Wer Sport betreibt, ist fast immer von anderen Menschen umgeben, die sich auch in irgendeiner Form mit Sport beschäftigen. Und an dieser Stelle beginnt der mehr oder weniger offenkundige Wettkampf. Eine Fußballmannschaft spielt gegen eine andere Mannschaft und will gewinnen. Ein Kugelstoßer versucht die Kugel weiter fliegen zu lassen als sein Nachbar. Im Freihantelbereich zählt die Anzahl der Gewichtsplatten, die man gehoben bekommt. Und so weiter.
Viel Platz also, seine eigene Leistung mit der Leistung von Mitsportlern (oder anderen Mannschaften) zu vergleichen.
Alternativ gibt es Sportler, die das gar nicht wollen, den Wettkampf vermeiden und sich nur auf sich selbst konzentrieren. Die Beobachtung der eigenen Entwicklung und der erreichte Fortschritt sind für sie die Motivation für ihre Anstrengung. Sie vergleichen sich nicht auf dem Fußballplatz, meiden Wertungsrichter und schauen lieber in den Spiegel.
Doch Vorsicht, auch hier gibt es mehr Vergleich, als man vielleicht denkt. Denn auch wenn man selbst nicht vergleicht, wird man verglichen. Heimlich wird man beobachtet, geschaut, wie gut die Grätsche gelingt, wird beiläufig gefragt, wie lange man für die Joggingrunde durch den Wald braucht. Ob man will oder nicht, ob man es merkt oder nicht: Auch hier lauert Wettkampf, Vergleich, Bewunderung oder Neid.
Und dann passieren ganz unerwartete Dinge. Das heimlich gebildete Urteil der Mitmenschen äußert sich in verschiedenen Aktionen. Die Freude am Waldlauf wird mit Hinweis auf aggressive Wildschweine relativiert. Nachbarn betonen, dass sie gar kein neues Auto haben wollen und so weiter. Überhaupt wird gerne alles madig gemacht, was von den hauptberuflichen Vergleichern nicht erreicht wird, wo sie also das Gefühl haben, einen (imaginären) Wettkampf verloren zu haben.
Hineingezogen werden in einen Wettbewerb. Und darauf hingewiesen werden, dass man ein Ziel verfehlt hat, welches man bis dahin gar nicht angepeilt hat. Für dieses Gefühl des Gewinnens nehmen die Wettkämpfer nicht nur hartes Training in Kauf, sondern auch die Verletzung der Gegner. Solange nämlich ein Gegner auch nur ansatzweise ernst zu nehmen ist, wird er wie in der Tierwelt gebissen und bekämpft. Kneifen gilt nicht, sie erwarten ein klares Eingeständnis, dass man verloren hat, der Underdog ist. Für Win-win ist da natürlich kein Platz, nein, es gibt nur Gewinner oder Verlierer; Auf dem Siegerpodest ist kein Platz für mehr als eine Person.
Eine Arena ist schlichtweg überall, nicht nur im Sport. Materielle und immaterielle Güter, Verhalten, Aussehen, Fähigkeiten: Alles lässt sich vergleichen, betonen oder kritisieren und schlecht machen. Wer von Natur aus Wettkämpfer ist, wählt seine Bühne sehr sorgfältig aus und stellt sich nur, wenn er die Chance auf einen Gewinn hat. Und wer kein Wettkämpfer ist, der versucht dem Verglichen-werden auszuweichen und führt seine Mitmenschen zu einem Ring, in dem sie sich an anderen Personen abarbeiten können.
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