Eine Bekannte von mir ist eine kreative Person. Sie probiert herum, entwickelt dies und das und teilt ihre tollen Erfindungen gerne und in aller Offenheit mit ihren Mitmenschen. Was sich erst mal gut anhört, wird in der Praxis zu einer gewissen Belastungsprobe für das Umfeld. Da wird man zum Frühstück mit einem Tee-Ei überrascht und darf sich über den Einfall freuen, das vorher hartgekochte Ei in schwarzem Tee zu kochen. Der bittere Geschmack steckt dann in dem Ei und macht das Geschmackserlebnis eher fragwürdig.
Ein ebenfalls erwähnenswertes Produkt war ihre Gummibärchentorte. Auf einem mehrere Zentimeter dicken Rührkuchen war in der aufgegossenen Gelatinehaube eine Tüte Haribo eingebaut. Jedes für sich gut, aber wenn man ein Stück Kuchen in den Mund nahm, konnte man den Kuchenteig kauen und schlucken, während die Bärchen gelutscht werden wollten. Weder gustatorisch noch haptisch oder bezüglich der Verarbeitung im Mund besonders gelungen. Wir saßen um den Kaffeetisch, abwechselnd kauend, schluckend und lutschend.
Im Grunde hätte man darauf kommen können. Nicht jede mehr oder weniger wild zusammengeworfene Kreation ist es wert, dass man sie umsetzt, nicht jede Kombination einzeln guter Elemente gibt zwangsläufig wieder ein sinnvolles Produkt. Und vor allen Dingen liegt es auch an dieser Stelle nahe, das Ergebnis (in diesem Fall gedanklich) zu simulieren. Oder mit anderen darüber zu diskutieren.
Experimentierwille ist gut und ist die Basis für neue Erkenntnisse. Aber jeder Wissenschaftler weiß, dass auch ein Experiment sorgfältig geplant werden muss und man nicht einfach drauflos agieren kann. Hat man als Kernphysiker nur eine Stunde Strahlzeit am Teilchenbeschleuniger, dann wird man sich sehr gut vorbereiten und sich fragen, ob das geplante Experiment sinnvoll ist und ein relevantes Ergebnis erzielen kann.
Fazit: Man darf gezielte Experimente und Forschung nicht mit unstrukturiertem Herumprobieren oder "Kipp-und-schütt" verwechseln. Letzteres bringt nicht weiter, ist für die Versuchskaninchen eventuell ärgerlich oder sogar gefährlich und sollte entsprechend möglichst vermieden werden. Selbst am Herd oder am Backofen.
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