Es war absolut erschreckend, mit welcher Geschwindigkeit ich mich dem plötzlich vom ADAC-Trainer auf die Fahrbahn geworfenen Pylon näherte. Ich trat voll auf die Bremse, die Reifen quietschten, ich hing im Gurt, aber es wurde immer knapper. Sekundenbruchteile in Schockstarre, bis der orange-weiße Leitkegel in hohem Bogen zur Seite flog. Im normalen Straßenverkehr hätte es jetzt einen saftigen Unfall gegeben.
Besprechung mit dem Trainer. Ok, sagt er, ihr habt jetzt
erlebt, wie es sich anfühlt, wenn der Bremsweg nicht mehr reicht, wenn ihr eine
Vollbremsung hinlegt, wenn es kracht. Aber ihr seid alle wie gebannt auf das
Hindernis zugefahren, dabei hättet ihr auch ausweichen können. Das Ausweichen
selbst ist dabei meist gar nicht so schwer, aber man starrt stattdessen den
Pylon oder was auch immer an, der Blick ist wie festgenagelt. Und man fährt
eben immer da hin, wo man hinsieht. Also: Ihr müsst erst mal den Blick lösen,
nach dem Ausweg suchen und dann dorthin (!) schauen. Nicht mehr auf das
Hindernis, das ist da, das hilft euch auch nicht, sondern aktiv in die
Richtung, die eine Rettung vor dem Unfall sein könnte.
Nächster Übungsdurchgang, gesagt, aber nicht getan. Wieder
der Pylon, wieder die Vollbremsung, aber es dauerte viel zu lange, bis ich
endlich bewusst an die Worte dachte und das Ausweichmanöver einleitete. Also
flog der Pylon wieder durch die Luft, es hätte wieder gekracht, nur vielleicht
nicht ganz so schlimm wie beim ersten Mal.
Nur Mut, beruhigte uns der Trainer, wir machen das einfach
noch mal.
Und tatsächlich, in der dritten Runde, mit glühenden Wangen,
gelang es mir, den Blick wegzubewegen und wie von Geisterhand steuerte auch
mein Auto diesmal rechts an der Blockade vorbei. Ich war begeistert.
Das geht übrigens auch im täglichen Leben mit Hindernissen,
Blockaden und Missgeschicken des Alltags. Ich kann wie beim
ADAC-Sicherheitstraining hinstarren und dagegen knallen. Gerne in Kombination
mit Gejammer oder Kritik am Auslöser dieser Behinderung. Was allerdings nichts
nützt und trotzdem zu irgendwas Misslungenem oder Kaputtem führt.
Oder es gelingt mir, das Hindernis als solches zu akzeptieren und nicht zu versuchen, trotzdem ans Ziel zu kommen. Zeit, Phantasie, Fachkenntnis und so weiter konzentriere ich viel mehr auf die Suche nach Ausweichmöglichkeiten. Und die werden dann ohne traurigen Rückblick auf den eigentlich vorgesehenen Weg mit voller Energie genutzt.
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