Mittwoch, 2. Februar 2022

Dem Altern entgegen

Ich schreibe ja nichts Neues, wenn ich darstelle, dass wir alle älter werden – fortlaufend, gleichförmig, unaufhaltsam. Nur dass wir das in jungen Jahren weder wahrnehmen noch wahrhaben wollen. Aber dann gibt es zunehmend häufiger das eine oder andere Signal: Mal ist es eine körperliche Tätigkeit, die immer schwerer fällt, mal ist es eine geistige Aufgabe, die nicht mehr so leicht zu erledigen ist.
Recht ärgerlich, aber eben unumgänglich. Viele Menschen wirken diesem Alterungsprozess entgegen, betreiben Sport um fit zu bleiben und stellen sich intellektuellen Herausforderungen, um auch das Denken agil zu halten.

Was aber ist mit dem Gedankengut, unseren aufgehäuften Erfahrungen, mit den diversen Erlebnissen und jahrzehntelangen Lernvorgängen? Vielfach gar nicht beachtet werden wir immer eingefahrener in unseren Ansichten. Wir haben schon so viele gute Entscheidungen getroffen, richtige Meinungen geäußert und wissen also, was der optimale Weg ist.
Stimmt nicht. Vielmehr kommt mit zunehmendem Alter die Offenheit abhanden, sind wir nicht mehr bereit, eine andere Meinung zu respektieren oder gar auf sie einzugehen. Unbemerkter als der Muskelabbau ist der Starrsinnsaufbau.
Wie bei der körperlichen Fitness kann man auch hier die Schritte von der Erkenntnis über die Analyse bis zum Trainingsprogramm (oder ist es sogar schon eine Therapie?) gehen. Haben wir als Kinder nicht ständig alles in Frage gestellt; Das als Vorbild haben wir nun die Reife, nicht nur Andere, sondern auch uns selbst permanent von der Seite zu beobachten (Meta-Perspektive). Habe ich gerade innerlich eine Entscheidung auf der Basis eines Vor-Urteils getroffen? Ganz wörtlich ist mit Vorurteil hier ein Urteil aus der persönlichen Vor-Geschichte gemeint. Und die ist ja nun mal aufgrund unserer Lebensjahre recht umfangreich.

Ich bewundere Menschen, die sich weit nach der Schulzeit noch mal an eine neue Fremdsprache wagen. Die ein Musikinstrument erlernen oder viel Bewegung in ihren Alltag integrieren. Und das dann noch mit dem Streben nach gedanklicher Wendigkeit garnieren.

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