Dienstag, 12. Dezember 2023

Das muss dich doch interessieren!

Das Schöne an Physik ist, dass sie auch dann funktioniert, wenn man sie nicht versteht. Man muss nichts über Verbrennungsmotoren wissen, um eine Auto fahren zu können, auch die Kenntnis von Quantenübergängen sind für die Nutzung eines Smartphones nicht erforderlich. Von den wissenschaftlichen Grundlagen für die Klebkraft von Tesa ganz zu schweigen.

Das muss dich doch interessieren

Also, wir leben immer ganz selbstverständlich mit den gerade in unseren Alltag aufgenommenen neuen Erkenntnissen. Nur ganz so selbstverständlich entstehen diese Erkenntnisse nicht, vielmehr sind sie meist das Ergebnis langer Forschung, Logikketten, Ausprobieren und jeder Menge Mathematik. Aber auch Irrwegen, Missdeutungen, fehlgeschlagenen Experimenten und falscher Theorien.

Diese Seite der menschlichen Entwicklung bezeichnen wir als Wissenschaft und bewundern Menschen, die ganz in diesen Denkstrukturen unterwegs sind, in Einzelfällen scheinen sie geradezu in die unergründlichen Tiefen ihrer Welt abzutauchen. Das führt dann dazu, dass sie den Alltag mehr am Rande mitmachen, in einem wie man sagt Elfenbeinturm leben. Eine Ausprägung ist der sprichwörtliche zerstreute Professor.

Konsequenterweise ist bei diesen Menschen kein Platz, sich mit dem nahen oder gar fernen Umfeld zu beschäftigen. Kommunalpolitik mag sie noch berühren, aber spätestens Weltpolitik ist ihnen fremd, interessiert sie einfach nicht. Wer selbst politisch interessiert oder gar engagiert ist, der bemängelt diese Sichtweise. Es scheint ein Mangel zu sein, denn jeder sollte sich doch mit Umständen befassen, die ihn mehr oder weniger direkt beeinflussen.

In der anderen Richtung werfen allerdings Wissenschaftler Politikern nicht vor, sich nicht für Mathematik oder Technik zu begeistern. Ihre Genugtuung an den eigenen Erkenntnissen, dem Verstehen von Sachverhalten reicht. Die Analogie, dass man sich dafür interessieren müsste, weil man ja schließlich auch selbst betroffen ist, diese Analogie wird höchst selten bemüht.

Jedenfalls können wir froh sein, dass es sowohl Politiker als auch Wissenschaftler gibt. Wirklich verstehen können sich diese beiden Fraktionen nicht, obwohl sie jeweils aufeinander angewiesen sind. Und das gilt natürlich in abgewandelter Form auch für andere Disziplinen, die im Sinne einer Gesamtheit miteinander auskommen müssen, sich vielleicht sogar brauchen, aber selbst mit gutem Willen kein inneres Verständnis für einander erreichen können.

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