Fast freue ich mich auf den Herbst. Das ist nämlich die Zeit, wenn die Gärtner kommen und meine Kirschbäume schneiden.
Und das geht so:
Zur verabredeten Uhrzeit fährt ein Transporter vor, kaum ausgerollt springt die Beifahrertür auf und ein Mitarbeiter steigt von einem Kollegen gefolgt aus.
Projektstartsitzung pünktlich, alle sind vorbereitet und es geht ohne Umschweife los.
Dann kommt der Fahrer um den Wagen herum, alle drei bewaffnen sich mit Motorsäge, Leiter, Astschere und Schubkarre und folgen mir zu den Kirschbäumen.
Die notwendigen Tools sind vorbereitet, jeder kennt die für ihn erforderlichen Werkzeuge und konfiguriert sie bei Bedarf für den Projekteinsatz.
Dort wird mit mir und untereinander beratschlagt, was wo gestutzt werden soll und an welchen Stellen noch Einkürzungen vorgenommen werden sollen.
Fachbereich und IT stimmen im offenen Dialog die Anforderungen ab .Danach ist die Konzeptphase abgeschlossen.
Schon sitzt der Erste im Baum, der Zweite positioniert die Leiter, der Dritte reicht die Säge hoch.
Es wird engagiert losgelegt, jeder nimmt seine Projektrolle ein, Schnittstellen werden eingerichtet.
Die ersten Äste fallen, die Rollen wechseln und nun dirigiert einer von unten den Sägeführer oben, wer frei ist zerkleinert das Holz und lädt es in den Schubkarren.
Neue Erkenntnisse oder neue Perspektiven werden gleichberechtigt von jedem Projektmitarbeiter zum Gesamtbild hinzugefügt.
Vor dem Transport zum Auto noch ein kurzer Blick, ob oben noch alles in Ordnung ist oder Werkzeug hochgereicht werden muss.
Eine Kombination aus Projektrollen einerseits und flexiblem Einspringen andererseits, soweit die Fachkenntnis oder Berechtigungen es zulassen.
Jeder macht trotz Konzentration auf seinen eigenen Arbeitsbereich immer die erforderlichen Handreichungen für die Anderen, so dass das Team beeindruckend kooperativ und dadurch bemerkenswert schnell vorankommt.
Auch bei klarer Rollentrennung sind Ergänzungen untereinander unentbehrlich.
Leerlauf gibt es für keinen der Gärtner, ist gerade keine Schubkarre wegzubringen, muss Holz kleingesägt werden. Oder die Ersatz-Motorsäge wird aufgetankt. Oder die Leiter für den Mann in der Baumkrone kommt an eine bessere Stelle.
Technisch könnte man Loadbalancing sprechen.
Diesen Personen bei der Arbeit zuzuschauen macht Spaß und das kann ich mir grundsätzlich in ähnlicher Form auch in (Dienstleistungs-)unternehmen vorstellen. Ein paar gedankliche Transfers habe ich beispielhaft in die (wirklich so erlebte) Geschichte oben eingearbeitet.
Der Gedanke ist an und für sich nicht schlecht, setzt aber eine passend Grundeinstellung voraus. Das Team muss dahin geführt werden, dass es die Aufgaben als gemeinsame Aufgaben versteht und die zu erledigenden Arbeiten als prinzipiell gleichwertig angesehen werden. Wichtig auch die Anerkennung der gegenseitigen Unterstützung und eine kritische Begleitung, um Abschieben von Arbeit zu verhindern.
Auch bei Gelegenheit mal auf ein Projekt zurückschauen und sich für die gegenseitige Unterstützung und reibungslose Zusammenarbeit bedanken. Und am Ergebnis erfreuen, das ohne dieses energieschonende Teamwork nicht möglich wäre.
[Andere Blogs: Dienstliche Glossen, Feingeistiges]
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