Interdisziplinäre Ansätze - Analogien, Gleichnisse, Anregungen für Perspektivenwechsel. Neuigkeiten jeden Mittwoch.
Mittwoch, 25. Januar 2023
Wir spüren nur Veränderung
Mittwoch, 18. Januar 2023
Aber das kann ich doch gar nicht (2)
Kaum hat ein
Mitarbeiter das gemacht, was er kann - nämlich gute Ideen zu entwickeln – muss
er etwas machen, was er nicht kann – nämlich diese Ideen in die Tat umsetzen.
In zahllosen Persönlichkeitsmodellen werden Menschen bestimmten Kategorien zugeordnet. Da gibt es zum Beispiel die chaotischen Kreativen, die Planer und Projektleiter, die akribischen Qualitätssicherer, nicht zu vergessen die Vertriebler.
In diesem Zusammenhang gefällt mir insbesondere das Teammodell von Belbin, denn er betont, dass richtig gute Ergebnisse nur bei Kombination dieser verschiedenen Typen erreicht werden können. In den seltensten Fällen ist eine Persönlichkeit ausschließlich einer Kategorie zuzuordnen, vielmehr hat man es oft mit Kombinationen zu tun, beispielsweise ein Projektleiter mit Vertriebsqualitäten. Was aber eigentlich nie vorkommt ist die Abdeckung aller Facetten.
Hierzu werfe ich einen Blick auf das Bild von der
Glühbirnen-Leuchte. Damit hier etwas leuchtet braucht man
(1) Strom und Stecker (sind da Standards zu berücksichtigen?)
(2) Eine Glühbirne (kann man die fertig kaufen oder muss man sie bauen?)
(3) Eine Fassung (marktgängig, aber für dieses Objekt anzupassen)
(4) Feinmechanik (wer sorgt für die technische Zeichnung, wo
bekommt man die Bauteile?)
(5) Elektrokabel (marktgängig, wer sorgt für den Anschluss
und die Prüfung?)
(6) Ein Zielbild und eine Gesamtplanung
Schon bei diesem simplen Beispiel wird klar, dass hier verschiedene
Disziplinen zusammenarbeiten müssen. Häufig sehe ich höchst einfallsreiche
Objekte, die von einem Designer entworfen, aber vom beauftragen Handwerker schlampig
umgesetzt wurden. Bei unserem Glühmännchen könnten die Beine durch
unprofessionelle Isolierung der Elektroleitung unter Strom geraten. Oder die
Glühbirne in ihrer Fassung die Elektrik überhitzen.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich zwangsläufig, dass man kreative Menschen nicht a priori zur Umsetzung ihrer Einfälle einsetzen kann. Entweder gelingt ihnen die Umsetzung nicht, weil sie sich damit schlicht nicht auskennen, oder sie leben die Umsetzung kreativ aus, was in einem geordneten Betrieb ziemlich leicht zu Durcheinander führt.
Warum, so frage ich mich, wird diese praxisferne Kombination erwartet? Im täglichen Leben wird doch kein Handybenutzer gezwungen, technische Anforderungen zu formulieren, nur weil er vorschlägt, den Routenplaner mit dem Adressbuch zu kombinieren.
Die Lösung liegt darin, die Einfallsreichen (ohne Umsetzungskompetenz) mit den Einfallslosen (mit Umsetzungskompetenz) zusammen zu bringen. Wobei man – ganz im Sinne von Belbin – betonen muss, dass der eine nicht besser ist als der andere, aber ohne die jeweilige Gegenseite nicht wirklich erfolgversprechend agieren kann.
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Mittwoch, 11. Januar 2023
Corona, Autofahrt und Börse
Mittwoch, 4. Januar 2023
Das Trägheitsmoment in der Führung
In Physik hatten wir in einer Experimentalstunde so kleine Kugeln
auf dem Tisch, die haben wir über eine schiefe Ebene rollen lassen und die Zeit
gemessen. Und in einem zweiten Experiment mussten wir die Kugeln an einem
Magneten vorbeirollen und je nach Magnetstärke den Ablenkwinkel notieren. In
beiden Fällen hatten die Bewegung und ihre Veränderung etwas mit einer äußeren
Krafteinwirkung (Erdanziehung bzw. Magnet) zu tun.
Daran dachte ich dieser Tage, als ich bei Gaby im Sportkurs war. Zum Aufwärmen hatte sie jeden von uns mit einem Gymnastikball versehen und wir sollten ihn durch den Raum rollen lassen, dabei aber jeden Zusammenprall vermeiden. Entsprechend musste man hinter dem Ball herlaufen und ihn dauernd anstoßen, in seiner Richtung beeinflussen, mal um einem entgegenkommenden Ball auszuweichen, mal um zu verhindern, dass er gegen die Wand stieß. Ein anstrengendes Unterfangen und nach wenigen Minuten waren wir außer Atem.
Heute fielen mir im Zusammenhang mit dem Muskelkater aus Gabys Kurs wieder das Aufwärmtraining und meine Assoziation zum Physikunterricht ein. Und ableitend wurde mir klar, dass ich den Ball oder seinerzeit die kleinen Stahlkugeln geführt hatte. Von alleine hatten sie sich ihren Weg gesucht, dafür hatte ich keinerlei Aufwand betreiben müssen. Im Schulunterricht hätte ich die Kugeln auf dem ebenen Labortisch rollen lassen können, bei Gaby einfach nur quer durch den Sportraum. Aber ich wollte auf die Trägheit der (geradlinig-gleichförmigen) Bewegung Einfluss nehmen, und dafür brauchte ich in beiden Fällen Kraft.
Nicht im physikalischen, aber im intellektuellen oder emotionalen Sinne finden wir dieses Trägheitsmoment der Bewegung auch in der Führung wieder. Einen Mitmenschen zu führen erfordert Kraft, unterschiedlich viel und unterschiedlich oft, aber sobald wir seinen Weg, seine Aktionen oder seine Ziele beeinflussen wollen geht dies nicht ohne Krafteinwirkung.
Wie stark die Wirkung bzw. wie gering die notwendige Kraft ist, hängt dabei zum einen vom gewünschten Kurswechsel und zum anderen von der inhärenten Trägheit (in der Physik: Masse) ab. Und spätestens an diesem Punkt wird es spannend, denn auch hier können wir bei der Physik abschauen. Ergänzen wir unsere Überlegungen nämlich noch mit der Massenanziehung, dann genügt es, ausgewählte Körper in ihrer Route zu ändern, sie ziehen andere Körper (mit geringerer Masse, das heißt geringerer Trägheit) mit in Richtung der neuen Bahn. Strategiewechsel müssen nicht jedem einzelnen Mitarbeiter nahegebracht werden, sind aber unbedingt den Leitfiguren (das sind die Drahtzieher, nicht unbedingt die hierarchischen Führungskräfte) zu vermitteln.
Anders ausgedrückt reicht es, sich auf die Rädelsführer zu konzentrieren, die sorgen für das Abholen der Mitläufer. Womit klar wird, dass es eklatant wichtig ist, diese tatsächlichen Meinungsbildner zu identifizieren und (unter „Krafteinsatz“) mitzunehmen - der Rest erledigt sich dann sozusagen von alleine.
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