War das auf dem Bahnhof, oder war es eine Besprechung mit Microsoft Teams? Jedenfalls wurden gerade relevante Informationen durchgegeben, als der Ton plötzlich…. „krrrk“… weg war. Kurzen Moment abwarten, vielleicht kann ich gedanklich überbrücken, die entstandene Lücke sinngemäß ergänzen.
Ja, jetzt bin ich sicher, es muss auf einem Bahnhof gewesen sein, denn die Informationen waren im Wesentlichen irgendwelche Zahlen, Zugnummern vermutlich mit Zeiten und damit zusammenhängenden Details für die Fahrgäste. Da endet natürlich die Möglichkeit, sinngemäß zu ergänzen, die Zahl nach der Ankündigung eines Gleiswechsels lässt sich nicht logisch interpolieren.
„Ich habe Sie nicht verstanden“, möchte ich sagen, aber mein Mund bleibt geschlossen, es wäre auch gar nicht möglich, eine Wiederholung zu erwirken, weil ich zwar potentiell hören kann, allerdings vom Mann am Mikrofon nicht gehört werde. Was nur tun, frage ich mich. Mit etwas Glück wird die Durchsage wiederholt, wenn dann nicht wieder eine Störung auftritt ist es hoffentlich noch früh genug, eventuelle Umplanungen oder Maßnahmen einzuleiten.
Ich werde mit der Unsicherheit leben müssen, die fehlende Nachricht setzt mich aber leider unter Stress. Was, wenn ich auf dem falschen Bahnsteig stehe und den pünktlichen aber umgeleiteten Zug verpasse. Oder der Zug ausfällt und ich keine Chance habe, mir eine Alternativverbindung herauszusuchen. Oder (nicht ganz so dramatisch) den Zug nur im Laufschritt erreiche, die lange vor mir eingestiegenen Fahrgäste schon alle Plätze besetzt haben und ich stehen muss.
Andererseits, denke ich mir, andererseits geradezu philosophisch. Wer hat schon alle Informationen, um sein Leben zu steuern, die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Da ist doch auch alle Naselang ein krrrk in der Leitung, muss ich Informationen ergänzen, mit mangelhaften Angaben versuchen ans Ziel zu kommen. Oder doch nicht philosophisch, sondern eher organisch, unser Körper bekommt auch nur einen Bruchteil der Messwerte mit und muss trotzdem über viele Jahrzehnte fehlerarm arbeiten.
Ja, genau, da ist der Körper ja ein echtes Wunderwerk, und wenn man es sich so überlegt, liegt seine Stärke in diesem Zusammenhang in seiner ausgeprägten Fehlertoleranz. Eine Niere ausgefallen? Macht nichts, die andere übernimmt. Blutdruck zu hoch? Macht nichts, erst mal Gefäßquerschnitt und Herzsteuerung anpassen. Und so weiter. Bis wir bleibende Schäden davontragen muss schon einiges passieren.
Zurück im Alltag: Fehlertoleranz kann man in vieler Hinsicht erreichen. Sei es, indem man Puffer (z. B. bezüglich der Zeit) einbaut, sei es, indem man von vorneherein ein breiteres Zielfenster aufmacht. Wenn es schlichtweg egal ist, wann man ankommt ist eine Verspätung völlig nebensächlich. Jeder, der im Urlaub ein paar Tage auf eigene Faust unterwegs war, kennt dieses Gefühl. Der Weg ist das Ziel, der liebe Gott ist ein guter Mann. Erst der Anspruch an die Pünktlichkeit, der Versuch der Verdichtung von Tätigkeiten auf der Zeitachse machen aus Planabweichungen Problemfälle.
Eben meldet sich der Lautsprecher wieder, die Durchsage wird tatsächlich wiederholt, Glück gehabt, zumindest mein Informationsschnipsel wird ohne Problem übertra… krrrk… nein, doch nicht. Ruhe bewahren jetzt, die Schwarmintelligenz hilft weiter, irgendein Reisender hat offensichtlich mit einem Bahnmitarbeiter gesprochen und weiß nun etwas, was ich nicht wusste, jedenfalls setzt sich die ganze Reiseschar jetzt in Richtung Treppe in Bewegung.
Auch eine Möglichkeit, mit dem Krrrk des Alltags umzugehen. Denn ohne Mitmenschen hätten wir diese Probleme nicht (Pünktlichkeit bei Treffen gäbe es nicht, weil wir alleine wären), aber wir hätten auch keine Unterstützung bei der Suche nach Lösungen.
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