Die Geschichte der zutreffenden oder falschen Nachrichten ist so alt wie die Menschheit. Sicher hat schon in der Steinzeit die Information über den Kampf zwischen dem Braunbär und dem Jäger aus der Nachbarhöhle die Runde gemacht. Dabei war es gar kein Braunbär, sondern ein Waschbär, der sich bis in den Höhleneingang vorgewagt hatte. Ob es ein Kommunikationsfehler oder Angeberei war lässt sich nicht mehr rekonstruieren, aber ganz eindeutig war es eine Falschmeldung.
Und so ging das natürlich weiter. Mal ging ein wichtiges Detail versehentlich verloren, mal war es ein Übersetzungsfehler, ein falsch verstandenes Wort oder eine schrittweise Veränderung, wie wir sie vom Kinderspiel „Stille Post“ kennen. Es gibt genügend Gelegenheiten, bei denen sich eine Nachricht verändert, verkürzt oder ausgeschmückt wird, ihren Charakter ändert oder durch eine Ungeschicklichkeit sogar ins Gegenteil verkehrt.
Daneben verläuft die absichtliche Veränderung, die Manipulation, Einfärbung oder gewünschte Meinungsbeeinflussung mit taktischen Komponenten. Aus dem Verständnis, dass Informationen das Grundgerüst unserer Meinungsbildung und die Basis unserer Entscheidungen sind, wurde schon immer viel Wert darauf gelegt, diesen wichtigen Faktor sorgfältig zu steuern. Der Begriff Bundesnachrichtendienst oder auch die Einrichtung ganzer Kommunikationsabteilungen in großen Unternehmen zeugen von der Wichtigkeit für den Umgang miteinander und die Steuerung von Menschengruppen.
Abgesehen von unbeabsichtigter und beabsichtigter Veränderung gibt es noch die Informationsvielfalt, die eine verbindliche Sachkenntnis zu einem Thema unmöglich macht. Steigt man zu einem beliebigen Thema, sagen wir mal Blutzuckerrelevanz von Süßstoff, in die Recherche ein, so wird man dazu tausende von Artikeln im Internet finden. In zahlreichen Newsgroups werden mehr oder weniger sachliche Debatten geführt, wissenschaftliche Studien zitiert und das alles mit Glaubenssätzen ergänzt. Gelingt es, an die Primärquellen heranzukommen, so gibt es aber auch dort widersprüchliche Forschungsergebnisse, eine eindeutige („richtige“) Linie ist nicht zu entdecken.
Wen wundert es dann, wenn er bei der technisch unterstützten Suche keine belastbaren Antworten auf seine Fragen findet? In einer Gemengelage aus zutreffenden Fakten, interessensorientierten Halbwahrheiten, wissenschaftlich unausgegorenen Studien, voreiligen Schlüssen und starrsinnigen Behauptungen können weder Google noch ChatGPT weiterhelfen.
Übrigens finden wir die Schwierigkeit der Nachprüfung von Fake News auch in der Bibel. Die Geschichte vom ungläubigen Thomas (Joh 20,19–29) zeugt vom Versuch, den Wahrheitsgehalt einer Nachricht nachzuprüfen. Damit schließt sich der Kreis zum Anfang dieses Gedankenablaufs, der mit der These der Untrennbarkeit von Nachrichten und Fake News eingestiegen war.
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