ChatGPT muss es schon vor über 200 Jahren gegeben haben, denn im Original von Goethes erster Veröffentlichung von „Faust“ finden wir folgende Passage:
Faust: Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen?
Mephistopheles: Ich bin's.
Faust: Herein!
Mephistopheles: Du mußt es dreimal sagen.
Faust: Herein denn!
Mephistopheles: So gefällst du mir.
In die heutige Zeit übertragen hört sich der Dialog so an:
Ich: Wie lautet das Tastaturkürzel, um innerhalb einer Outlook-Mail zu suchen?
ChatGPT: Verwende Strg-F oder F4, um das Suchfeld zu öffnen.
Ich: Das funktioniert leider nicht.
ChatGPT: Entschuldigung für die Verwirrung. Das Suchfeld öffnet sich mit Strg-E. Um innerhalb einer E-Mail zu suchen verwende F3 oder Strg-H.
Ich: Das scheint immer noch nicht korrekt.
ChatGPT: Entschuldigung für die Verwirrung. Das erweiterte Suchfeld erreichst du mit Strg-Umschalt-F. Für die einfache Suche drückst du F4 oder Strg-F (wenn sich das Suchfeld öffnet und nicht die Weiterleitung aktiviert wird). In einigen Fällen könnte auch Strg-B funktionieren.
Man muss also dreimal fragen, um sich der richtigen Antwort zu nähern. Hier ist keine absichtliche Irreführung eingeschaltet, es gibt auch keine politischen Gründe, die zu den (zunächst) falschen Antworten führen. Nein, der Assistent wurde schlichtweg falsch angelernt. Und was noch schlimmer ist, er verkündet seine Meinung mit überzeugender Darstellung.
Was man in diesem Fall sehr einfach nachprüfen kann, erweist sich an anderen Stellen als deutliches Problem. Naheliegend, dass man im offenen Bereich des Internets nicht gerade lebenswichtige Empfehlungen von diesem Roboter holen sollte. Aber selbst weniger kritische Themen sind nur mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Um auf die Einleitung zurückzukommen sind wir alle gefährdet, einem Mephistopheles zu folgen, mehr oder weniger rauschende Feste in Auerbachs Keller zu feiern, am Ende dann aber voller Ernüchterung des Pudels Kern zu entdecken.
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