Bei der Antwort auf diese Frage hole ich ein wenig aus. In der Musik kennt man Improvisationen, das ist wörtlich genommen ein spontaner Einschub in den Ablauf eines Titels. Die Melodie setzt aus, Strophe und Refrain – sofern vorhanden – treten beiseite und stattdessen spielt mindestens ein Musiker eine Parenthese. Die mag spontan komponiert sein, vielleicht ist es auch eine für diese Stelle erdachte Variation. In letzterem Fall wird man eher von einem Zwischenspiel als von einer Improvisation sprechen.
Also spontan, einigen wir uns mal darauf. Aber, und jetzt
komme ich auf einen wichtigen Punkt zu sprechen, aber auch dieser Teil des
Ablaufs gehorcht gewissen Regeln. Fast immer wird der Takt beibehalten, selbst
der Rhythmus läuft meist unverändert weiter. In der Rockmusik wird an dieser
Stelle gerne mit Koloraturen gearbeitet, die nach einer definierten Anzahl von
Takten (üblicherweise ein Vielfaches von vier) wieder zum Thema zurückführen.
Spielt man etwas völlig anderes, wechselt in eine andere
Tonart, einen 9/8-Takt oder eine andere Oktavgattung, wird es höchstwahrscheinlich unharmonisch und dissonant
und man gerät leicht an den Rand von „Katzenmusik“.
Zurück zum Ausgangspunkt. Wie oft gibt es eigentlich Improvisation in unserem Leben? Im Sinne von Planänderung und Anpassung an die aktuelle Situation: tagtäglich. Spontan auf neue Randbedingungen einzugehen ist unerlässlich, sonst spricht man von Starrheit. Doch diese (ich nenne es mal Wendigkeit) steht im Normalfall in Harmonie zu den Aspekten, die wir berücksichtigen müssen oder wollen (analog zum fortlaufenden Rhythmus). Es ist der professionelle Umgang mit Unvorhergesehenem (Im-Provisio, lat.), jedoch kein irgendwie-drauflos. Und schmiegt sich dann im Laufe der Zeit an eine möglicherweise veränderte Vorgehensweise an.
Zusammenfassend also die Aussage, dass wir uns zwar durch unser Leben improvisieren, es aber als Fertigkeit verstehen müssen, dies in Einklang mit unserem inneren Rhythmus, dem äußeren Takt oder der Grundstimmung unserer Mitmenschen zu gestalten.
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