Kurven haben ihren ganz eigenen Reiz. Fragt man Motorradfahrer, so werden sie bestätigen, dass die sanften Schwünge einer durch die Landschaft geführten Straße viel mehr Spaß machen als das Abfahren großer Distanzen auf der Autobahn. Und nicht nur der Spaß ist größer, es ist gerade bei Dunkelheit angenehm, wenn man nicht ganz so lange (blendende) Gegenverkehr hat.
Andererseits verlängern Kurven grundsätzlich die Strecke bis zum Ziel. Und man ist gezwungen langsamer zu fahren, damit man nicht von der Straße abkommt. Bei manchen Gegebenheiten sind Kurven auch unumgänglich, sei es, weil man ein Hindernis umfahren muss, sei es, weil eine direkte Route zu steil wäre (Serpentinen erforderlich).
Ein Plädoyer also für die Berücksichtigung von Kurven bei der Planung von Straßen. Oder bei der Planung von Prozessen. Von Prozessen? Ja, ganz recht, auch hier gilt es die Erkenntnisse aus dem Straßenbau zu berücksichtigen. Straight-through hört sich gut an, aber die Eintönigkeit von allzu glatt gestalteten Abläufen führt bei den Mitarbeitern zu Unaufmerksamkeit, die Qualität wird leidet darunter. Ebenso können Prozesse – sofern sie nicht ausschließlich automatisiert laufen – auch nicht beliebig schnell werden, da Menschen nicht so planbar sind wie Maschinen. Ausfälle wie Krankheit, Überlastung oder zusätzliche Aufgaben führen zu Engpässen, die sich nicht so leicht beheben lassen. Ein gewisser Spielraum, eine sogar künstliche Verlangsamung beugt Stau und damit verbundenen Fehlern vor.
Abläufe zu optimieren ist ein weites Feld, das allerdings stets gesamtheitlich betrachtet werden muss. Wer hier nur lokale Verbesserungen im Auge hat läuft Gefahr, im Gesamtwerk einen Rückschritt zu erwirken. So wenig man im Straßenverkehr hinter einer scharfen Kurve mit Übergeschwindigkeit in einen Wohnort einfährt, so unwahrscheinlich ist das Auflaufen von Arbeitspaketen zwischen aufeinander abgestimmten Prozessen. Was auch dann gilt, wenn man bei Messung der Durchlaufzeit vermeintlich noch Verbesserungen erzielen könnte.
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