Da sind wir also mittendrin: In der Zeitlücke, die sich durch die Diskrepanz zwischen christlichem und weltlichem Kalender ergibt. Wir machen Urlaub „zwischen den Jahren“ und haben keine Angst, in eine Art Zeitloch zu fallen.
Diese Tage sind so eine Art zeitliches Niemandsland. Hat das Christentum sein Jahr mit dem 24. Dezember abgeschlossen und startet am 25.12. in das neue Jahr, haben die Menschen des ursprünglich römischen Reichs noch ein paar letzte Jahrestage bis zum 31.12. vor sich.
Wie gut, dass unser Körper weder auf den einen noch auf den anderen Kalender Rücksicht nimmt. Er stellt nur fest, dass es eine kurze Pause von Schlemmerei und Sozialkontakten gibt, bis es mit lauten Geräuschen, ausgedehnten Essensgelagen und großen Treffen erneut hoch hergeht.
In der Wirtschaft gibt es unterschiedliche Situationen. Einige Unternehmen haben höchste Last, müssen noch Abschlüsse erstellen, Folgeverträge schließen oder Zielerreichungen durchziehen. Bei anderen Unternehmen geht der Ablauf unverändert weiter, weil die Konsumenten auch in den Tagen nach Weihnachten in den Supermarkt kommen oder der Müll abgefahren werden muss.
Aber gerade in Dienstleistungsbranchen mit hohem Beratungsanteil, beispielsweise rund um das Finanzwesen, gibt es eine ausgedehnte Phase mit deutlich reduzierter Produktivität. Tatsächlich endet das Jahr hier etwa Mitte Dezember und beginnt Mitte Januar. Die Zeit dazwischen kann man mit Fug und Recht „zwischen den Jahren“ nennen.
Und während die Arbeiter noch für die 35-Stunden-Woche kämpfen haben Berater diese längst in Form des 11-Monats-Jahres eingeführt.
[Weitere Blogs: Dienstliche Glossen, Feingeistiges]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen