Mittwoch, 28. Dezember 2022

Miteinander reden à la Bluetooth

Mein Handy kommuniziert mit verschiedenen anderen Geräten über Bluetooth. Das ist ein Funkstandard, der zum Beispiel für das Übertragen von Musik an einen Kopfhörer, aber auch von Daten an eine Smartwatch geeignet ist.
Das Handy in der Hosentasche tauscht sich mit meiner Armbanduhr aus und teilt ihr beispielsweise eingehende Nachrichten mit. Die Uhr ist nicht weit vom Handy entfernt, anders dagegen der Funklautsprecher, der auf dem Sideboard steht und die Musik wiedergibt. Und wenn ich mich durch den Raum bewege bleibt die Entfernung zum Handgelenk etwa gleich, der Abstand zum Sideboard ändert sich aber fortlaufend.

Auf diese Situation ist die Technik bestens eingestellt. Ab der Kopplung wird permanent ausgehandelt, wie stark das Handy senden muss und wie empfindlich die einzelnen Empfänger sich einstellen müssen. Der Sender (Handy) geht dabei von der schwierigsten Verbindung aus, im Beispiel also von der Musikbox. Beim Aushandeln dieser Verbindung hat sich die Box bereits auf höchstmögliche Empfindlichkeit eingestellt, da sie gegenüber der bereits angebundenen Uhr eine weitere Distanz überbrücken muss. Das Handy seinerseits stellt die Sendeleistung möglichst niedrig ein, aber eben doch so hoch, dass eine störungsfreie Übertragung an die Box möglich ist.
Diese Sendeleistung ist für die Uhr deutlich zu hoch, sie ist ja erheblich näher am Sender. Also muss sie ihre Empfangsempfindlichkeit herunterregeln, sonst wird sie übersteuert.
Bei dieser kleinen Runde müssen also schon die Sendeleistung einerseits und die Empfindlichkeiten bei den Empfängern andererseits eingestellt und bei Veränderung (meiner Bewegung durch den Raum) nachjustiert werden. Das Prinzip bleibt natürlich erhalten, wenn wir es mit mehr Geräten zu tun haben.

Miteinander reden a la Bluetooth
Switch – denken wir an zwischenmenschliche Kommunikation. Da ist ein Sender, zum Beispiel ein Vortragender oder eine Führungskraft, der eine Botschaft an eine Gruppe von Empfängern geben möchte. Dass die Sprachlautstärke auf die Situation der Zuhörer angepasst sein muss ist noch halbwegs trivial.
Interessanter ist jedoch, wie deutlich die Botschaft formuliert werden muss, damit alle sie verstehen. Man darf sie weder ignorieren können noch soll sich jemand überrollt fühlen. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil, sagt man, klare Ansage ist für viele Menschen ein guter Ansatz. Allerdings besteht dann die Gefahr, die sensiblen Zeitgenossen zu verschrecken. Entsprechend ist es angezeigt, die „Sendeleistung“ zu reduzieren und möglichst jede Kommunikation in ihrer Direktheit (oder nennen wir es an dieser Stelle mal Plumpheit) auf das notwendige Maß zu begrenzen.
Und auch die Empfängerseite muss sich der Situation anpassen. Wenn in der adressierten Runde etwas unempfindliche Kollegen sind, die nur eine deutliche Formulierung verstehen oder erst bei Drohungen aktiv werden, dann müssen die Sensiblen ihre inneren Ohren ein wenig unempfindlicher einstellen.

Jedenfalls muss die Kommunikation – analog zur Bluetooth-Verbindung - ständig wieder geprüft und bei Bedarf nachjustiert werden.

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