Dienstag, 2. Februar 2021

Wieder was gelernt

Jedes Jahr blühen auf der Terrasse wunderschön meine Dipladenia. Sie ranken hoch, bilden unermüdlich rote Blüten und sind für jeden Besucher ein Blickfang. Selbst im Herbst sind sie noch eine Augenweide und zaubern weiter Blüte nach Blüte, wenn man sie ein wenig düngt, hegt und pflegt. Aber dann kommt der Winter. Und da wird es dann schwierig.
Ich kann mich partout nicht von diesen wunderschönen Pflanzen trennen und jedes Jahr wieder, sie zu überwintern. Mal warm, mal kalt, mal trocken, mal nass… aber was ich auch mache, im Frühjahr ist es nur noch ein heruntergekommener Strunk, den ich zur Grünabfuhr bringe.

Das ist diesmal anders. Ich habe nachgelesen, was für eine Pflanze die Dipladenia von Natur aus ist, und wo sie zu Hause ist. Und da wurde mir plötzlich alles klar: Sie ist nämlich eine Tropenpflanze. Ich habe mich in die Pflanze versetzt, mich gefragt, wie sie in ihrem optimalen Lebensraum über den Winter kommt und welche Bedingungen dort herrschen. Ohne jetzt auf Einzelheiten einzugehen, konnte ich aus dieser simplen Information die gesamte Winterpflege herleiten, ohne weitere Recherche und lange Pflegeanleitungen selbst verstehen, ob sie jetzt Dünger braucht, wieviel Wasser sie möchte, wieviel Licht, und welche Temperatur ihr genehm sein dürfte.

Also hier wie dort. Man braucht manchmal gar nicht das große Handbuch, auch nicht die Details zum Charakter eines Mitmenschen. Meist reicht das richtige Stichwort, das sozusagen die große Überschrift ist, die über allen Kapiteln steht oder anders formuliert: Die Basis, von der ich den Umgang mit Einzelaspekten ableiten kann.
Wir erleben diese nützliche Vereinfachung und Rückführung auf eine Zentraleigenschaft übrigens auch in der Astrologie, wo (bei seriöser Verwendung) die Sternzeichen als Gruppierungshilfe für die Charakter von Menschen verstanden werden. Wenn man beispielsweise erkennt, dass ein Mitmensch vom Grundtyp eine „Zwilling“ ist (und dies bei Bedarf noch über einen sogenannten Aszendenten feinjustiert), braucht man kein Horoskop mehr, um das Verhalten und die Reaktion abschätzen zu können. Natürlich nicht bei jedem einzelnen Handgriff, aber als Gesamtverhalten betrachtet. 
Es ist also genauso, wie ich jetzt gelernt habe, die Pflege meiner Dipladenia grundsätzlich richtig zu betreiben.

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