Ein Bild sagt mehr
als tausend Worte. Oder: Das Kunstwerk spricht
mich an. In beiden Fällen Begriffe, die etwas mit Kommunikation zu tun haben.
Es liegt also nahe, die Interaktion zwischen Kunstwerk und Rezipient unter dem
Gesichtspunkt der Kommunikation zu betrachten. Und da bietet es sich an, das
bewährte Modell von Thun zu verwenden.
In der Kommunikationstheorie spricht Schulz von Thun von vier Seiten, die eine Nachricht hat. Der Sprecher offenbart etwas über sich selbst (Selbstkundgabe), transportiert eine Botschaft (Sachinhalt) und wendet sich mit einem Aufruf (Appell) an den Empfänger. In der Äußerung finden sich aber auch Hinweise auf das Verhältnis der beiden Personen (Beziehungsebene).
Diese vier Seiten gibt es aber eben nicht nur in der (gesprochenen) Sprache, sondern auch in der Kunst. Was dem Betrachter eines Bildes als erstes ins Auge springt ist das dargestellte Objekt. Was ist auf dem Bild zu erkennen, wie stehen die Bildinhalte zueinander im Verhältnis, welche Farben spielen eine Rolle und welche Stilelemente kamen zum Einsatz. Das ist im Bild von Thun die Sachebene, je nach Bild mehr oder weniger deutlich zu erkennen. Bei Inhalten, die man erst entdecken, möglicherweise sogar dechiffrieren muss spricht man von abstrakten Gemälden.
Schon schwieriger wird es bei der Appell-Seite. Was will mir dieses Bild sagen, ist eine Frage, die sich viele Betrachter stellen. Möglicherweise möchte der Künstler einen Auftrag platzieren, will den Empfänger für ein Thema sensibilisieren oder sogar zu einer Handlung animieren. Als Beispiel nenne ich sozialkritische oder pazifistische Motive, es können aber auch rein humoristische Aspekte sein.
Oft eher undeutlich, aber jedenfalls auch vorhanden gibt es eine Beziehungsebene. Der Produzent stellt sich zum Betrachter in ein bestimmtes Verhältnis, mal im Sinne einer belehrenden Eltern-Rolle, mal in Form der kameradschaftlichen Gemeinsamkeit. Ebenso kann das Bild auch durch das Einfühlungsvermögen einer guten Partnerschaft geprägt sein.
Und dann ist da noch die Selbstkundgabe. Diese Perspektive wird meist übersehen und offenbart sich erst im Zusammenspiel mit anderen Werken. Je nach Sachinhalt und Appell kann man Rückschlüsse auf politische Ausrichtung und Mission des Künstlers ziehen. Aber seine Charaktereigenschaften sind eher verborgen, jedoch meist erkennbar, wenn man darauf achtet. Schon die Wahl der Farben und Kontraste, Strichstärke und Aufdruck geben Hinweise. Und durch Betrachtung der Motivauswahl wie auch der Komposition ist eine Detaillierung möglich.
Kunstwerke – hier am Beispiel von Gemälden – kann man also durchaus als Gesprächspartner verstehen. Und wenn ein Bild eine grüne Ampel zeigt… dann könnte das auch eine Anspielung auf Schulz von Thun sein.
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