Als Bub war ich manchmal bei meinem Onkel; Die Wiese zum Wald hin war leicht abschüssig in Richtung Haus, darauf ein paar Gräben, die sich nach kräftigen Regenfällen mit Wasser füllten und es seitlich am Haus vorbeiführten.
Ich liebte es, mit Gummistiefeln in den Bächlein und Rinnsalen herumzulaufen, mal hier und mal dort einen Staudamm zu bauen und so dem Wasser Einhalt zu gebieten. Doch egal, wie ich es anstellte und auch mit zunehmendem Alter gelang es mir nicht, das Wasser komplett aufzuhalten. Es kam in kleinen Mengen, aber unermüdlich den Hügel heruntergelaufen, sammelte sich auf der Wiese und höchstens mit einem ausgewachsenen Becken hätte ich hier etwas ausrichten können.
Sitze ich heute im Büro, dann denke ich gerne an diese Tage im Nieselregen zurück. Konnte ich doch herrlich spielen, obwohl das Wetter aus der Sicht von Erwachsenen gar nicht attraktiv war. Und mehr noch denke ich daran, was ich da gelernt habe: Dass ich Wasser nicht oder nur mit großer Mühe aufhalten kann. Ich kann es nur umleiten, zum Beispiel um das Haus herum. Und andererseits steckt auch viel Kraft in solch einer Wassermasse, die das Haus beschädigen, andererseits aber auch Strom liefern kann.
Wir erleben dieses Phänomen täglich, wenn sich Menschen etwas in den Kopf gesetzt haben, gemeinsam einer Sache nachgehen. Wie leicht kann aus solch einer Bewegung eine gefährliche Lawine werden, die man sicher nicht aufhalten kann. Entweder geht man in Deckung und zieht sich – im Bild bleibend – Gummistiefel an, oder es gelingt, die enorme Kraft zu lenken.
In kleineren Gemeinschaften, Gruppen oder Unternehmen gilt dieser Grundsatz aber ebenso.
Auch (aus Sicht der Gesellschaft) Kriminelle wie zum Beispiel Bankräuber haben teilweise bewundernswerte Qualitäten in Organisation, Beobachtung, Feinplanung und Umsetzung; eigentlich sind sie so eine Art Projektleiter. Man kann ihre Energie nicht aufhalten, aber im Idealfall umlenken. Im Allgemeinsinn nützliche Dinge organisieren, dabei Improvisation und Detailplanung nutzen.
Und ganz allgemein die Schaffenskraft fördern, gleichzeitig aber auch überlegen, wo man die vorhandene Energie für beide Seiten besonders wertschöpfend einsetzen kann. Soviel zum Grundgedanken des Managements, aber wer beherrscht das schon?
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