Mittwoch, 15. Dezember 2021

Nach fest kommt lose

Erfahrung jedes Handwerkers: Man kann eine Schraube anziehen, und weiter anziehen und noch mal ein Ruck… dann ist das Gewinde perdu. Ab diesem Punkt  wird es mühsam, größere oder längere Schraube suchen, Gewinde neu schneiden, kitten, schweißen, dübeln.
Diese alltägliche Szene kann man in Richtung Persönlichkeit, aber auch in Richtung Prozessoptimierung übertragen.

Jeder Mensch hat seinen Charakter, ein paar gute und ein paar schlechte Eigenschaften. Das eine oder andere kann man beeinflussen, daran „herumschrauben“. Doch weder das fortwährende Herumschrauben tut gut (um im Bild zu bleiben: dann leiert das Gewinde irgendwann aus) noch sollte man zu fest anziehen. Man kann es leicht übertreiben. In der Mechanik würde ich einen Drehmomentschlüssel empfehlen, bei der eigenen Weiterentwicklung ist der behutsame und aufmerksame Umgang mit sich selbst bei Veränderungen ratsam.

Und bei Unternehmen. Ähnlicher Fall, Abläufe verbessern und Hindernisse entfernen ist positiv zu bewerten, auch die Straffung von Einheiten kann je nach Situation sinnvoll sein. Aber wenn man den Bogen überspannt und zum Beispiel Einheiten dauerhaft überlastet, kann das ganze System darunter leiden. Wie beim Handwerker kann man auch eine fehlende Schraube nur selten dadurch kompensieren, dass man die verbleibenden Schrauben fester anzieht. Wenn also Teile der Wertschöpfungskette zu schwach dimensioniert sind, dann ist das nicht durch Erhöhung des Arbeitstaktes zu kompensieren.

Jedenfalls kommt nach Ansporn der Umsetzer und Steigerung der Produktivität ein Punkt, an dem die Gesamtleistung trotz weiterer Erhöhung des Druckes wieder abnimmt. Nicht nur dass, sie kann sogar kollabieren (Im Bild: Das Gewinde ist zerstört). Das notwendige Regenieren und Zurückführen der Organisation in einen arbeitsfähigen Zustand ist ein überraschend schwieriger und teurer Prozess, den es unbedingt zu vermeiden gilt.

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