Mittwoch, 30. März 2022

Wo sind denn nur die Trüffelschweine?

Ehrlich gesagt, mache ich mir gar nicht so viel aus Trüffeln. Es sind Pilze, sie haben einen intensiven Geschmack und verströmen einen ebenso intensiven Geruch. Besonders scheint nur zu sein, dass es Menschen gibt, die sie gerne essen und sie zu einer Delikatesse hochstilisieren. Wegen ihrer Seltenheit ist es dann nur noch ein kurzer Weg, damit diese pflanzlichen Produkte als wertvoll und damit hochwertig gehandelt werden.
In diesem Zusammenhang hat sich herausgestellt, dass bestimmte Tiere diese Pilze riechen und auch im Erdreich aufspüren können. Für Menschen ein Schatz, für die Tiere eigentlich nur Nahrung. Mit ihrer empfindlichen Nase und einer kräftigen Schnauze sind Schweine die optimalen Sammler, und von Menschen begleitet können sie den Ort der gewünschten Beute zeigen.

Wo also sind sie, die Trüffelschweine im Unternehmen? Diese Mitarbeiter, die den richtigen Riecher haben, die man ein bisschen wühlen lassen muss, damit sie im Morast der Daten, Innovationen und Informationen die Schätze ausfindig machen. Das sind die wirklichen Treiber der Neuerungen, weit mehr als Weiterentwicklung und Optimierung (Evolution). Vielmehr laufen sie eher in Richtung Revolution, was oft zu Irritation führt. Verwunderung zum einen, weil die Gedanken unkonventionell sind, zum anderen, weil sie möglicherweise mit bestehenden Best-practice brechen. 
Und dann sind diese menschlichen Trüffelsucher möglicherweise ihrer Zeit so weit voraus sind, dass man sie leicht als Spinner einstuft. Wie sollte man sie denn auch als Visionär erkennen, wenn sie den Zeitstrahl zu überspringen scheinen.

Paradoxerweise muss man ausgerechnet diese Suchprofis mit der außergewöhnlich zuverlässigen Intuition selber suchen. Und wie die Schweine sind sie auf den ersten Blick unscheinbar und ernähren sich – um im Bild zu bleiben – von allen möglichen Resten, die man ihnen in den Futtertrog des Arbeitstages geworfen hat.
Meine Empfehlung ist an dieser Stelle, die Augen offen zu halten. Eine der angenehmen Eigenschaften dieser Spezies ist übrigens, dass sie sich meist ihrer Fähigkeit nur ansatzweise bewusst sind, bescheiden dabei. Kein Grund also, sich vor ihnen zu fürchten oder erwarten zu müssen, dass sie selbst Führungsansprüche geltend machen. Der Erfolg ihrer Suche ist ihnen meist Ansporn genug.

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Mittwoch, 23. März 2022

So kommen wir nicht weiter


Ein weit verbreiteter Irrtum besteht darin, Kampf und Krieg miteinander zu verwechselt. Seit Beginn der Menschheitsgeschichte gehen wir in den Kampf. Zentrales Element ist unser eigenes Leben, wir müssen Nahrung zu uns nehmen und dafür neben Pflanzen auch Tiere erbeuten. Das kann man mit List, zum Beispiel Fallenstellen hinbekommen, mit Hilfsmitteln wie Waffen oder mit reiner Gewalt. In jedem Fall ist das Ergebnis eine Mahlzeit.

Anders beim Krieg. Zwar gibt es auch hier List, Waffen und Gewalt. Aber das Ziel ist völlig anders. Angetrieben von Ideologen und organisiert über eine Hierarchiestruktur geht es hier nicht um Nahrung und persönliches Überleben. Sondern um Macht. Ein Mensch manövriert sich unter Seinesgleichen in immer höhere Ebenen der Hierarchie, was ihm die Möglichkeit eröffnet, andere Menschen zu steuern, ihnen Befehle zu geben.

Die weitere Steigerung über den Aufstieg in der Befehlshierarchie ist die Vergrößerung der Anzahl Untergebener. Je größer ich bin, desto mehr Menschen habe ich etwas zu sagen. Das verschafft mir mehr Macht und sorgt für eine Stellung, in der ich mehr Bewunderer und vielleicht auch Anhänger habe.

Aber hier endet leider der Vorteil der Macht. Wird sie für die Unterjochung von Menschen oder die Eroberung von Ländereien genutzt, dann erzielt man keinen Fortschritt. Kein Krieg hat bisher dazu geführt, dass Innovationen ermöglicht wurden. Vielmehr fällt die Forschung und damit der Fortschritt zurück, viel Energie muss in den Wiederaufbau einer funktionierenden Gesellschaft gesteckt werden.

Es ist ein biologischer Egoismus, dass Menschen sich als Platzhirsche etablieren wollen. In tiefer Ebene steckt das Ziel einer guten Partnerwahl dahinter. Die allerdings auf Kosten der Gemeinschaft geht. Zu allem Übel sind die Religionen in diesem Zusammenhang auch nicht dämpfend unterwegs, vielmehr gab und gibt es gerade von ihnen ausgehend zahlreiche Glaubenskriege.

Nur die Philosophie – und diese in ihrer universellen Ausprägung – zeigt als Zielbild den Menschen, der etwas erschafft. Dazu ist ihm der Kampf mit in die Wiege gelegt, der Krieg aber nicht.

Mittwoch, 16. März 2022

Wir brauchen Bienen


Heute Morgen gab es im Radio einen kurzen Beitrag über Bienen. Dass sie sehr wichtiger Teil des Ökosystems sind. Und dass es immer weniger Bienen in unserem Bundesland gibt. Wie tragisch, dachte ich, wieder so eine Randnotiz, deren Inhalt mehr Einfluss auf unser Leben hat, als uns im ersten Moment klar ist.
Warum, stellt sich die Frage, warum werden es denn immer weniger Bienen. Da kann man auf die Umwelt schauen, auf Gifte, auf kleiner werdende Lebensräume, zunehmende Anzahl natürlicher Feinde. Dann spielt aber auch die aussterbende Zunft der Imker eine Rolle. Wer möchte heute noch Imker sein, wer kann vom Erlös dieses Berufs leben oder wer füllt seine Freizeit mit diesem anspruchsvollen Hobby?

Für Vertreter einer ökonomisch geprägten Generation, für Anhänger des Min-Max-Prinzips (mit minimalem Aufwand zum maximalen Ergebnis) ist eine eher brotlose Kunst wenig attraktiv. Noch nicht einmal Renommee kann man mit der Betreuung von Bienenstöcken erringen. Allein die Freude an der Pflege von Völkern, der Versorgung dieser nützlichen Insekten und die Gewissheit, dass man etwas Gutes für die Allgemeinheit tut, reichen dann eher nicht.
Schaut man sich um, so ist dieses Phänomen aber noch weiter verbreitet, nicht nur bei Bienen und der Imkerei. An vielen Stellen gehen Menschen einen bequemen Weg mit Fokus auf den eigenen Vorteil, wer will es ihnen verdenken? Doch angesichts der Folgen frage ich mich, ob die Einstellung „wenn jeder für sich sorgt, ist ja für jeden gesorgt“ wirklich stimmt.
Je ausgeprägter die Orientierung an der persönlichen Entwicklung ist, desto stärker muss für ein ausgewogenes Gefüge der zentral organisierte Rahmen sein. Im Beispiel mit den Bienen wäre eine Abgabe denkbar, die für staatlich finanzierte Imker verwendet wird. Dann haben wir wieder genug Ressourcen für die Zucht der Bienen, um die sich der Einzelne nicht kümmern mag.

Das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt, er zeigt aber, dass eine Gesellschaft kollabiert, wenn sich die Sozialstruktur immer weiter zurückbildet und einem individuell verfolgten Gewinnstreben ohne Umfeldverantwortung Platz macht.

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Mittwoch, 9. März 2022

Gesunder Menschenverstand

Ich habe ein Bild gesucht für eine Situation, in der die Realität nicht zu dem passt, was man mit seinem „gesunden Menschenverstand“ erwartet hatte. Und dann fiel mir das Foto einer Klopapierrolle ins Auge. Schon merklich abgerollt hängt sie gegenüber der Toilette, nicht weiter bemerkenswert. Aber überraschenderweise zeigt das Ende der Papierrolle nach oben. Und da beginnt man zu grübeln. Erster Impuls ist, das Foto für eine Montage zu halten, doch das ist nicht der Fall. Aber vielleicht ist es einfach auf den Kopf gestellt, das würde diese Merkwürdigkeit ja auch erklären. Ebenfalls falsch, tatsächlich zeigt das Foto die wirkliche Situation. Im dritten Denkanlauf beginne ich zu überlegen, ob es eine Erklärung gibt, warum das Ende nach oben zeigt; Ist das Papier vielleicht zu steif oder irgendwie nach oben fixiert (trifft beides nicht zu).

Die Lösung des Rätsels besteht darin, dass die Haftung des offenen Endes an die restliche Papierrolle stärker ist als die Erdanziehung und deshalb dieser trotzen und hochstehen kann.

Aber ich habe ja eingangs geschrieben, dass ich explizit ein Bild gesucht habe, denn wie oft passiert es mir im Alltag, dass ich die Realität nicht akzeptiere und eine List, einen Trick oder höhere Gewalt vermute. Dass ich mich vertan haben könnte und mein „gesunder Menschenverstand“ mich hier in die Irre geführt hat, das nehme ich nur widerwillig zur Kenntnis. Bewegliche Gegenstände bewegen sich im Schwerefeld der Erde, fallen herunter oder neigen sich zumindest nach unten. Das weiß jedes Kind und wenn es mal nicht so ist, dann stimmt was nicht. Oder eben doch, wie die Geschichte von der Klopapierrolle zeigt.

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Mittwoch, 2. März 2022

Qu'en pensez-vous, Monsieur Curie?

Ich war heute gedanklicher Gast bei Piere Curie, und wir unterhielten uns über verschiedene Materialeigenschaften. Besonders ausführlich berichtete er mir über ferromagnetische Eigenschaften und deren Abhängigkeit von der Temperatur. An seine grüne Wandtafel kritzelte er allerlei Formeln und leitete schließlich eine Temperatur ab, bei der der Ferromagnetismus komplett verschwindet. Reversibel, wie er betonte, was aber nicht bedeute, dass sich beim Abkühlen eine vorher vorhandene Magnetisierung spontan wieder einstelle. Vielmehr gehe diese schon unterhalb dieses Phasenübergangs verloren. Und obendrein müsse ich bedenken, dass seine Curie-Temperatur abhängig sei vom Werkstoff. Ginge Nickel schon bei 360 Grad Celsius zum Paramagnetismus über, so geschehe dies bei Eisen erst bei knapp 770 Grad Celsius.

So ging es munter weiter, er erläuterte die Polarisierung von Dauermagneten und zeigte mir Aufnahmen von Weiss-Bezirken.

Es war schon spannend und begleitend sah ich wieder mein Bild von Organisationseinheiten vor mir [Siehe: Magnetismus in Unternehmen]. Da hatte ich ja auch Weiss-Bezirke identifiziert, die Menschen mit Elementarmagneten verglichen und über das Entstehen makroskopisch erfahrbarer Ausrichtung berichtet. Wie gut passte jetzt auch seine Curie-Temperatur in meine Analogie, kann man doch hier wie da durch Bewegung der Teilchen aus ihrer (emotionalen) Ruhelage die vorhandene innere Ordnung irreversibel zerstören. Und dann bei Beruhigung und durch äußeren Einfluss eine neue Ordnung aufbauen. Selbst die Materialabhängigkeit fand leicht Einzug in meine Gedankenbrücke: Bei manchen Unternehmen ist der „Magnetismus“ sehr stabil und es ist viel Energie erforderlich, um vorhandene Strukturen und heimliche Fürstentümer zu zerlegen, bei anderen Unternehmen reicht viel weniger Energie.

In allen Fällen ist die Steuerung von zentraler Bedeutung. Sofern man eine bestehende Struktur ändern will, muss man sehr behutsam „erwärmen“ und dabei unablässig beobachten, wie die Netzwerke und Seilschaften sich lösen. Hat man den entgegengesetzten Antritt und möchte die vorhandenen Verhältnisse härten, dann heißt es vorsichtig abzukühlen, dabei deutliche Impulse zu geben und die Verfestigung im Auge zu behalten.

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