Manchmal werden wir mehr oder weniger unfreiwillig zu Voyeuren. So waren in unserem Hotel auch drei junge Blondinen untergebracht, hübsch und kontaktfreudig. Mit ihren langen Haaren und blauen Augen für die einheimischen Jugendlichen ein gefundenes Fressen. Entsprechend dauerte es nicht lange, und der Tisch der Freundinnen war von Jungs umgeben, auch nicht gerade unattraktiv. Ein bisschen Schäkern hier und Neckereien.
Einzig die Sprache bildete ein deutliches Hindernis beim Kennenlernen. Allerlei Gesten mussten helfen, den Graben bestmöglich zu überbrücken. Und dann ging es weiter mit dem Versuch, sich gegenseitig ein paar Brocken der jeweiligen Fremdsprache beizubringen. Das klappte nur solala, aber alle hatten ihren Spaß und bis zum Abend war dann eben doch mit Gemälden im Sand und pantomimischen Kunstwerken eine primitive Verständigung möglich.
Ich finde die Geschichte erzählenswert, weil sie demonstriert, wie sich zwei Menschen verständigen, ja verlieben können, ohne dieselbe Sprache zu sprechen. Ist der Funke erst mal übergesprungen, dann kann eine Barriere wie mangelhafte Kommunikation überwunden werden. Ein Dolmetscher wird jedenfalls nicht gebraucht, die Verständigung läuft dann eben über andere Kanäle, die den persönlichen Austausch ermöglichen. Selbst Differenzen in der Mentalität, Grundeinstellungen und so weiter spielen erst mal keine Rolle. Irgendwie ist alles „easy“.
Noch während ich auf der Terrasse sitze und meinen Rotwein trinke, kommen mir diese umständlichen Konstruktionen mit Business Relationship Managern und irgendwelchen Schnittstellen zwischen IT und Fachbereichen in den Sinn. Egal, wer von beiden die hübsche Blondine oder der rassige Einheimische ist: Wenn beide sich zusammentun wollen und händchenhaltend in den Sonnenuntergang laufen, dann spielen ein abweichender Wortschatz oder unterschiedliche Wissensgebiete keine Rolle.
Wir können getrost den Fachbereich mit der IT zusammenbringen, Übersetzer brauchen wir nicht. Aber der innere Wille zur Zusammenarbeit muss da sein, die Bereiche müssen sich ein bisschen ineinander verlieben. Das gilt es zu fördern, viel mehr als irgendwelche Strukturen zu schaffen, die als Vermittler nur den vermeintlich sichtbaren Teil der Kommunikation transformieren.
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