Vorne sitzt er in so einer Art Schneidersitz, die Beine wirken wie verknotet, aufrecht dabei, Augen geschlossen. Hinter ihm eine riesige Klangscheibe mit schönen Ornamenten, indirekt erhellt von einer nicht sichtbaren Glühbirne. Von meinem Platz auf der Matte aus sieht er aus wie ein Erleuchteter, umgeben von einer Gloriole.
Mit sanfter Stimme spricht er zu seinen Schülern, fast ein Flüstern, mit dem er in fließender Bewegung aus seiner Beinverknotung in den Stand kommt. Mehr oder weniger ungelenk folgen wir seinem Vorbild und nun stehen alle Kursteilnehmer.
In fließenden Bewegungen geht es durch die Stunde, mit jedem Atemzug eine Aktion, keine Unterbrechung, die ganze Zeit ist der eigene Atem die Rhythmusmaschine. Hoch, tief, vorbeugen, durchstrecken, öffnen, schließen. Ohne einen Stopp, ohne eine Pause.
Vom Nebenraum höre ich die lautstarken Anweisungen der Trainerin. Kontrastprogramm: Dröhnend laute Musik, darüber das Geschrei der Instruktorin, sie feuert ihren Kurs an, wie ein Feldwebel fordert sie eine höhere Geschwindigkeit, mehr Wiederholungen, kraftvollere Ausführung.
Es läuft Tabata, in kurzen Wechseln zwischen Anspannung und Pause wird dem Körper Höchstleistung abverlangt. Wie in Trance eine schwitzende Masse, die sich richtig auspowert. Eine Stunde voller Maximalleistung, fliegendem Puls, brennenden Muskeln.
Es liegt auf der Hand, dass die Yogastunde eher der Entspannung, die HIIT-Stunde eher der Kräftigung dient. Was aber der Körper ganz anders sieht, er fühlt sich in beiden Fällen gleichermaßen trainiert und reagiert entsprechend. Objektive Messung des Trainingserfolgs zeigt keinen signifikanten Unterschied. Es kommt viel mehr auf den Trainer als auf die zu Grunde liegende Sportart an.
Zwei Erkenntnisse ergeben sich daraus: Die Annahme, dass Sport nur dann trainiert, wenn er weh tut und die Muskeln brennen, ist schlichtweg verkehrt. Und die Auswahl der für einen selbst geeigneten Sportart ist weniger eine Frage der vermeintlichen Intensität, als viel mehr der persönlichen Neigung.
Ach und noch was: Für die Führung und die hieraus entstehende Performance eines Teams gilt analog das Gleiche.
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