Gerade komme ich von einer längeren Autobahnfahrt zurück und bin wieder gut zu Hause. Wer längere Strecken zurücklegen muss, der hat zum einen Abschnitte mit viel oder weniger Verkehr, dann aber auch Abschnitt mit oder ohne Baustellen, mit oder ohne Geschwindigkeitsbeschränkung. Doch wo auch immer ich unterwegs bin, es gibt immer die Fahrerinnen und Fahrer, die es sich auf der Mittelspur gemütlich gemacht haben.
Wenn eher sporadisch mal ein weiteres Auto auf der Autobahn unterwegs ist, dann stört so ein Verhalten nicht weiter. Man überholt diese Fahrzeuge einfach ohne darüber nachzudenken. Wenn aber die Verkehrsdichte zunimmt, dann werden sie zur Plage. Ich darf sie ja nur links überholen, obwohl rechts genug Platz wäre. Nach dem letzten überholten Laster sind sie ja gar nicht auf die Idee gekommen, wieder auf der rechten Spur zu fahren. Nein, sie sind vermutlich vor hunderten von Kilometern aufgefahren, haben es sich auf der Mittelspur bequem gemacht und werden bis zu ihrem Autobahnkreuz oder ihrer Abfahrt auch dort bleiben.
Stimmt doch, solche Mitarbeiter kennen wir auch in der Firma. Irgendwann mal eingestellt worden, jetzt seit vielen Jahren auf ihrem Posten, man kommt nicht dran vorbei, obwohl sie ihren Job nicht so gut erfüllen, wie wir es uns wünschen. Überholen dann nicht unbedingt im Sinne von Karriere, sondern mehr im Sinne von zügigerer Abwicklung, moderner Umgang, optimierter Ablauf.
Nun habe ich ja verschiedene Möglichkeiten, mit diesen Zeitgenossen umzugehen. Ich kann ganz korrekt darauf warten, dass die linke Spur frei ist und sie überholen. Ich kann mich hinter sie einordnen, mit Blinker, Lichthupe, Gesten oder was mir sonst noch einfällt versuchen zu signalisieren, dass sie bitte dem Rechtsfahrgebot Folge leisten sollen. Oder sie rechts überholen.
Und natürlich die Frage, ob es mich emotional bewegt oder ich mehr oder weniger ungerührt meine Fahrt fortsetze, wie auch immer ich mit dem rollenden Hindernis umgehe.
Welcher Typ ich bin, ob ich eher zu einer Ordnungswidrigkeit (rechts überholen) neige oder dem Anderen deutlich machen möchte, dass er den Weg frei machen soll, vielleicht sogar rüberbringen möchte, dass er etwas falsch macht. Die Wahl der Strategie hängt auch vom Umfeld (der Autobahn), den Möglichkeiten (anderen Verkehrsteilnehmern), der Gesamtsituation (Verkehrsdichte und Witterung) sowie der absehbar weiteren Entwicklung (Baustelle oder Stau in Aussicht) ab.
Dieser lästige Kollege, der auf seit Jahren auf seinem Posten hockt, Vorgänge blockiert oder widerspenstig auf Prozessen beharrt: Füge ich mich gelassen in die Umstände, umgehe ich ihn geschickt oder äußere ich meinen Unmut und beschwere mich? Erst mal die Situation analysieren und dann im Einzelfall entscheiden – nur aufregen sollte ich mich jedenfalls nicht.
[Andere Blogs: Dienstliche Glossen, Feingeistiges]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen