Mutter Natur ist uns ein konkurrenzlos gutes Vorbild. Da gibt es nichts, was nicht nach Gebrauch direkt wiederverwendet oder umgebaut für andere Zwecke eingesetzt wird. Schon als Schüler haben wir den Wasserkreislauf kennengelernt, wie die Wassermoleküle mal als Regen, mal als Nährstofftransporteur in den Pflanzen, mal als Flüsse und Meere ihren Dienst tun. Sicher ist es interessant, einen solchen Wassertropfen mal ein paar Jahre zu begleiten.
Aber auch beim geänderten Weiterverwenden ist die Natur meisterlich. Was alles aus einem verbrauchten Menschen gemacht werden kann: Wir zerfallen zu Erde, düngen mit unseren Überresten den Boden, dienen manchen Bodenbewohnern als Nahrung und können bis zum letzten Molekül weiterverwendet werden. Nichts ist „Restmüll“.
Dieses echte Recycling, also den Kreislauf aller Materie, praktiziert die Natur seit vielen Tausenden von Jahren. Dagegen sind unsere Versuche, produzierten Gegenständen ein weiteres – vielleicht verändertes – Leben zu spendieren geradezu kümmerlich.
Wie macht sie, unsere Mutter Natur, das nur? Schon bei der Produktion wird (implizit) berücksichtigt, was nach Gebrauch daraus wird oder wie die weitere Verwendung aussehen könnte. Ein Wurm beispielsweise könnte einerseits als Nahrung für einen Vogel dienen, andererseits aber auch in der Erde zerfallen und im Rahmen seiner Verwesung wieder Energie für Pflanzen oder andere Tiere liefern.
Und es gibt den Begriff der Nahrungskette, Lebewesen dienen der Reihe nach anderen Lebewesen als Ernährung. Am Ende steht entweder ein weiteres Gefressen-werden oder die Verwertung durch Verdauung (und letztlich Düngung durch die Exkremente). Ein wichtiger Aspekt hierbei, dass diese Form des Recycling über Artengrenzen hinweg gestaltet ist.
Wie toll ist das, was uns die Natur vorlebt. Analog müssten wir jedes Handy in seine elektronischen Bauteile zerlegen, Widerstände und Kondensatoren in einem anderen Device verwenden und die Chips umprogrammieren. Spätestens hier wird es jedoch schwierig, sind doch die Integrierten Schaltkreise speziell für eine bestimmte Aufgabe produziert und nicht in anderem Zusammenhang einsetzbar. Auch kann man sie nicht mehr sinnvoll in Bestandteile zerlegen, die metallischen Beinchen einschmelzen, den Kunststoffkörper neu benutzen. Also als Ganzes in den Restmüll.
Hier liegt ein Problem begraben. Für die von Menschen künstlich produzierten Gegenstände hält die Natur keinen Verwertungsmechanismus bereit. Und wir Menschen erforschen zwar engagiert die Herstellung, kümmern uns aber traditionell nicht um das Leben nach dem Leben. Drastisch erleben wir das im Zusammenhang mit der Nutzung von Kernenergie, bei der die finale Entsorgung bis heute nicht zufriedenstellend geklärt ist; Und dennoch wird weiter strahlender Atommüll produziert. In weniger dramatischem Maßstab, aber im Grunde ähnlich kurz gedacht ist unser heutiger Umgang mit Kunststoffen. Wie kritisch deren Verwendung ist stellt sich allmählich heraus, wenn wir die zunehmende Akkumulation von Mikroplastik in den Ozeanen betrachten.
Ohne Aufwand kann man noch viele weitere Beispiele finden. Aber egal, was es ist, egal wofür etwas von Menschen hergestellt wird – heute schon an morgen denken ist das Gebot (nicht nur dieser Stunde).
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