Mittwoch, 9. August 2023

Der Satire-Test

Satire-Test
Wie war das damals, diese Aufbruchstimmung bei der Eroberung des Mondes. Die gesamte Forschung konzentrierte sich auf den Weltraum, egal ob Elektronik, Antriebstechnik, Klebebänder oder was auch immer – alles drehte sich um das eine Thema. Alles schien möglich, heute der Mond, morgen der Rest des Weltalls. Die Phantasie war grenzenlos.

Zeitsprung: Etwa fünfzig Jahre später wieder Aufbruchstimmung. Computer können alles, das wird jetzt ganz offensichtlich, sie können nicht nur menschliche Sprache verstehen, in ihr antworten, sich Portraits in realistischer Qualität „ausdenken“, auch Musik im Stil berühmter Komponisten oder Gemälde angelehnt an Klassiker sind kein Problem mehr.

Eine neue Ära bricht an, heute die Sprache und die Ausdrucksmöglichkeiten, morgen die Gefühlswelt. Wieder scheint alles möglich, die Phantasie schlägt Purzelbäume. Zeit, einen Maßstab heranzuziehen, wie ihn 1950 Alan Turing erstellt hat und der noch heute genutzt wird. Doch während sich die Messung bei Turing im Wesentlichen auf kluge Antworten bezieht und Wissensfragen oder geschickte Interaktionen adressiert, brauchen wir jetzt eine Möglichkeit, weitere Ebenen der menschlichen Kommunikation zu vergleichen.

Von Kindern wissen wir, dass sie nichts mit Ironie anfangen können. Die Fähigkeit, eine weitere Ebene als solche zu erkennen entwickelt sich erst im Lauf der ersten Lebensjahre. Ähnlich können die heutigen Sprachmodelle hier noch nicht „erwachsen“ reagieren. Noch schwieriger wird es mit Humor, eine interessante Herausforderung wäre die Generierung eines (neuen) Witzes, den ein Bot erzählt.

Königsdisziplin aus meiner Sicht ist aber die politische Satire. Aktuelle Gegebenheiten aufzuspießen, Prominente in Wortspiele zu verfangen, Ironie mit Überspitzung zu kombinieren und zu bisweilen mit Spott verbrämter Kritik zu verdichten. Gelingt es einem Computer, auch dieses Format zu besetzen bzw. dieses als solches zu erkennen, so dass wir nicht mehr gegenüber Böhmermann, Nuhr oder Priol unterscheiden können, dann würde ich den Test als bestanden bezeichnen.

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