Immer besser, immer schneller, immer weiter mit immer weniger Personal. Das ist das Mantra, das wir vor uns her tragen. Das von Unternehmensberatern immer wieder gemurmelt wird. Da kommen sehr intelligente Menschen ins Haus, in ihren dunklen Anzügen sehen sie aus wie die leibgewordenen Klischees ihrer Zunft. Und sie haben die Lösung in ihren Aktentaschen. Griffbereit, zutreffend, erfolgsgewiss.
Da werden Prozesse analysiert, Personalbedarfe ermittelt und Benchmarks berechnet. Am Schluss kommt dabei heraus, dass man die angeforderte Leistung mit weniger Personen erledigen kann. Wenn man will, wenn man entsprechend umstrukturiert.
Naiv würde ich erwarten, dass hier – im Vorhinein – Kennzahlen von Fachkundigen erhoben wurden. Diese Indikatoren kann man – im Nachhinein – gegen das Ergebnis halten und prüfen, ob man das Ziel tatsächlich erreicht hat. Ähm, davon habe ich allerdings wirklich noch nie etwas mitbekommen. Ich meine, ob das Ziel erreicht wurde. Und auf der Basis welcher Kennzahl das gemessen wird.
Jüngstes Beispiel ist die Arbeitseffizienz unter Corona mit der verstärkten Nutzung von Homeoffice, Verzeihung: mobilem Arbeiten. Ein merklicher Teil der Mitarbeiter berichtet von erhöhter Arbeitslast, aber in den einschlägigen Kennzahlen wie Gleitzeitkonten können die Führungskräfte und Entscheider keine Veränderung sehen. Ja, wie denn auch? Sie messen da ja nur die Dauer, nicht die Intensität. Nicht den Verschleiß, nicht das erzwungene Wegschmelzen der Rüstzeiten. Nicht die längere Netto-Arbeitszeit. Kurz: der Messapparat versagt.
Schauen wir doch mal den Kollegen von der Volkswirtschaft über die Schulter. Die definieren schon seit vielen Jahren einen Index, den sie BIP (Brutto Inlands Produkt) nennen. Es ist der Versuch, die Produktivität einer ganzen Nation in eine Zahl zu fassen. Ähnlich einer Abiturnote erhält man so einen Eindruck der Leistungsfähigkeit.
Liebe Berater, wie wäre es, wenn ihr da noch mal die Schulbank drückt und einen BUI (Brutto Unternehmens Index) aufbaut. Mit dem man die Leistung eines Unternehmens wirklich feststellen kann. Und der dann auch gleich ein Bestandteil eurer Beratervergütung wird. Bei positiver Entwicklung gibt es Geld, ansonsten: sorry.
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