Es ist Herbst geworden, kühl, neblig, feucht ist es draußen und ich nutze die kurze Zeit zwischen Feierabend und Einbruch der Dunkelheit, um den Bürgersteig vom Laub zu befreien. Die große Eiche hat reichlich Blätter abgeworfen, aber auch vom Kirschbaum und von den Hortensien sind ziemlich viele Blätter bis hierher geweht.
Die Natur kommt zur Ruhe, aus den Blättern werden die brauchbaren Inhaltsstoffe herausgeholt, dann abgeworfen. Langsam vertrocknend liegen sie auf der Straße und zerfallen bei Regen nach und nach zu Kompost. Im Garten bilden sie Laubhaufen und geben damit allerlei Kleinlebewesen bis hin zu Igeln eine schützende Möglichkeit zum Überwintern.
Beruhigend: Die Natur hat sich mal wieder ganz schön was einfallen lassen, damit auch das nicht mehr benötigte Blattwerk eine nützliche Funktion hat. Und wenn schon keine Aufgabe (Überwinterung) mehr wartet, dann wird eben ein neues Produkt (Kompost) daraus.
Da sprechen wir in der Technik von Nachhaltigkeit, aber von dieser einfallsreichen Weiter- und Wiederbenutzung sind wir noch weit entfernt. Oft ist der Aufwand viel zu hoch, als dass sich ein Recycling oder Upcycling lohnen würde. Im Grunde kommt uns in die Quere, dass wir erst mal produzieren und erst in einem viel späteren Schritt darüber nachdenken, was wir mit dem gebrauchten Produkt anfangen könnten.
In jedes im Frühling entstehende Blatt ist schon der Keim für das Recycling gelegt. Selbst wenn es in der nächsten Saison zunächst als Igelhaufen Verwendung findet, ist es am Ende seiner Lebenszeit jedenfalls die Basis für die Entstehung von Erdreich.
Können wir bei der Herstellung eines Autos schon sagen, was nach einigen tausend Kilometern auf der Straße mal daraus wird? Oder auch nur bei einfachen Produkten in den Entstehungsprozess das Nachfolgeprodukt einplanen?
Da ist noch viel Platz für einfallsreiche Designer, Ingenieure, Wissenschaftler. Mit dem Einpreisen für die Entsorgung können wir auf Dauer nicht leben, es sei denn, wir investieren dieses Geld nicht in Müllverbrennung, sondern in Forschung für die Vervollständigung des Produktlebenszyklus.
Heute schon an morgen denken heißt hier: Bei der Herstellung schon die Weiterverwendung einplanen. Und zwar vollständig, das heißt Berücksichtigung der Produkte, deren Zerlegung, Aufarbeitung, die hierfür notwendige Technik, Energie und entsprechende Ressourcen.
[Weitere Blogs: Dienstliche Glossen, Feingeistiges]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen