Kaum hat ein Sportler das gemacht, was er kann - nämlich einen Ball über das Netz zu schlagen – muss er etwas machen, was er nicht kann – nämlich ein Interview geben. Wir alle kennen die teils lustigen, teils tragischen Ausführungen der vor das Mikrofon gezerrten Prominenten.
Doch so geht es munter auch in ganz vielen Situationen in unserem Leben. Wir nehmen eine Rolle ein und damit sind irgendwelche Erwartungen verknüpft. Mal offensichtlich, mal eher verborgen. Um beim Tennis zu bleiben: Wer in der Rolle des Profis daherkommt, von dem wird man natürlich erwarten, dass er mit Schläger und Ball gut umgehen kann. Auch Fitness und Ernährung sind Themen, die der Sportler sicher mit abdecken muss. Ein gewisses Geschick beim Durchlaufen der Leistungsstufen und Kader ist ebenfalls eine notwendige Fähigkeit. Geht man einen Schritt weiter und betrachtet die politischen und taktischen Aspekte könnte es eng werden, von möglichen juristischen und vertraglichen Punkten ganz zu schweigen.
Unbemerkt ist das im Alltag ja auch so, das beginnt ganz vorne bei der fest vorgegebenen Geschlechter-Rolle. Als Mann ist man doch prädestiniert, die Buchhaltung zu führen, Technik zu beherrschen und handwerkliches Geschick an den Tag zu legen. Frauen wiederum können von Natur aus kochen, soziale Kontakte halten und die Wohnung schmücken.
Oder auch nicht. Ich kenne ganz schön viele Männer, die keine Ikea-Küche aufgebaut bekommen. Und die Technik auch nur so lange im Griff haben, wie sie Plug-and-Play ist. Andererseits Frauen, die bei Schreibarbeit zu Hochform auflaufen, aber Spaghetti anbrennen lassen können. So viel zur landläufigen Vorsortierung von Erwartungen.
Hier heißt es zu differenzieren zwischen ungeliebter Arbeit und Überforderung. Unser Wimbledon-Sieger von 1985 wehrte sich nicht gegen die Interviews; aber nicht allein, dass sie ihm sehr schwer fielen, man machte sich auch noch lustig über ihn. Anders als der Partner, der einfach keine Lust auf körperliche Arbeit hat, war der Tennisstar einfach überfordert, weil nicht eloquent.
Neben dieser Differenzierung ist auch die Beschäftigung mit Rollenerwartungen wichtig. Die Pakete, die wir im Kopf zusammenstellen sind teilweise schwergewichtig oder verknüpfen Qualitäten, die rein gar nichts miteinander zu tun haben. Und nur, weil es Rolleninhaber gibt, die auch weit auseinanderliegende Anforderungen erfüllen können heißt es nicht, dass der Rollenzuschnitt in unserer Gedankenwelt zutreffend ist.
[Andere Blogs: Dienstliche Glossen, Feingeistiges]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen