Da steht er an seinem Pult, den Taktstock in der Hand, die Partitur vor sich und um ihn herum die Musiker. Streicher, Bläser, Schlagwerker, vielleicht noch ein Pianist. Die ganzen Instrumente kann der Dirigent nicht selber spielen, das muss er aber auch gar nicht, denn für jedes gibt es jeweils eine Person, die gemäß der Notenblätter die gewünschten Töne hervorbringt. Nein, seine Aufgabe ist es, das Zusammenspiel zu organisieren, zu synchronisieren und die Komposition zu interpretieren.
Versteht man die Strategie eines Unternehmens als Komposition (also zu einem Gesamtwerk zusammengesetzte Elemente), dann gibt es auch hier voneinander abweichende Interpretationen. So wie ein und dieselbe Sonate abhängig vom Dirigenten, der Orchesterbesetzung und den Musikern unterschiedlich klingt, so wird auch eine Strategie je nach Organisationsstruktur, Mitarbeitern und natürlich den Führungskräften unterschiedlich ausgelebt.
Anders formuliert ist es ein Irrglaube, dass man mit der Formulierung einer Strategie (Erstellung einer Komposition) bereits alles gesagt hätte. Vielmehr bedarf es jetzt noch eines Dirigenten, der die Partitur vor sich hat und die verschiedenen Gruppen koordiniert und vor allem auch mit seinem Taktstock synchronisiert hält.
Schließlich bedarf es zur Inszenierung eines gelungenen Abends für die Zuhörer nicht nur eines guten Orchesters mit fähigem Dirigenten. Auf keinen Fall darf man das im Hintergrund aktive Management vernachlässigen, ich denke dabei insbesondere an den Intendanten. Zu seinen Aufgaben gehören Strategieentwicklung oder Organisationsuntersuchungen und finanzielle Pflichten (u.a. Finanzkonzeption, Jahresplanung, Controlling des Etats, gute Auslastungszahlen, Kooperation mit Sponsoren). Während im künstlerischen Bereich Intendant und Dirigent wie selbstverständlich getrennte Rollen sind, versuchen viele Unternehmen, beide Aufgaben im Vorstand zu bündeln. Fast möchte ich sagen, dass das schief gehen muss, zumindest aber nicht das optimale Ergebnis erzielen kann.
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