Betrachten wir doch mal mit zwei Behauptungen, die im Zusammenhang mit dem Internet immer wieder geäußert werden.
Das Internet vergisst nichts.
Das ist im Kern verkehrt, als Benutzer oder Konsument kann man oft schon nach wenigen Tagen nicht mehr auf Inhalte zugreifen, die aktualisiert wurden. Manchmal findet man dann noch die gewünschten Informationen in einem „Archiv“, aber selbst dort verschwinden sie oft im Laufe der Zeit.
Rein theoretisch kann es sein, dass manches auch über viele Jahre als Backup auf Datenspeichern konserviert wird, aber irgendwann (oft nach 10 Jahren) werden auch diese Sicherungskopien gelöscht.
Andererseits liegt die Steuerung der Verfügbarkeit nur bedingt in der Hand des Benutzers. Wer sein peinliches Facebook-Foto löscht kann nicht sicher sein, dass es zeitnah auch aus den Caches der Suchmaschinen verschwindet. Und dann können die eben erwähnten 10 Jahre ganz schön lang sein.
Im Internet findet man alles.
Das ist als Aussage rührend naiv. Grundlegend kann man schon mal festhalten, dass alle Informationen, Tipps, Anstöße in irgendeiner elektronischen Form – idealerweise als Text – vorliegen. Was nur weitererzählt wird, nur handschriftlich vorliegt oder ausschließlich in klassischer Buchform veröffentlicht wurde: Das ist von vornherein nicht im Internet zu finden.
Als Grundschüler habe ich meinen Lehrer bewundert. Er war zweifellos ein gebildeter Mann und in vielen Disziplinen zu Hause. Ich konnte ihm Blätter mitbringen und er wusste die Baumsorte, konnte mir erklären, warum eine Glühbirne leuchtet und wie Maare entstanden sind. In den Augen eines achtjährigen Kindes war er schlichtweg allwissend. Erst im Laufe der nächsten Jahre in der Oberschule, noch deutlich natürlich im Studium, stellte ich fest, dass er bei all seiner Bildung nur einen ganz kleinen Teil des Weltwissens abbildete. Was ich allerdings als Kind nicht wissen konnte.
Mit ähnlicher Perspektive scheinen heutzutage auch viele Erwachsene nicht zu ihrem Grundschullehrer, sondern zum Internet zu stehen. Es ist jedoch nicht allwissend, und die engagiert geführte Diskussion zur Verlässlichkeit (also der Daten-Qualität) überdeckt leider den massiven Mangel an Daten-Quantität.
Folglich sind Roboter mit Künstlicher Intelligenz nur so gebildet, wie sie geschult wurden (das ist ja bei Menschen nicht anders). Und daneben können sie nur das wissen, was sie aus irgendwelchen (elektronischen) Datenquellen erfahren haben. Das ist zwar jede Menge, aber gemessen am derzeitigen (und historischen) Wissen der Menschheit geschätzt nur ein Siebtel – analog zum sichtbaren Teil eines Eisbergs.
[Weitere Blogs: Dienstliche Glossen, Feingeistiges]
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