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Interdisziplinäre Ansätze - Analogien, Gleichnisse, Anregungen für Perspektivenwechsel. Neuigkeiten jeden Mittwoch.
Mittwoch, 29. Dezember 2021
A Fool With a Tool Is Still a Fool
Dienstag, 21. Dezember 2021
Software-Upgrade im Kopf
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Mittwoch, 15. Dezember 2021
Nach fest kommt lose
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Mittwoch, 8. Dezember 2021
Wasser kann man nicht aufhalten
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Mittwoch, 1. Dezember 2021
Leben im Kleeblatt (2)
Aber es gibt einen weiteren Aspekt, den man sich durch den Kopf gehen lassen kann. Lebe ich überhaupt in dem für mich richtigen Kleeblatt? Nehmen wir mal an, ich wäre durchschnittlich verdienender Angestellter und würde aus irgendwelchen Gründen in die High Society geraten. Dann säße ich auf einer Yacht in Saint-Tropez, bekäme den ganzen Tag Cocktails und würde mit Geschichten über Privatjets und Oldtimer-Sammlungen unterhalten. Das fühlt sich ganz schön fremd an, ein paar Tage im Sinne von Urlaub wären sicherlich schön, aber dann kommen Langeweile und Minderwertigkeitsgedanken. Es ist eine ganz eigene Gesellschaft, in die ich nicht hineinpasse.
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Mittwoch, 24. November 2021
Power is nothing without control (à la Gartner)
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Mittwoch, 17. November 2021
Leben im Kleeblatt (1)
Wäre ich ein Kaninchen, würde ich vielleicht in einem
Kleeblatt leben. Ein großes Autobahnkreuz, in den Straßenbögen Grünflächen.
Meine Heimat. Ich wäre dort geboren, hätte meine Höhle und meine durch die
Jahreszeiten wechselnden Malzeiten. Ich hätte Nachbarn, andere Kaninchen, die
auf dieser von Autostraßen begrenzten Fläche leben. Vielleicht auch andere
Tiere, die entweder hier heimisch sind oder die Straße überquerend temporär in
meinem Lebensraum vorbeischauen.
Die Fläche, auf der ich herumhoppelte wäre recht begrenzt,
aber sie reichte mir für mein Leben. Ich hätte alles, was ich brauche, würde
sicher auch eine Partnerin finden und für Nachwuchs sorgen. Die Grenzen wären
spürbar, aber nicht wirklich hinderlich. Oder das Kleeblatt so groß, dass ich
die Straßen gar nicht wahrnehme, vielleicht gibt es nach einiger Hoppelei ein
Ende, was ich aber nie merkte.
Aber so oder so gäbe es eine Welt jenseits der Straße. Eine große Welt sogar, nur dass ich diese nie erlebte. Entweder, weil mir gar nicht klar würde, dass es etwas außerhalb des Kleeblattes gibt, oder weil sie mir völlig fremd wäre. Für meine Sprünge und kleinen Lüste wäre ich ja versorgt und der positive Effekt, dass auch Feinde eher selten über die Straße in mein Revier eindringen.
Geradezu philosophisch, lebe ich doch auch in meinem Menschen-Kleeblatt. Und die begrenzenden Straßen sind in meinem Leben möglicherweise Landesgrenzen. Aber viel eher sind es die Schichten, zum Beispiel der Bildung oder des Wohlstandes. Als Abstinenzler habe ich keinen Kontakt zu Alkoholikern, als Angestellter scheinen Selbständige fremd. Oder ich habe als Hundebesitzer kein Verständnis für Hundegegner, Nichtraucher stehen höchst selten mit Rauchern zusammen.Zentral also das Verständnis, dass jeder von uns in einer Schnittmenge gewisser sozialer Strukturen lebt, andere Gesellschaften gar nicht oder nur peripher kennen lernt. Es ist sozusagen ein eigener Kosmos. Und ich lade ein, gelegentlich vergleichbar einem Urlaub, in dem man fremde Länder kennenlernt, auch die Gestirne seiner Mitmenschen zu erforschen: Ganz vorsichtig die das eigene Kleeblatt begrenzenden Straßen überqueren.
Mittwoch, 10. November 2021
Große und kleine Muskeln
Ich habe mich mit meinem Physiotherapeuten unterhalten. Der unterscheidet zwischen großer und kleiner Muskulatur, mit einfachen Worten ausgedrückt etwa die Differenzierung zwischen Kraft und Balance. Wir brauchen unbedingt beides, sonst können wir zwar schwere Gegenstände heben, verlieren aber dabei das Gleichgewicht.
Transfer für Unternehmen.
(1) Man
braucht unbedingt Prozessketten, das sind die großen Muskeln. Schließlich will
man etwas bewegen, Geschäft machen.
(2) Andererseits
aber auch die Einheiten, die zwar auch Muskeln sind, also etwas bewegen, aber
im Wesentlichen zur Ergänzung und für die Geschicklichkeit zuständig sind.
(3) Das
Verhältnis muss stimmen. Trainiert man nur die große Muskulatur, dann agiert
das Unternehmen wie ein breitschultriger Bodybuilder. Konzentriert man sich zu
sehr auf die kleinen Muskeln, dann hat man schlimmstenfalls ein komplexes
Produkt, das keiner kauft.
(4) Man
muss die Ziele und die Zielgruppe im Auge behalten. Es gibt Frauen, die finden
muskulöse Männer attraktiv, andere bevorzugen filigrane Tänzer. Wen will ich
ansprechen?
(5) Was
das richtige Maß ist, bestimmt auch das Produkt als solches. Konservative
Märkte werden eher stabile Produktionskette verlangen, agiles Umfeld erwartet Wendigkeit
und gekonntes Parieren wechselnder Randbedingungen.
Daraus leiten sich die Hausaufgaben für die Strategieerstellung ab. Wie im Fitnessstudio: Ohne Trainer und Anleitung geht es nicht. Und auch nach sorgfältiger Analyse und Erarbeitung eines Zielbildes braucht man unbedingt eine fortlaufende Kontrolle. Die Mischung muss auch bei verändertem Markt stimmen und ganz wichtig immer wieder der Hinweis, was man machen oder vermeiden sollte – sonst kommt es zu schmerzhaften Zerrungen oder anderen Schäden.
Dienstag, 2. November 2021
Vielen Dank für die Blumen
Ich bekenne mich als Tom-und-Jerry-Fan. Diese amüsante Hassliebe, diese Diskrepanz zwischen Necken und Jagen, die finde ich immer wieder reizvoll. Und zum Schluss dann immer die Szene mit Tom und dem Blumenstrauß. Irgendwie süß.
Und irgendwie vergleichbar zum täglichen Leben. Eine Kunst,
sich gegenseitig nicht nur liebevoll in den Armen zu liegen, sondern sich ganz
im Gegenteil genüsslich in die Pfanne zu hauen und zum Schluss dann eben doch
Blumen zu schenken. Oder es zumindest ernsthaft zu versuchen.
Tolles Modell, aber es geht natürlich nur auf einer sehr
tief verwurzelten Basis, gegenseitiger Wertschätzung und ehrlichem Respekt für
die Individualität. Eine Katze wird niemals den Charakter einer Maus haben (und
vice versa). Sie ist also zweifelsfrei die schlechtere Maus, aber nicht
zwingend eine schlechte Katze.
„Jede Jeck is anders“, weiß der Kölner und bringt mit dieser
Aussage auf den Punkt, dass es unmöglich ist, an die Eigenschaften eines
anderen Menschen einen Maßstab anzulegen. Man ist nicht besser oder schlechter,
halt anders. Und wer weiß, eigentlich kann sich in manchen Szenen auch die
clevere Maus Jerry etwas vom tendenziell ungeschickteren Kater Tom abschneiden.
Offenheit für die Erkenntnis der eigenen Unzulänglichkeit vorausgesetzt.
Und das sollte dann auch in beiden Richtungen mal einen
Strauß wert sein.
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Mittwoch, 27. Oktober 2021
Schlagen wir uns durchs Meeting
Als Schlagzeuger weiß ich: Wir geben die Geschwindigkeit
vor, bilden das rhythmische Rückgrat der Musik. Und damit ist das Schlagzeug
ein wichtiges, zentrales Instrument. Mehr noch, es geht um den Takt, die
Stabilität und Wiederholung in immer gleicher Dauer.
Als weiterer Aspekt kommt noch die Unterstreichung der
Struktur hinzu. Die Einleitung (Intro), der Basisrhythmus (Groove), der Wechsel
zwischen Strophe und Refrain. Dazu meist der Einsatz von Signalen (Crashbecken)
beim Übergang in einen neuen Abschnitt. Schließlich als gängiges Stilmittel ein
Einschub (Fill-in), normalerweise vor der Rückkehr in den Basisrhythmus.
Genau darauf möchte ich hinaus. Man kann so ein Fill-in aufwändig und voller wilder Trommelwirbel und unter Verwendung aller Becken spielen. Oder einfach mal aussetzen, eine kurze Pause, in der man den anderen Musikern die Bühne lässt, um dann wieder kraftvoll einzusteigen.
Ich habe überlegt, ob das nicht auch für Meetings gilt. Man ist dabei, Teil eines Teams (analog zur Band) und ist vielleicht als Fachmann eine Art Rückgrat der Besprechung. Steuert die Geschwindigkeit (soweit das Team mitgehen kann) und je nach Gelegenheit sorgt man auch für ein gutes Timing. Jedenfalls spielt man mit, sorgt für den Einstieg und gibt zu diesem oder jenem Aspekt seine Meinung zum Besten. Und das Fill-in? Es ist die Kür, und völlig berechtigt gibt es ja das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ Nur Achtung: Wie beim Schlagzeugspielen geht es nach dieser kurzen Ruhephase weiter, sie darf also nicht das Ende der Sitzung bedeuten. Kein Schlagzeuger steht vor Ende des Titels auf und verlässt die Bühne.
Mittwoch, 20. Oktober 2021
Spielfreude der Customer Journey
Kennen wir doch von Bands auf der Bühne. Da gibt es auch
diese routinierten Profis, bei denen jeder Griff in die Saiten perfekt stimmt,
konzentriert und fehlerfrei wird die Musik dargeboten. Ich stehe vor der Bühne,
staune über die Präzision, wirklich jeder Akkord, jedes Detail ist wie auf der
CD, die ich zu Hause gehört habe. Aber irgendwie fehlt die Lebendigkeit, das
Einbinden von Emotionen, von der heutigen Stimmung.
Ganz anders die Vorgruppe, eine bunte Mischung von
Amateuren. Okay, der Drummer hatte mal einen kleinen Aussetzer und der Sänger
vor lauter Begeisterung seinen Einsatz verpasst. Aber dieses Strahlen, dieses
Hüpfen von einer Seite zur anderen, dieses glaubwürdige Bedauern, als sie dem
Hauptact die Bühne überlassen mussten: Das hat mich mitgerissen und eigentlich
hätte ich viel lieber noch weiter dieser Spielfreude zugeschaut und zugehört.
Begeisterung kann man nicht kaufen, weder beim Musikkonzert noch im Unternehmen. Aber hier wie da ist sie die Triebfeder, die aus guter Qualität ein nachhaltiges Erlebnis macht. Und vielleicht ist es für die Unternehmensberater eine gute Anregung, wenn sie mal wieder von Customer Journey sprechen. Ist diese Reise der routinierte Ausflug mit einem gelangweilten Reiseleiter oder ein einmalig (schönes) Erlebnis gleichermaßen von Kunden und Anbietern?
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Mittwoch, 13. Oktober 2021
Alle meine Künstler
Trotz vielerlei Bemühungen scheint es ausgesprochen schwierig zu sein, den Begriff der Kunst allgemeingültig und alltagstauglich zu definieren. Doch völlig unabhängig sind wir uns einig, dass Kunst in verschiedenen Ausprägungen vorkommt. Ich nenne es Ausdrucksformen (z. B. Malerei, Musik, Literatur und so weiter) und lasse dabei offen, ob es sich bei einem Produkt um ein Werk oder eben ein Kunstwerk handelt.
Was die Ausdrucksformen verbindet sind die Qualitätsstufen. Auch das größte Malereigenie hat mal mit Kritzeln angefangen, die ersten Choreografien eines Tänzers sind unbeholfenes Tapsen. Und dann die Lernphase, das Nachahmen wie beim Erlernen der Schreibschrift. Wie in der Grundschule sieht das Ergebnis (im Idealfall) erst mal bei allen Schülern gleich aus, doch rasch differenziert sich das Schriftbild. Die Schrift formt sich, wird individuell und ein Spiegel des Charakters. Nicht anders auch in der Musik, wo auf den „strengen“ Klavierunterricht eine Phase der persönlichen Note, der Individualisierung, folgt.
Im nächsten Schritt wird es dann professioneller, die
Technik steht nicht mehr im Vordergrund. Wie man einen Pinsel hält, welche
Aspekte bei der Farbwahl und dem Malmittel zu beachten sind, das alles ist in
Fleisch und Blut übergegangen. Der Schwerpunkt verschiebt sich in Richtung
Interpretation einer Vorlage, Variation nach eigenen Vorstellungen. Der
Schriftsteller könnte nach Lektüre eines Buches auf die Idee kommen, den Plot
auf seine Art aufzubereiten und die Geschichte aus einer anderen Perspektive nachzuerzählen.
Dem Nachahmen und Variieren folgt das Verstehen der
Grundregeln, die die Basis der gewählten Ausdrucksform bilden. Die Struktur
eines Musikstückes, die Aufteilung in Abschnitte, Takte, Wiederholungen und
Rhythmen können in ihrer Ausprägung modeabhängig sein, weitgehend zeitlos ist
jedoch die im (europäischen) Kulturkreis verankerte Harmonielehre. Der Meister
der Pinsel wird sich eher an Proportionen und Farbkreisen orientieren, der
Hüter des guten Wortes an rhetorischen Mitteln.
Und schließlich – die Kür – wird aus der eingängigen und
leicht verdaulichen Musik der Jazz, der dem Zuhörer möglicherweise eine
ausgewachsene Portion Beschäftigung abverlangt. Es ist das Pendant zur
abstrakten Malerei, nichts ist konkret zu erkennen, aber es gehorcht bestimmten
Regeln und in den meisten Fällen ist es eine sehr komprimierte Darstellung. In
der Schriftform kennen wir diese Kompression als Gedicht.
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Mittwoch, 6. Oktober 2021
Sorgen à la Gartner
Gartner macht das Leben leicht: Alles wird in die bekannten
vier Quadranten geteilt, geeignete Achsenbeschriftung dran und los geht’s. Wir
wollen heute mal das Thema Sorgen in solch eine Darstellung überführen und
überlegen, was für Schlüsse wir daraus ziehen können.
So würde man beispielsweise die Angst vor dem Tod als nicht beeinflussbar einstufen und auch einräumen, dass er zentrale Relevanz für unser Leben hat. Damit sortieren wir ihn in die untere rechte Ecke. Man kann versuchen, ob man auf Punkte in diesem Quadranten doch Einfluss nehmen kann (und damit nach rechts oben zu kommen). Oder inwieweit die persönliche Relevanz oder das Gefahrenpotential zu hoch eingeschätzt wird. Aber grundsätzlich ist hier die Strategie, mit dieser Sorge zu leben, sie zu akzeptieren. „Das Unvermeidliche mit Würde tragen.“
Dann gibt es Ängste, die sich zwar unserer Steuerung entziehen, die aber geringeren konkreten Einfluss auf uns haben. Durchaus denkbar, dass man einen guten Freund verliert, dass einem ein Ratgeber und Partner verloren geht. Die Möglichkeit sollte man im Sinne von Risikomanagement akzeptieren, die Angst vor diesem Szenario jedoch nicht überhand nehmen lassen. Auch hier ist die zentrale Strategie die Akzeptanz, den Umgang kann man als Verdrängen bezeichnen.
Obere Reihe, also die mehr oder weniger beeinflussbaren Sorgen. Rechts diejenigen mit hoher Relevanz, da können wir sehr gut ansetzen. Die Auslöser analysieren und weitestgehend beseitigen verschiebt diese Punkte in Richtung niedrigerer Relevanz (also nach links) oder sogar in die Sorgenfrei-Zone. Und wenn wir die Ursachen nicht ändern können oder wollen ist noch eine Erleichterung durch Neubewertung (z. B. Love-it / Change-it / Leave-it) möglich. Jedenfalls lässt sich dieser Quadrant relativ leicht entleeren und mit recht geringem Aufwand managen: In anderem Zusammenhang würde man von Quick-wins sprechen.
Schließlich die gut beeinflussbaren Ängste, die für uns kaum eine tatsächliche Relevanz haben. Natürlich kann man sich um alles Sorgen machen, was auf diesem Erdball passiert. Auch lokale Vorfälle im Ausland lassen sich in seelische Pein überführen. Aber genau hier können wir ansetzen und dafür sorgen, aus Erkenntnissen die Angst herauszunehmen, sie nur als eventuell bedauerliche Tatsache zur Kenntnis zu nehmen. Zentral hierbei ist es, sich mit diesen Sorgen zu beschäftigen, sie zu thematisieren und ihnen dadurch den Schrecken zu nehmen.
Wie also bei den Gartner-Quadranten üblich liegt die Arbeit im Einsortieren der Objekte. Wie ich schon in meinem Artikel „Das lass mal meine Sorge sein“ beschrieben habe, sind Sorgen und Ängste sehr individuell und es obliegt jedem Einzelnen, seine Punkte in die Matrix einzutragen und anschließend mit den vorgeschlagenen Management-Maßnahmen zu bearbeiten.
[Ausblick: Im Freitagsblog mit Feingestigem diese Woche: "Ängste und Sorgen... über den Wolken"]
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Mittwoch, 29. September 2021
Dreiecke sind unmenschlich
In amerikanischen Großstädten kann man sich einen anderen
Entwurf anschauen. Hier sind die Straßen auf dem Reißbrett entstanden,
rechtwinklig zueinander ausgerichtet und schlicht durchnummeriert. Je nach
Häusergröße und Straßendichte reicht dann als Koordinatenangabe „zwölfte Straße
Nord Ecke siebte Straße West“.
Was ich bislang nicht erlebt habe, ist ein dreieckiger
Aufbau der Stadtarchitektur. Aber im Hochbau habe ich es gerade kennengelernt,
ich war in einem Gebäude mit dreieckigem Grundriss. Und ich kann berichten,
dass es sehr gewöhnungsbedürftig war. Selbst nach Tagen fiel es mir immer noch
schwer, den richtigen Schenkel des Dreiecks anzusteuern. Das Dreieck gaukelte
mir die simple Navigation der viereckigen Konstruktion vor, war aber in
Wirklichkeit nur ein Ring mit drei scharfen Biegungen.
Im Alltag – und gerade bei der Bedienung von Computerprogrammen – geht es mir ähnlich. Da gibt es diese in die Jahre gekommenen Programme, in denen die Orientierung schwer fällt. Aber man hat sich irgendwann dran gewöhnt. Auf der anderen Seite weitgehend intuitiv bedienbare Software, in der sich auch ein Anfänger nach kurzer Einarbeitung gut zu Recht findet.
Ganz tückisch aber sind die Apps, die harmlos daherkommen,
die auf den ersten Blick strukturiert wirken, aber eigentlich so wirr zu
bedienen sind wie ihre Urväter vor Jahrzehnten. Man sitzt davor und drückt nach
bestem Wissen irgendwelche Knöpfe, nur um dann festzustellen, dass man in die
falschen Menüs abgebogen ist.
Ist die Architektur nun mal so (analog dem dreieckigen Grundriss), dann kann man auch nicht viel daran optimieren. Entsprechend wird zwar auf die Kritik der Anwender eingegangen, aber selbst umfangreiche Überarbeitungen bringen eher noch mehr Verwirrung als grundsätzliche Verbesserung. Einzig kompletter Neuaufbau, eventuell Modularisierung und Zerlegung in Teile (Apps) sind erfolgversprechende Ansätze.
Mittwoch, 22. September 2021
Im Sommerurlaub
Manchmal werden wir mehr oder weniger unfreiwillig zu Voyeuren. So waren in unserem Hotel auch drei junge Blondinen untergebracht, hübsch und kontaktfreudig. Mit ihren langen Haaren und blauen Augen für die einheimischen Jugendlichen ein gefundenes Fressen. Entsprechend dauerte es nicht lange, und der Tisch der Freundinnen war von Jungs umgeben, auch nicht gerade unattraktiv. Ein bisschen Schäkern hier und Neckereien.
Einzig die Sprache bildete ein deutliches Hindernis beim Kennenlernen. Allerlei Gesten mussten helfen, den Graben bestmöglich zu überbrücken. Und dann ging es weiter mit dem Versuch, sich gegenseitig ein paar Brocken der jeweiligen Fremdsprache beizubringen. Das klappte nur solala, aber alle hatten ihren Spaß und bis zum Abend war dann eben doch mit Gemälden im Sand und pantomimischen Kunstwerken eine primitive Verständigung möglich.
Ich finde die Geschichte erzählenswert, weil sie demonstriert, wie sich zwei Menschen verständigen, ja verlieben können, ohne dieselbe Sprache zu sprechen. Ist der Funke erst mal übergesprungen, dann kann eine Barriere wie mangelhafte Kommunikation überwunden werden. Ein Dolmetscher wird jedenfalls nicht gebraucht, die Verständigung läuft dann eben über andere Kanäle, die den persönlichen Austausch ermöglichen. Selbst Differenzen in der Mentalität, Grundeinstellungen und so weiter spielen erst mal keine Rolle. Irgendwie ist alles „easy“.
Noch während ich auf der Terrasse sitze und meinen Rotwein trinke, kommen mir diese umständlichen Konstruktionen mit Business Relationship Managern und irgendwelchen Schnittstellen zwischen IT und Fachbereichen in den Sinn. Egal, wer von beiden die hübsche Blondine oder der rassige Einheimische ist: Wenn beide sich zusammentun wollen und händchenhaltend in den Sonnenuntergang laufen, dann spielen ein abweichender Wortschatz oder unterschiedliche Wissensgebiete keine Rolle.
Wir können getrost den Fachbereich mit der IT zusammenbringen, Übersetzer brauchen wir nicht. Aber der innere Wille zur Zusammenarbeit muss da sein, die Bereiche müssen sich ein bisschen ineinander verlieben. Das gilt es zu fördern, viel mehr als irgendwelche Strukturen zu schaffen, die als Vermittler nur den vermeintlich sichtbaren Teil der Kommunikation transformieren.
Mittwoch, 15. September 2021
Arbeitsteilung beim Kirschbaumschnitt
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Mittwoch, 1. September 2021
Und drei und vier
Bei der Antwort auf diese Frage hole ich ein wenig aus. In der Musik kennt man Improvisationen, das ist wörtlich genommen ein spontaner Einschub in den Ablauf eines Titels. Die Melodie setzt aus, Strophe und Refrain – sofern vorhanden – treten beiseite und stattdessen spielt mindestens ein Musiker eine Parenthese. Die mag spontan komponiert sein, vielleicht ist es auch eine für diese Stelle erdachte Variation. In letzterem Fall wird man eher von einem Zwischenspiel als von einer Improvisation sprechen.
Also spontan, einigen wir uns mal darauf. Aber, und jetzt
komme ich auf einen wichtigen Punkt zu sprechen, aber auch dieser Teil des
Ablaufs gehorcht gewissen Regeln. Fast immer wird der Takt beibehalten, selbst
der Rhythmus läuft meist unverändert weiter. In der Rockmusik wird an dieser
Stelle gerne mit Koloraturen gearbeitet, die nach einer definierten Anzahl von
Takten (üblicherweise ein Vielfaches von vier) wieder zum Thema zurückführen.
Spielt man etwas völlig anderes, wechselt in eine andere
Tonart, einen 9/8-Takt oder eine andere Oktavgattung, wird es höchstwahrscheinlich unharmonisch und dissonant
und man gerät leicht an den Rand von „Katzenmusik“.
Zurück zum Ausgangspunkt. Wie oft gibt es eigentlich Improvisation in unserem Leben? Im Sinne von Planänderung und Anpassung an die aktuelle Situation: tagtäglich. Spontan auf neue Randbedingungen einzugehen ist unerlässlich, sonst spricht man von Starrheit. Doch diese (ich nenne es mal Wendigkeit) steht im Normalfall in Harmonie zu den Aspekten, die wir berücksichtigen müssen oder wollen (analog zum fortlaufenden Rhythmus). Es ist der professionelle Umgang mit Unvorhergesehenem (Im-Provisio, lat.), jedoch kein irgendwie-drauflos. Und schmiegt sich dann im Laufe der Zeit an eine möglicherweise veränderte Vorgehensweise an.
Zusammenfassend also die Aussage, dass wir uns zwar durch unser Leben improvisieren, es aber als Fertigkeit verstehen müssen, dies in Einklang mit unserem inneren Rhythmus, dem äußeren Takt oder der Grundstimmung unserer Mitmenschen zu gestalten.
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Mittwoch, 25. August 2021
Und eins und zwei
Die Musik ist in uns. Und um uns. Sie ist Ausdruck einer
Wiederkehr (Takt) und einer Kontur (Rhythmus). Lebe ich im Walzer und schwebe
meiner Liebe entgegen? Oder gebe ich mich gleich einer Rumba der Leidenschaft
hin? Harte Beats des Techno oder Headbanging bei Metal?
Wie auch immer ich mein Leben angehe, es folgt geradezu
mathematischer Abfolge, sei es zeitlich, sei es in Lebensperioden.
Apropos Lebensperioden: In großen Werken gibt es eine Eröffnung (Ouvertüre) gleich dem Hineinplatzen in die Welt. Dann die Vorstellung des Themas im ersten Satz. Heranwachsen und Vorpubertät, Kennenlernen der persönlichen Neigungen und Fähigkeiten. Ausbau zum Hauptthema, eventuell auch Nebenthema im Wettstreit: Also, wenn das nicht die Pubertät ist. Dieser innere Kampf mit dem Aufkeimen eines bis dato unbekannten Triebes.
Und jetzt: Das Scherzo des Lebens, fröhlich geht es dahin,
es wird leicht, ungebunden, luftig und voraneilend. Da steckt viel Kraft, die
Musik pulsiert und treibt uns.
In der modernen Musik liegt über die gesamte Zeit ein Beat darunter, der Einsatz von Schlagwerk ist Standard und begleitet uns wie der Herzschlag oder die rhythmischen Geräusche von Motoren. Oft sprechen wir ja auch von Wochenrhythmus oder Arbeitstakt. Wir Menschen wollen diese Grundstruktur, suchen sie, schaffen sie. Überall auf der Welt gibt es Strukturierungen wie die Woche, also Wiederholungen im 7-Tage-Rhythmus. Entsprechend kommt es uns zugute, wenn wir in Wiederholungen leben. Was durchaus nicht heißt, dass wir unveränderlich wie Maschinen immer dasselbe machen. Wie weiter oben beschrieben: Takt ja, Wiederholung auch, Rhythmus ebenso. Aber eben auch Strukturierung in Sätze, die typischerweise sehr unterschiedlich ausfallen und insofern eine deutliche Abwechslung darstellen, ohne dabei das (Lebens-)Thema außer Acht zu lassen.
Mittwoch, 18. August 2021
Ja, ja, die Mathematik (Corona grüßt das SIR-Modell)
Denn mir geht es gar nicht um das Lösen dieses Differenzialgleichungssystems, vielmehr interessiere ich mich für die praktische Aussage. Und die ist – auch wenn die Beschäftigung mit mehr oder weniger einfachen Gleichungen Spaß macht – doch recht simpel. Was können wir daraus lernen und in der Praxis auch beobachten:
- Der Verlauf der Epidemie hängt (nicht beeinflussbar) vom Virus ab, aber auch (beeinflussbar) von den Umständen.
- Virusspezifisch ist die Dauer, die ein Individuum zwischen Infektion und anschließender Immunität verbringt.
- Ebenfalls Virus- oder auch mutationsspezifisch ist die Ansteckungswahrscheinlichkeit, also die Gefahr, bei Kontakt zu erkranken.
- Womit sogleich klar wird, dass als äußere Steuerung insbesondere die Kontakthäufigkeit und –intensität der Individuen eine Rolle spielt.
- Naheliegendes Ziel ist, dass man die Menge I überspringt und somit unter Umgehung der Infektion (I) direkt von den Infizierbaren (S) zu den Immunisierten (R) wechselt. Der praktische Ansatz hierzu ist die Impfung.
- Und schließlich will man dafür sorgen, dass das Virus ausstirbt, seine Reproduktion also unter die Grenze von 1 fällt, so dass jeder dann noch Infizierte im Durchschnitt weniger als eine Person infizieren kann.
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Mittwoch, 11. August 2021
Bälle in Unternehmen
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Mittwoch, 4. August 2021
Geöffnetes Fenster
Fenster haben eine lange Tradition und eine ebenso lange Entwicklung hinter sich. Es sind diese Unterbrechungen der Wand, durch die Licht hereinkommt. Und manche kann man zum Lüften nach Belieben öffnen und schließen.
Warum habe ich ein Fenster und keine Wand: Ich möchte auch mal hinausschauen, freue mich über das natürliche Licht bei Tag und den Mondschein bei Nacht. Und das Glas hält einerseits Geräusche fern und schützt mich andererseits vor Kälte und Hitze.
Weiter steigern lässt sich das im Sinne von Fenstern, die man öffnen kann. Frische Luft kommt herein, auch das ist nicht unbedingt schlecht für eine Organisationseinheit. In das Bild passen Jobrotation, Praktika in einer fremden Abteilung und überhaupt alles, was über das bloße Hinüberschauen hinausgeht.
Im Endeffekt ist dieser definierte Austausch im Idealfall die harmonische Ergänzung zur festgelegten Organisationsstruktur. Er sorgt für gegenseitiges Verständnis, für breiteres Fachwissen und in dieser Kombination für eine verbesserte Zusammenarbeit.
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Mittwoch, 28. Juli 2021
Beipackzettel Organisationsänderungen
Mal ehrlich: Ich lese diese ellenlangen Zettel nicht durch,
die in den Pillenpackungen enthalten sind. Allein diese Patentfaltung bringt
mich in Rage, wenn man die Zettel einmal komplett aufgefaltet hat, bekommt man
sie nie wieder zusammen.
Bestenfalls schaue ich mal rein, wenn ich die Dosierung
nachschauen möchte oder noch seltener, wenn ich eine Nebenwirkung vermute.
Apropos Nebenwirkung. Vielleicht sind diese Beipackzettel doch nicht so unnütz. Warum gibt es sie nicht auch für Änderungen in Unternehmen. Wie heißt es so schön: Eine Arznei, die keine Nebenwirkung hat, hat auch keine Wirkung. Und so kenne ich das auch bei Organisationsänderungen. Da sollte sich der Initiator doch auch ein paar Fragen stellen und vor Umsetzung der Maßnahmen mehr oder weniger öffentlich beantworten.
- Was für eine Änderung ist
vorgesehen und welches Ziel verfolgt sie?
Was ist dieses Medikament und wofür wird es eingesetzt? - Welche Abhängigkeiten und Auswirkungen
auf andere Maßnahmen sind zu erwarten?
Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, Verstärkung und Abschwächung - Welche Nebeneffekte kann
man absehen, gestaffelt nach der Wahrscheinlichkeit?
Nebenwirkungen - Wie sieht der Zeitplan
aus, muss man die Änderung „einschleichen“ oder startet man direkt mit der
kompletten Bandbreite („Big Bang“)?
Wie ist dieses Medikament einzunehmen - Gibt es konkrete
Abgrenzungen (z. B. darf in bestimmten Bereichen nicht umgesetzt werden)?
Hinweise für Schwangere, Kinder unter x Jahren, Risikogruppen - Was ist für den laufenden
Betrieb zu beachten?
Einschränkung im Straßenverkehr und dem Bedienen von Maschinen - Was muss man tun, wenn
(Teil-)Maßnahmen nicht umgesetzt werden oder das Herangehen zu starke
Reaktionen hervorruft
Wenn Sie versehentlich zu wenig oder zu viel eingenommen haben
Natürlich versuchen wir, einige dieser Punkte in der Projektdefinition zu bearbeiten, aber gerade Wechsel- und Nebenwirkungen werden oft viel zu wenig durchdacht und in die taktische Umsetzung eingeplant. Was dann vermeidbar zu unbefriedigenden Ergebnissen führt.
Und wie beim Beipackzettel: Man kann auch zwischendurch mal
wieder reinschauen, vielleicht treten im Laufe der Zeit doch Nebenwirkungen
ein, die am Anfang keine Rolle gespielt haben.
Mittwoch, 14. Juli 2021
BWL oder Medizin?
Ich habe mich gefragt, ob ich lieber Betriebswirtschaftslehre oder Medizin studieren möchte. Warum „oder“, sind doch die Überlegungen in beiden Fällen ziemlich ähnlich, es sind komplexe Systeme, über deren Funktion (Anatomie / Organisationsstruktur) man sich Gedanken machen kann. Welche Körperteile (Organisationseinheiten) braucht man, wie spielen sie zusammen (Stoffwechsel / Ablauforganisation), wo ist Wertschöpfung (körperliche bzw. geistige Leistung) und wo handelt es sich um Verschwendung?
Dann natürlich die Verhältnisse (Benchmark) der Einheiten, hat sich Fett (bürokratischer „Wasserkopf“) gebildet, ist eine Diät (Stellenabbau) notwendig – was beim Menschen wie beim Unternehmen eine mühsame Geschichte ist mit viel Widerständen und Tendenz zum Jojo-Effekt (gibt es auch bei Organisationsänderungen).
Und im Krankheitsfall (Sanierungsbedarf) wird diagnostiziert und mehr oder weniger fachkundige Experten (Ärzte / Unternehmensberater) wenden ihre Therapievorstellungen auf das System an. Was mal funktioniert, ein andermal leider nicht. Kein Körper ist wie der andere, bei Unternehmen kann man die Lösungen auch nur bedingt übertragen – zu verschieden sind die unsichtbaren Faktoren (Immunsystem / Kultur).
Schließlich noch „mens sana in corpore sano“ (gesunder Geist in gesundem Körper): So wie man den eigenen Körper durch regelmäßige Bewegung trainiert hält, so muss auch ein Unternehmen fortlaufend weiterentwickelt werden.
Es lassen sich noch viele weitere Parallelen finden, die Analogie ist verblüffend.
Ableitend können diese beiden Disziplinen also viel voneinander lernen, sei es die BWL von den jahrhundertealten Erkenntnissen der Medizin, sei es die Medizin in ihrer modernen Form von den Beobachtungen der Betriebswirte.
Mittwoch, 7. Juli 2021
Marketing (Das Katzenvideo)
Jens ist ein guter Kunde. Er schätzt meine unkonventionelle Sicht der Dinge und lässt sich gerne von mir beraten. Heute spricht er mich auf Marketing an. „Marketing“, sage ich, „Marketing folgt den Mustern von Werbung, und die sitzen ganz tief in unserem Gehirn. Wie ich mal hörte, spricht man vom Reptiliengehirn, weil es so alt ist.“
„Ja, ja“, sagt Jens, „sehr interessant – worauf willst Du hinaus?“
„Katzenvideo.“
Ich habe es mit diesem einen Wort auf den Punkt gebracht. Jens ist irritiert, weil die von ihm geforderte Kurzfassung nun selbst für ihn ein wenig zu kompakt ausgefallen ist.
„Vielleicht hätte ich auch ‚42‘ sagen können, es geht darum, die Frage konkreter zu stellen, sonst gibt es keine verwertbare Antwort. Was ist für Dich Marketing?“
Während er erläutert, was er darunter versteht, überlege ich, wie ich ihn auf seinem Weg zur Beantwortung seiner eigenen Frage begleiten kann. Ich werde ihm keine fertige Antwort präsentieren, für oberflächlich passende Empfehlungen wird er vorher schon seine Fachleute interviewt haben. Die für ihn brauchbarste Lösung muss aus ihm selbst heraus kommen.
„Ausgesprochen viele Menschen lieben Katzenvideos. Damit ist erst mal die Tür geöffnet. Was mag es sein, dass diese Filmchen uns so ansprechen, so sympathisch erscheinen. Niedlich. Kindchenschema?“
Jens überlegt und mäkelt herum, dass es nicht um die Vermarktung von Kuscheldecken geht. Er will seinen Technikkram am Markt platzieren und da helfen keine Katzenvideos.
„Jens, ich erwarte Mitdenken. Du sollst kein Katzenvideo produzieren, Du sollst Dir Gedanken machen, was tief in jedem Menschen Deiner Zielgruppe verankert ist. In der Kunst kennt man den goldenen Schnitt, ein Verhältnis von Proportionen, die uns unbewusst harmonisch und damit positiv erscheinen. Was ist der goldene Schnitt in Deinem Produkt, will sagen: welche Eigenschaften stehen in einem wahrnehmbar harmonischen Verhältnis zueinander?“
„Das ist mir jetzt alles zu abstrakt, ich will wissen, wie ich meine Artikel besser verkaufen kann. Du sollst einfach nur diese simple Frage beantworten.“
„Obacht!“, sage ich, „genau da liegt Dein Denkfehler. Die Frage ist zwar simpel, aber die Antwort ist vielschichtig und kann deshalb nicht von einem Experten alleine beantwortet werden. Aber Du, Du kennst Dein Produkt wie kein anderer, also kannst Du es in all seiner Leistung oder vielleicht sogar Schönheit beschreiben. Das ist der Ausgangspunkt, den Du für Dich erst klären musst. Dann die Proportionen erkennen, hiervon herausarbeiten, was im Reptiliengehirn Deiner Zielgruppe vorgeht und erst dann – nicht vorher – solltest Du Deine Vertriebler sukzessive einweihen und ihren Job tun lassen.“
„Das war zwar leider nicht die Antwort, die ich hören wollte“, grummelt er immer noch, „aber wenn ich mir noch mal strukturiert aufschreibe, was Du in welcher Abfolge von mir wissen willst, ist der Ansatz vielleicht gar nicht so schlecht.“
„Ja, ganz genau. Die Kernfragen zu beantworten kostet Deine kostbare Zeit, aber es ist ein Vorgang, den Du nicht delegieren kannst. Das ist ein Jens-Thema.“
„Du unbequemer Quälgeist. Möchtest Du noch einen Kaffee?“ – „Nein Danke, aber ich komme morgen wieder und bin neugierig, wie weit Du gekommen bist. Vielleicht bringt mich Deine Antwort ja selbst auch ein Stück weiter.“
Mittwoch, 30. Juni 2021
Mein Wasserhahn tropft (nicht mehr)
Bei genauerer Betrachtung war es auch gar nicht der Wasserhahn, das wäre ja noch recht harmlos gewesen. Nein, es war der Anschluss zur Wand. Irgendwo in den Untiefen der Installation eine Leckage, an die man mit einfachem Werkzeug nicht herankommt. Was hilft es? Die Verbindung muss abgedichtet, das Problem behoben werden.
Doch wie staune ich, als ein paar Tage später kein Wasser mehr zu sehen ist. Im ersten Moment freue ich mich, aber dann werde ich nachdenklich. Ist das wirklich gut? Das Verschwinden des Phänomens kann nämlich verschiedene Ursachen haben.
Ein hilfreicher Zeitgenosse könnte den Schaden für mich behoben haben. Allerdings wüsste ich nicht, wer es gewesen sein könnte.
Natürliche Selbstheilung könnte dazu geführt haben, dass sich vielleicht ein Krümel in die Leckstelle gesetzt hat und diese nun abdichtet. Kurzfristig gut, aber das wäre keine zuverlässige Lösung und könnte zu ungewünschten Zeitpunkt erneut tropfen.
So ist das mit den Problemen des Alltags. Sie kommen und meist muss man sie bearbeiten und beheben. In selteneren Fällen übernimmt ein Mitmensch den Vorgang und nimmt mir die Arbeit ab. Gruselig wird es jedenfalls, wenn das Problem ohne erkennbaren Grund verschwindet. Oder aber beruhigend, wenn sich herausstellt, dass es sich – so oder so – erledigt hat.
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Mittwoch, 16. Juni 2021
Die Drehzahl der Menschen
Und um es ganz deutlich zu sagen: Diese Grundgeschwindigkeit können wir kaum oder gar nicht beeinflussen (sie ist spezifisch für das einzelne Individuum). Wir fahren vielleicht ein langes Leben lang in der Kolonne der Lastwagen ganz rechts oder wir führen ein kurzes Dasein auf der Überholspur. Es ist abwegig, irgendwelchen Mitmenschen ihre träge oder hektische Art vorzuwerfen oder sie zu einer Änderung zu bewegen. Denn wie beim Verbrennungsmotor gibt es nun mal einen Optimalbereich, und der ist – wie der Kölner sagt – bei jedem Jeck anders.
Dienstag, 8. Juni 2021
Eintscheidungsoptionen (Einfach wahr - Teil 1)
Täglich stehen wir unzählige Male vor der Herausforderung, den weiteren Umgang mit einer bestimmten Situation zu entscheiden. Sei es die Kommunikation im Büro, das Engagement in einem Verein oder die Zufriedenheit mit der Freizeitgestaltung.
Bemerkenswert, dass es völlig unabhängig vom Thema grundsätzlich und immer drei Richtungen (Entscheidungsoptionen) gibt:
- Love it: Man freundet sich - möglichst auch innerlich - mit der Situation bzw. dem Ergebnis an. Hierzu gehört, sich die Vorteile vor Augen zu führen, die Nachteile realistisch zu bewerten, aber nicht zu überhöhen und Alternativen zu prüfen.
- Change it: Wenn es sich unter den gegebenen Bedingungen machen lässt, kann man Änderungen in die Wege leiten. Unbedingt Vorsicht walten lassen (Mitmenschen zu ändern ist oft schwieriger als man denkt) und die Umsetzbarkeit (welche vielleicht nicht beeinflussbaren Beteiligten sind einzubinden) beachten.
- Leave it: Das kann eine Kündigung, eine Trennung, eine Verschiebung von Tätigkeiten oder dergleichen sein. Eine Stellung zu verlassen ist durchaus kein Zeichen von Fehler oder Versagen, sondern die Einsicht, dass es anders besser geht. Sehr sorgfältiges Abwägen sollte im Vordergrund stehen, denn weder leichtfertiges Ausweichen (vor unbequemen Gegebenheiten) noch unvernünftiges Verharren (in aussichtslosen Situationen) sind sinnvoll.
Und dass ein vermeintlich vierter Weg, das Wegschauen, Aufschieben, Entscheidungsvermeiden, nicht gangbar ist. Eher noch kann es sein, dass eine der drei Optionen unter Berücksichtigung der Randbedingungen nicht in Frage kommt.
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Dienstag, 1. Juni 2021
Das Vieraugenprinzip oder: Kontrollieren wie die Fliegen
Bei Verteilung von Nachtisch an zwei Kinder kann man das ja
ganz einfach realisieren, das eine Kind teilt, das andere sucht aus. Fertig.
In der Berufspraxis hat man zum Beispiel die Arbeitsteilung zwischen Front- und Backoffice. Beide Seiten müssen einem Vorgang zustimmen, erst dann kann er durchgeführt werden – wir sprechen dann vom Vieraugenprinzip. Natürlich kann man das noch weiter optimieren, zusätzlich noch eine Revisionsabteilung in den Ablauf integrieren, auch das Compliance-Office darf nicht fehlen, weiterhin noch die Wirtschaftsprüfer und über allem thront noch die Aufsichtsbehörde.
Je mehr Personen eingebunden sind, desto sicherer und stabiler ist das ganze Konstrukt. Dementsprechend bietet es sich an, diese Erkenntnis auf möglichst viele Prozesse anzuwenden. Allerdings bedeutet so eine ausgedehnte Kontrollstruktur auch erhöhten Aufwand und kostet folglich Geld. Je mehr Kontrolle, desto teurer, da rückt dann die Verhältnismäßigkeit in den Mittelpunkt. Sonst bedarf es mehr Budget, als das zu schützende Objekt wert ist.
Es heißt also abwägen, ob ich mit vier Augen (zwei Personen) auskomme, oder ob ich mit tausend Augen kontrollieren muss wie eine Fliege. Übrigens sieht eine Fliege mit ihren vielen (Facetten-) Augen gar nicht wirklich besser. Das ist bei Kontrollen meist auch so.
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Dienstag, 25. Mai 2021
Wetter, Klima, Menschenbilder
Wetter ist immer eine Betrachtung über eine kurze Periode;
wenn keine stabile Großwetterlage herrscht, können wir immer nur ein paar Tage
in die Zukunft absehen, wie es wahrscheinlich sein wird.
Dann das Klima. Das mittelt über größere Einheiten.
Jahreszeiten zum Beispiel, oder Bereiche (Klimazonen). Ob an einem Sommertag
vor einigen Jahren 5 cm Niederschlag runtergekommen sind, ist nicht von Belang,
vielmehr interessieren hier Mittelwerte.
Und es gibt Mikroklima. Das ist regional gemeint und umreißt
das Klima an einer bestimmten Stelle oder abgrenzbaren Region. Ein sehr schönes
Beispiel ist ein kleiner Abschnitt des Mainufers in Frankfurt, der von den
Einheimischen wegen seiner besonderen klimatischen Bedingungen als „Nizza am
Main“ bezeichnet wird.
Die verschiedenen Messwerte (Temperatur, Niederschlag,
Windgeschwindigkeit und –richtung, Sonnenstunden und
Tagestemperaturdifferenzen) kann man also in unterschiedlicher Form verdichten.
Und mal wird daraus eben eine Beschreibung des Wetters, mal des Klimas.
Das wollen wir mal auf das Menschenbild in Unternehmen übertragen. Unter dem Gesichtspunkt der (betriebs-) wissenschaftlichen Führung wird beispielsweise von Kauffeld und Sauer ein Modell vorgeschlagen, in dem Menschbilder auf einer Zeitleiste aneinandergereiht sind. Wie sich das Bild der Menschen in wirtschaftlichem Zusammenhang vom Economic Man (1910) über verschiedene Entwicklungsstufen zum Virtual Man (2010) verändert.
Man könnte es als Klimawandel der Unternehmenskultur
bezeichnen: Über Zeitperioden hinweg wird das Selbstbild, aber insbesondere das
Bild der Führungskräfte bezüglich ihrer Angestellten zusammengefasst. Woraus
sich dann entsprechende Impulse für Organisationsverständnis und –strukturen
ergeben.
Es bietet sich an, dieses Modell noch ein wenig zu ergänzen: Wie ist das mit dem Wetter, wo finden wir in Analogie das Mikroklima wieder?
Die tagesaktuelle Stimmung in der Belegschaft hat
Ähnlichkeiten mit dem Wetter. Veränderungen ergeben sich meist durch äußere
Impulse, Nachrichten zum Beispiel. Da die Reaktionen komplex sind, lässt sich
die Veränderung nur kurzfristig vorhersagen. Das ist beim Eingreifen in die
Unternehmenskultur grundsätzlich anders, hier sind eher langfristige Effekte
und deutlich weniger komplexe Einflussfaktoren zu berücksichtigen, es ist das
Pendant zum Klima.
Das Mikroklima schließlich erkennt man in den
unterschiedlichen Organisationseinheiten. Die Mitarbeiter im Fachbereich
Controlling sind beispielsweise in Ausbildung oder Emotionalität gemittelt ganz
anders als Angestellte im Personalbereich oder der IT. Und selbst in noch
kleineren Einheiten, Gruppen oder Teams, können sich individuelle Strukturen mit
abweichenden Umgangsformen und Bedürfnissen ausbilden.
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