Bei vielen Arbeiten, angefangen beim Lernen, handwerklichen Tätigkeiten, körperlicher Anstrengung oder langweiligen Aufgaben höre ich oft die Frage nach dem eigenen Vorteil. "Was habe ich davon?", heißt es dann und ich muss eine Begründung abliefern, um die gewünschte Aktion erledigt zu bekommen. Oft und recht einfach lässt sich die Frage mit dem Hinweis auf Vergütung beantworten, es kann auch ein Schritt auf der Karriereleiter sein oder die Erreichung eines erwünschten Ziels, zum Beispiel körperlicher Fitness.
In diesen mehr oder weniger offen angesprochenen Szenarien steht also bewusst die Motivation im Mittelpunkt, wird wahrgenommen und thematisiert. Ob etwas ausgeführt oder weitergemacht wird, ist von guten Argumenten abhängig. Wenn das Gegenüber keinen Sinn erkennen kann oder will, wird es schwierig.
Wieviel leichter und besser läuft es, wenn ein Mensch innerlich motiviert ist. Er möchte intrinsisch motiviert sein Ding machen, etwas entstehen lassen oder weiterbetreiben. Eine enorme Energie, Schaffenskraft und Einsatzbereitschaft steckt in jedem einzelnen Schritt. Da muss nichts mühsam begründet, erbeten, angeregt oder unter Druck gefordert werden. Es flutscht einfach von alleine.
Doch auch diese Seite hat ihre Nachteile. Denn diese von innen kommenden Ziele sind manchmal gar nicht so wünschenswert. Da wird gekämpft, um der Partnerin zu zeigen, wer letztlich am längeren Hebel sitzt. Dem treulosen Freund mal so richtig ein Bein gestellt. Oder ein Gerichtsverfahren angestrengt, um jemand einen Denkzettel zu verpassen. Das kann sich im Einzelfall bis zur sorgsam geplanten Straftat auswachsen.
Und in diesen Fällen - Überraschung - fragt kaum jemand nach dem Sinn und dem eigenen Vorteil. Ist es denn ein erstrebenswertes Ziel, seine Macht zu demonstrieren, ist es über eine kurzzeitige Genugtuung hinaus wertvoll, einen Mitmenschen zu demütigen? Und selbst wenn es das ist, wieviel Aufwand stecke ich selbst hinein, welche Langzeiteffekte sind absehbar, wen will ich eigentlich mit meinen Aktivitäten treffen?
Hier und da steckt die Ursache nämlich in einem selbst, ein Vorwurf, den man sich heimlich macht und den man auf einen Mitmenschen projiziert. Oder der sinnlose Versuch etwas nachzuholen, was durch Ereignisse wie Trennung oder Tod nicht mehr nachzuholen ist.
Hier auf die Meta-Ebene zu wechseln, sich selbst zu beobachten und viel mehr als seinen Mitmenschen die Frage nach Ziel und Sinn zu stellen hilft Energie sparen, gute Laune zurückzubekommen und manchmal sich selbst und die äußeren Umstände nicht übertrieben ernst zu nehmen.
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