Mittwoch, 8. Mai 2024

Selbstregulierung

Vorweg: Ich gehe gerne schwimmen, also nicht plantschen, sondern schwimmen. Dabei bin ich kein Wettkampf-Schwimmer, aber ich ziehe schon recht zügig meine Bahnen. Das geht natürlich am besten, wenn um mich herum auch andere Schwimmer unterwegs sind, die im Idealfall etwa mein Tempo haben.

In meinem bevorzugten Hallenbad gibt es sechs abgetrennte Bahnen, und mehr oder weniger automatisch ergibt es sich, dass sich die Badegäste orientiert an ihrer Geschwindigkeit auf die unterschiedlichen Linien verteilen. Heute sind die flotten Kraulschwimmer auf Bahn zwei unterwegs, die gemütlichen Schwanenschwimmer auf Bahn fünf. Dazwischen dann zügige Brust- oder Rückenschwimmer. Wie gesagt, das verteilt sich von alleine.

Oder auch nicht. Auf meiner Bahn ist heute eine bunte Mischung unterwegs. Ein Ehepaar, von denen er knapp so schnell schwimmt wie ich, seine Ehefrau aber vom Typ Bleiente nur die halbe Geschwindigkeit erreicht, so dass ich sie alle vier Wendungen überholen muss. Und als Ergänzung ein weiterer Badegast, der abwechselnd langsam Brust und dann umso schneller Kraul schwimmt. Mal hängt er vor mir, mal überholt er mich ziemlich rücksichtslos, um dann nach der nächsten Kehre wieder vor mir herum zu dümpeln.

Realistische Selbsteinschätzung und rücksichtsvolles Einsortieren in die passende Bahn ist also Fehlanzeige. Naja, einen Sportabend lang kann ich das verschmerzen, aber mir begegnet dieses Phänomen auch immer wieder im Alltag. Sei es aus Rücksichtslosigkeit oder auch nur ausgeprägter Stumpfheit: Hier bin ich, ich habe genauso viel bezahlt und habe das Recht, mich auszuleben.

Im Becken kann ein notorischer Abweichler (sei er zu langsam oder zu schnell) den gesamten Schwimmbetrieb durcheinander bringen und für Störung des Trainings sorgen. Die sonst gut funktionierende Selbstregulierung setzt dann aus und führt eventuell dazu, dass irgendetwas reglementiert wird. Auf einmal wird die Geschwindigkeit vorgegeben und man wundert sich über eine doch eigentlich entbehrliche Vorschrift.

Das Schlimmste, so mein Fazit, ist nicht die Störung sondern die sich daraus ergebende Regulierung, die ohne die Stumpfen und besonders Schlauen nicht notwendig gewesen wäre, am Ende aber alle trifft.

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