Mittwoch, 22. Mai 2024

Merkt das eigentlich keiner?

Merkt das eigentlich keiner?
Wenn man aufmerksam durch das Leben geht fallen einem immer wieder Formulierungen, Aussagen, ja sogar Werbetexte auf, die knapp daneben oder sogar vollständig misslungen sind. Ein gutes Beispiel sind Plakate oder Zugbeschriftungen der DB. Ein möglicherweise vom ständigen Bahnsteigwechsel genervter Kunde fühlt sich von der Werbung "Wir halten Sie auf dem Laufenden" nicht angesprochen, sondern eher provoziert. Und die Aufschrift "Jetzt ist Zeit zum Surfen" auf einer verspäteten S-Bahn führt auch zu unerwünschten Gedanken.

Es gibt noch viele andere Beispiele, in denen weder die eingerichtete Qualitätssicherung noch die vielbeschworene Schwarmintelligenz vor dergleichen Missgriffen schützt. Da bekommt ein Produkt einen Namen, der in einem (ausländischen) Markt eine negative Bedeutung hat. Ein Verschluss wird so konstruiert, dass er für die Zielgruppe nicht bedienbar ist. Nicht nur Texte, auch Produkte sind also davon betroffen, oft spricht man in diesem Zusammenhang von Fehlkonstruktionen.

Ja, merkt das denn keiner der Werbetexter, Designerstellern oder Qualitätssicherer? Es muss doch irgendeine Person in der zweifellos recht langen Produktionskette geben, dem die Missverständlichkeit auffällt. Der über die Formulierung stolpert oder sie in einem anderen Kontext interpretiert. Der die Wirkung mal mit den Betroffenen bespricht, ehrliches Feedback der Benutzer abfragt.

Vermutlich gibt es verschiedene Faktoren, die zu diesen missratenen Ergebnissen führen. Mal ist es die Arroganz oder Selbstüberschätzung: Der Ersteller ist der Ansicht, dass er seine Kunden wie immer gut bedient. Oder es ist eine Hierarchiestruktur, in der kein ausführender Dienstleister es wagt, seine vom Auftraggeber abweichende Meinung zu äußern: Was hochbezahlte Manager entworfen haben darf ein Sachbearbeiter nicht anrühren. Letztlich kann es auch sein, dass die gesamte Produktion von der Idee bis zur Vollendung im selben Kontext unterwegs ist: Das kann man dann als betriebsblind bezeichnen.

Ohne Zweifel sind Kommunikation, Perspektivwechsel und die Einbeziehung von Fachleuten gute Voraussetzungen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Wobei Fachleute in diesem Zusammenhang auch so Exoten wie Commedians oder Kabarettisten sein können.

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