht, grundsätzlich an diesen Bekannten nicht. Und dann wieder eine, die nicht zugestellt wurde, diesmal an einen anderen Empfänger.
Es dauerte mehrere Wochen, bis ich herausbekommen hatte, was passiert war. Durch nicht mehr nachvollziehbare Auslöser war mein gesamtes E-Mail-Postfach auf einen anderen Server umgezogen worden, der als nicht vertrauenswürdig eingestuft ist. Mit anderen Worten ich wurde behandelt wie ein Spam-Verteiler. Manche empfangende Postfächer leiteten meine E-Mails angesichts dieses Versandservers ungesehen in einen Papierkorb.
Ohne menschliches Zutun hatte ein Roboter entschieden, dass ich Spam verschicke und mein Postfach deshalb auf den Spam-Server gehöre. Was ihn zu dieser Einschätzung gebracht hat, ist angesichts der aufwändigen und fortlaufend optimierenden Regelmaschine nicht rekonstruierbar.
So sehr ich die Errungenschaften von künstlicher Intelligenz und selbstlernenden Algorithmen zu schätzen weiß, das Ganze hat eben auch seine Grenzen. Und wie bei Menschen gibt es eben auch
künstlich mehr oder weniger intelligente und mehr oder weniger doofe Computer. Man ist ihnen ausgeliefert, werden Kreditanträge von solchen über Statistiken gesteuerten Beurteilungen entschieden. Das ist noch halbwegs transparent und kann eventuell durch ein Gespräch mit dem Kundenbetreuer gerade gebogen werden. Aber spätestens bei vollautomatisierten Entscheidungen ist es fatal, wenn man an einen fehlprogrammierten oder schlichtweg unintelligenten Roboter gerät.

So richtig überzeugend ist die aktuelle Situation noch nicht. Sei es, weil die Ergebnisse wie im täglichen Leben von fremden Einflussfaktoren geprägt sind (z. B. lässt sich die Reihenfolge der Trefferliste bei Google durch Zahlung verändern). Sei es, weil die Berechnung zwar korrekt, die Datenbasis aber unzureichend ist. Sei es, weil man mit dem individuellen Fall schlicht nicht im Signifikanzbereich der verwendeten Statistik liegt.

Zur Unterstützung von Massenbearbeitungen ist Künstliche Intelligenz aus meiner Sicht ein guter Ansatz, als alleiniger und unbeaufsichtigter Prozess allerdings höchst fragwürdig.

[Siehe auch: Natürliche IntelligenzEmotionale Intelligenz]

[Andere Blogs: Dienstliche GlossenFeingeistiges] 

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