Mit dem bekannten Rallye-Fahrer Walter Röhrl verbinde ich den Begriff Popometer. Er vertrat mit dieser Wordkreation die Ansicht, sich nicht auf die Armaturen vor sich (also Drehzahlmesser und Tachometer) zu verlassen, sondern den Zustand und die Dynamik des Autos zu erfühlen – mit dem Popo eben.
Ein absoluter Profi, der sich auf sein Gespür verlässt, ja, geht das denn? Offensichtlich geht das sogar sehr gut, immerhin war er auf seinem Gebiet Weltmeister. Das Steuern des Autos beherrschte er ausgezeichnet, und natürlich nutzte er dafür alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen. Das waren die Instruktionen seines Copiloten genauso wie Geräusche, Wahrnehmung der Fliehkraft, Absehen der Strecke, und sicher auch die Anzeige der Instrumente.
Steuern wir Vorgänge und Abläufe ebenso ganzheitlich? Manchmal wünschte ich mir, dass nicht nur die Instrumente abgelesen würden (Key Performance Indikatoren, Deckungsbeiträge, Effizienzkennzahlen etc.), sondern auch die anderen Impulse wahrgenommen und in der Planung berücksichtigt würden. Als „Copilot“ wird ein fremder Berater interviewt; das würde ein Rallye-Fahrer niemals machen, er muss mit seinem Beifahrer eine Symbiose eingehen, gleichen Risiko-Appetit haben, möglichst wie eine Person mit vier Augen agieren.
Und auch die Beobachtung des Umfeldes, Erfühlen des Zustandes der Abteilung oder gar des Unternehmens sind keine Gefühlsduselei, sondern unbedingt zu berücksichtigende Faktoren. Wer feinfühlig die „Drehzahl“ mitbekommt, verhindert ein Abwürgen genauso wie ein Überdrehen. Und das ist genauso wichtig wie auf der Piste zu bleiben und nicht im Graben zu landen.
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