Mittwoch, 1. Dezember 2021

Leben im Kleeblatt (2)

Vor zwei Wochen habe ich etwas zu meinem Leben im menschlichen Kleeblatt geschrieben. Umgeben von dem, was ich „normal“ finde, was also in meinem Umfeld gängig ist. Und dafür geworben, mal einen Blick in die Nachbar-Kleeblätter zu werfen.


Aber es gibt einen weiteren Aspekt, den man sich durch den Kopf gehen lassen kann. Lebe ich überhaupt in dem für mich richtigen Kleeblatt? Nehmen wir mal an, ich wäre durchschnittlich verdienender Angestellter und würde aus irgendwelchen Gründen in die High Society geraten. Dann säße ich auf einer Yacht in Saint-Tropez, bekäme den ganzen Tag Cocktails und würde mit Geschichten über Privatjets und Oldtimer-Sammlungen unterhalten. Das fühlt sich ganz schön fremd an, ein paar Tage im Sinne von Urlaub wären sicherlich schön, aber dann kommen Langeweile und Minderwertigkeitsgedanken. Es ist eine ganz eigene Gesellschaft, in die ich nicht hineinpasse.

Andersherum natürlich genauso, wenn ich von der oben skizzierten Ausgangssituation in die Szene der Obdachlosen wechselte. Übernachten auf der Straße, arbeitsloses Abhängen mit Kumpels und mein billiger Rotwein wären die Tageselemente. Für begrenzte Zeit kann man sich auch hier einen Besuch in der Parallelgesellschaft vorstellen, aber auch dort bin ich nicht zu Hause.

Beide dargestellten Richtungen sind natürlich eher extreme Beispiele, aber auch schon kleine Veränderungen, ein Umzug in ein anderes Viertel mit anderen Nachbarn, eine andere Arbeitsstelle oder innere (charakterliche) Entwicklungen können eine mehr oder weniger umfassende Wandlung  hervorrufen. Und plötzlich lebt man im falschen Kleeblatt, was im Laufe der Zeit zu Unzufriedenheit führt.
Da heißt es nachjustieren, immer wieder zu fragen, ob mein Umfeld adäquat ist und nach einer ehrlichen Analyse bei Bedarf auch Konsequenzen zu ziehen.

[Andere Blogs: Dienstliche GlossenFeingeistiges] 

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