Gerade gibt es mal wieder ein Update am Computer. Was früher eine große Aktion war, vielleicht einmal im Jahr, ist inzwischen fast schon tägliche Routine. Irgendeine Software muss neue Funktionen erhalten, die der Hersteller als Rechtfertigung für die ständig steigenden Lizenzkosten eingebaut hat. Ein anderes Programm wird von Fehlern befreit und die Datenbankverbindung auf einen neuen Sicherheitsstand gebracht.
All das läuft ab, ohne dass ich es explizit angefordert hätte. Von fremder Hand programmiert, durchläuft mein Computer seinen Morgenparcour, lädt das eine, installiert das andere. Und hält mich während dieser Zeit komplett von der Arbeit ab. Poppt mal ein Fenster auf, das ein Ende seiner verborgenen Machenschaften ankündigt, ist schnell ein weiteres auf dem Bildschirm, das den Start einer weiteren Routine ankündigt. Und so weiter. Also der Fortschrittsbalken zum Gesamtfortschritt.
Und da wird es dann endgültig nebulös. Warum die ersten 19 Prozent in einem Fingerschnips durchlaufen werden und dann erst mal eine Pause ist? Nach einer Weile geht es dann weiter, jeder Prozentpunkt wird erarbeitet, 20, 21, 22. Dann wieder schwupps ein Sprung bis 30, man kann kaum folgen wie sich alles überschlägt. Doch oh weh, die nächste längere Pause wartet schon. Erfahrungsgemäß und unabhängig vom Inhalt des Wartungslaufes ist eine Zwischenstation bei 88. Kaffeepause, vielleicht nicht nur für den genervten Anwender, sondern auch für die pausenbedürftige CPU.
Viel Zeit jetzt, darüber nachzudenken, woher die Zahlen für den Fortschrittsbalken eigentlich kommen. Sind das die aus dem Speicher geladenen Bits und Bytes? Oder der Versuch, die Zeit abzuschätzen? Vielleicht eine von einem klugen Algorithmus bestimmte Zufallszahl, um dem Betrachter hektische Aktivität vorzugaukeln? Oder von einem weniger klugen Algorithmus tranchierte Ladeprozedur, deren Abarbeitung als Quotient dargestellt wird?
Ich weiß es nicht. Nur, dass es offensichtlich ist, dass alle mir bekannten Installationsroutinen an dieser Stelle den gleichen Unsinn verzapfen. Es scheint weltweit keinen Entwickler zu geben, der sich dieses Phänomens annimmt, der bestmöglich verlässliche Daten bereitstellt, die dem Anwender eine gewisse Planbarkeit der nächsten Minuten ermöglicht. Das ist nicht gerade die Kernaufgabe eines Computerprogramms, aber einmal am Tag würde man dann sicher in Demut und großer Dankbarkeit an die Herren der Wartung denken.
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