Mittwoch, 18. Januar 2023

Aber das kann ich doch gar nicht (2)

Kaum hat ein Mitarbeiter das gemacht, was er kann - nämlich gute Ideen zu entwickeln – muss er etwas machen, was er nicht kann – nämlich diese Ideen in die Tat umsetzen.

In zahllosen Persönlichkeitsmodellen werden Menschen bestimmten Kategorien zugeordnet. Da gibt es zum Beispiel die chaotischen Kreativen, die Planer und Projektleiter, die akribischen Qualitätssicherer, nicht zu vergessen die Vertriebler.

In diesem Zusammenhang gefällt mir insbesondere das Teammodell von Belbin, denn er betont, dass richtig gute Ergebnisse nur bei Kombination dieser verschiedenen Typen erreicht werden können. In den seltensten Fällen ist eine Persönlichkeit ausschließlich einer Kategorie zuzuordnen, vielmehr hat man es oft mit Kombinationen zu tun, beispielsweise ein Projektleiter mit Vertriebsqualitäten. Was aber eigentlich nie vorkommt ist die Abdeckung aller Facetten. 

Aber das kann ich doch gar nicht Teil 2

Hierzu werfe ich einen Blick auf das Bild von der Glühbirnen-Leuchte. Damit hier etwas leuchtet braucht man

(1) Strom und Stecker (sind da Standards zu berücksichtigen?)

(2) Eine Glühbirne (kann man die fertig kaufen oder muss man sie bauen?)

(3) Eine Fassung (marktgängig, aber für dieses Objekt anzupassen)

(4) Feinmechanik (wer sorgt für die technische Zeichnung, wo bekommt man die Bauteile?)

(5) Elektrokabel (marktgängig, wer sorgt für den Anschluss und die Prüfung?)

(6) Ein Zielbild und eine Gesamtplanung

Schon bei diesem simplen Beispiel wird klar, dass hier verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten müssen. Häufig sehe ich höchst einfallsreiche Objekte, die von einem Designer entworfen, aber vom beauftragen Handwerker schlampig umgesetzt wurden. Bei unserem Glühmännchen könnten die Beine durch unprofessionelle Isolierung der Elektroleitung unter Strom geraten. Oder die Glühbirne in ihrer Fassung die Elektrik überhitzen.

Aus dieser Erkenntnis ergibt sich zwangsläufig, dass man kreative Menschen nicht a priori zur Umsetzung ihrer Einfälle einsetzen kann. Entweder gelingt ihnen die Umsetzung nicht, weil sie sich damit schlicht nicht auskennen, oder sie leben die Umsetzung kreativ aus, was in einem geordneten Betrieb ziemlich leicht zu Durcheinander führt.

Warum, so frage ich mich, wird diese praxisferne Kombination erwartet? Im täglichen Leben wird doch kein Handybenutzer gezwungen, technische Anforderungen zu formulieren, nur weil er vorschlägt, den Routenplaner mit dem Adressbuch zu kombinieren.

Die Lösung liegt darin, die Einfallsreichen (ohne Umsetzungskompetenz) mit den Einfallslosen (mit Umsetzungskompetenz) zusammen zu bringen. Wobei man – ganz im Sinne von Belbin – betonen muss, dass der eine nicht besser ist als der andere, aber ohne die jeweilige Gegenseite nicht wirklich erfolgversprechend agieren kann.

[Andere Blogs: Dienstliche GlossenFeingeistiges]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen