Dienstag, 2. März 2021

Highway to Hell


Schon das Wort Highway ist für mich mit Gefühlen verbunden. Unendliche Weiten, für mich kaum fassbare Entfernungen, Sicht bis zum Horizont. Wie klein und unübersichtlich ist dagegen eine deutsche Landstraße. Der Blick geht gerade mal bis zur nächsten Kurve, rauf geht es und direkt wieder runter, durch die mäandernde Führung ist die Strecke länger als der Abstand der Orte.
Da kann man den Amerikanern nur gratulieren, die Distanz zwischen Start und Ziel ist durch die schnurgeraden Strecken kürzestmöglich verbunden.

Doch halt, diese Optimierung hat auch ihre Kehrseite. Der Fahrer neigt dazu, mangels Forderung der Aufmerksamkeit einzuschlafen. Und die Begegnung mit einem Fahrzeug dauert viele Minuten, was bei Dunkelheit sehr lästig sein kann.
Ist also Lean der richtige und optimale Ansatz? Im Sinne eines lokalen Maximums mag dies der Fall sein, aber global betrachtet muss man auch die Nachteile im Auge behalten. Der Bogen einer (europäischen) Landstraße ist Verschwendung. Aber sie hält auch wach und macht den Weg wünschenswert interessanter. Sie ist – das möchte ich betonen – dabei auch nicht nur Schikane oder Durcheinander, sondern geplanter (und zum Beispiel wegen Grundstücken oder anderen Randbedingungen) Weg zum Ziel.

Insofern müssen wir Lean als guten Gedanken verstehen, der aber gerade bei nicht automatisierbaren (d. h. robotergestützen) Prozessen nicht bis zur völligen Verödung durchgesetzt werden sollte. Sonst sind wir nicht auf dem Stairway to Heaven, sondern auf dem Highway to Hell.

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