Cremen Sie gelegentlich auch Unternehmen ein? Also, ich nicht. Aber wenn ich es machen wollte, dann würde ich mich daran orientieren, was ich morgens nach dem Duschen so mache. Gemäß den unterschiedlichen Bedürfnissen meiner Haut nehme ich verschiedene Produkte. Für die Schienbeine eine Aloe-Vera-Aufbereitung, für den Rücken eine erfrischende Minz-Eukalyptus-Mischung und für Hals und Gesicht eine leichte Tagescreme. Ich möchte der Haut ein wenig bei ihrer schweren Arbeit helfen. Und was man über längere Zeit versäumt, das kann man nicht Hau-ruck nachholen (wenn es überhaupt zu regenerieren ist).
Beispielsweise schadet häufiges Sonnenbaden auf Dauer und dauerhaft der Haut. Das ist ja bekannt; ist die Haut erst mal kaputt, dann geht (fast) nichts mehr.
In Analogie: Im Unternehmen ist die regelmäßige Unterstützung oder Justage der Strukturen und Prozesse an der einen oder anderen Stelle sehr empfehlenswert.
Zu allererst die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Wieviel Aufwand bedeutet die Maßnahme, welchen (hoffentlich) positiven Effekt kann ich erwarten, und ist es überhaupt notwendig. Lieber kleine Änderungen, aber immer mal wieder prüfen und bei Bedarf sofort behutsam gegensteuern. Hat sich erst mal ein Wasserkopf gebildet, sind bürokratische Monster entstanden oder haben sich die Prozesse verselbständigt, dann ist das Zurückführen ein mühsames Geschäft.
Zweitens: Ein Ansatz allein ist sicher nicht hilfreich – was in der einen Organisationseinheit genau richtig ist, kann in der anderen schon wieder behindernd wirken. Wie man von Mischhaut spricht, so wird man auch hier zubilligen, dass keine Abteilung der anderen gleicht. Das heißt aber auch, dass das Ergebnis einer Pilotierung (also das Ausprobieren in Abteilung A) eigentlich nie wirklich verallgemeinert werden kann (das „bewährte“ Verfahren geht in Abteilung B überhaupt nicht).
Schließlich: Es ist komplex. Die Wechselwirkung zwischen Creme und Haut kann man nur bedingt vorhersagen. Man beobachtet einfach wie die Reaktion ist. Und wählt dann eine andere Bodylotion, sprich: eine andere Optimierungsmaßnahme. Häufig beobachte ich, dass Probleme innerhalb eines Unternehmens von hier nach dort verschoben werden. Lokal ist es dann besser geworden, da aber der Zielort nicht beobachtet wurde, bringt das Ganze nicht weiter oder wird sogar in Summe schlechter. Es führt also kein Weg dran vorbei, ganzheitlich zu beobachten, Abhängigkeiten im Auge zu haben und sehr aufmerksam auch vermeintlich weit entfernte Veränderungen als potentielle Reaktionen auf die eingeleiteten Veränderungen zu untersuchen.
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